Angemalter Türke

Hallo, Leute!

Tja, nach langer Absenz und auf Hannas Anregung hin (Danke!) les’ ich hier mal wieder mit.
Und hab auch gleich eine Frage:

In Wien sagt man zu jemandem, der dumm in der Gegend steht: „Der steht da wie ein angemalter Türke“ (bzw phonetisch richtiger: „Der steht do wia a angmoiner Tirk“, aber da hatte ich Bedenken, ob Nordlichter und andere nördliche Mitleser das noch verstehen. :wink:)

Weder Google noch Krüger-Lorenz noch (der dreibändige) Röhrich kennen eine Herkunft dieser Redensart. Ich nehme mal an, dass irgendwann Türkenfiguren beliebt waren, und dass die Redensart aus dieser Zeit stammt.

Kann mir irgendjemand erklären, ob mein Verdacht stimmt? Oder kommt das aus ganz anderer Quelle? Und wenn mein Verdacht stimmt: Wann waren denn Türkenfiguren so beliebt? 18. Jhdt, also nach der zweiten Wiener Türkenbelagerung?

Danke im Voraus und liebe Grüße

Livia

Hallo Livia,

"Im Veralten begriffen ist die einst bes. häufige Redensart 
»dåsitzen wia-ra åⁿgmålana (angemalter) Türk«, d.h. in gemächlicher,
schlafmütziger Ruhe dasitzen. Der Ausdruck nimmt Bezug auf das meist
in dürftiger Kunst ausgeführte Ölbild eines Pfeife schmauchenden
Türken, das noch vor dem 1. Weltkrieg als Aushängeschild bei
Tabakläden gebräuchlich war.

Einer unverbürgten Überlieferung zufolge sammelte der Thronfolger Ehz.
Franz Ferdinand solche Schilder, was zu deren Verschwinden führte."

[aus: M. Schuster „Alt-Wienerisch. Ein Wörterbuch veraltender und veralteter Wiener Ausdrücke und Redensarten“]

Gruß nach Wien, aus Wien
Michl

[aus: M. Schuster "Alt-Wienerisch. Ein

Wörterbuch veraltender und veralteter Wiener Ausdrücke und
Redensarten"]

Danke!
Auf die Lösung wäre ich nie gekommen. Ich glaub, ich sollte mir dieses Buch zulegen.

Liebe Grüße retour,
Livia

Bezug zur ‚Dritten Mann‘-Frage?
Hallo Michl,

schau Dir doch bitte diesen Thread auf dem Dialektbrett an:

http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Die Frage dort ist irgendwie nicht erschöpfend beantwortet worden.

Läßt sich da ein Bezug herstellen?

Gruß Gudrun

Angemalter Indianer
Hallo, Livia,

in den USA ist es statt eines Türken ein „Wooden Indian“, der
für die Tabakwaren wirbt. Der war aber als Skulptur vor den
Trafiken zu sehen.

Der bekannteste heißt „Kaw-Liga“ und wird von Charley Pride
besungen.

_Artist: Charley Pride
Song Title: Kaw-liga

Kaw-Liga was a wooden Indian standin’ by the door
He fell in love with an Indian maiden over in the antique store
Kaw-Liga well he just stood there and never let it show
So she could never answer yes or no

Poor ol’ Kaw-Liga well he never got a kiss
Poor ol’ Kaw-Liga he don’t know what he missed
Is it any wonder that his face is red Kaw-Liga that poor ol’ wooden head

He always wore his Sunday feathers and held a tomahawk
The maiden wore her beads and braids and hoped someday he’d talk
Kaw-Liga well he stood there as lonely as can be
Cause his heart was an ol’ pine knoty tree
Poor ol’ Kaw-Liga…

And then one day a wealthy customer bought the Indian maid
He took her oh so far away but ol’ Kaw-Liga stayed
Well he stood there and never let it show so she could never answer yes or no

Poor ol’ Kaw-Liga…_

Gruß Fritz

o.t. Indianer fuer Alkoholwerbung

Hallo, Livia,

in den USA ist es statt eines Türken ein „Wooden Indian“, der
für die Tabakwaren wirbt. Der war aber als Skulptur vor den
Trafiken zu sehen.

Hallo

Rauchen geht ja noch. Uebel finde ich, die Campagne aus Spanien
http://www.escuchalallamada.com/main.html
(Falls link nicht funktioniert, wie bei mir, dann kann man das
Werbeplakat auch hier sehen (etwas runterscrollen:
http://www.otroblog.com/)))
Dort wirbt ein alter Indianer fuer hochprozentiges Feuerwasser.

Gruss, Tychi

o.t. Fritzelack

ein ganz ähnlicher Fall ist der noch immer gebräuchliche österr. Ausdruck „einen Fritzelack reißen“ (vornüber stürzen und auf dem Bauch landen, bes. beim Schifahren): der geht ebenfalls auf ein mittlerweile verschwundenes Reklameschild zurück, das bis in die 70er, 80er Jahre vor praktisch jeder österr. Farbenhandlung hing:

http://www.reklameschilder.com/Suchliste/Fritzelack.jpg

Gruß, Michl

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Hallo Gudrun,

hab ins Dialektbrett eine Antwort reingeschrieben,
leider ist es nur eine Mutmaßung
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Gruß, Michl

Gibs zu, Michl!

Das hast du, mir zum Possen, getürkt!

Fritz ohne elack!

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Gibs zu, Michl!
Das hast du, mir zum Possen, getürkt!

und ich hab’s von langer Hand vorbereitet!
http://www.google.de/search?sourceid=navclient&hl=de…
schade, dass du den Türken durchschaut hast :wink:

Gruß, Michl

Hallo Michl,

hab ins Dialektbrett eine Antwort reingeschrieben,

danke und ich habe Dir dort ein *-lein verpaßt.

leider ist es nur eine Mutmaßung
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Jetzt habe ich immerhin mehr verstanden als bisher.
Beim nächstenmal „dritter Mann“-gucken werde ich extra auf diese Szene achten. :wink:

Gruß Gudrun

Klingt irgendwie witziger als „Bauchplatscher“, findste nich?

Gibs zu, Michl!

Das hast du, mir zum Possen, getürkt!

Gib’s zu, Du hast es bereits ausgedruckt und an die Wand geheftet!

Fritz ohne elack!

Wer weiß?

Gruß Gudrun *bin schon wieder wech*

Fritzelack/Fritzelak
Mann, Michl, das ist ja wirklich gelungen!

und ich hab’s von langer Hand vorbereitet!

Man merkts!

schade, dass du den Türken durchschaut hast :wink:

Noch nicht ganz! Was ist nun die richige Schreibung?

Die hier => http://secure.mak.at/produkt_show.php?s_prod_id=39&l…

Oder die auf deinem Bild? Fritzelack?

Dass du diesen Türkenhaken eingebaut hast, bewundere ich besonders!

Gruß Fritz

Gib’s zu, Du hast es bereits ausgedruckt und an die Wand geheftet!

Schande! Darauf bin ich allein gar nicht gekommen! Ich habe das Bild zwar gespeichert, aber … Schandeschande und nochmal Schande!

Fritz ohne elack!

Wer weiß?

Wenn ich jetzt nun wohl wieder wüsste, was du jetzt nun wohl wieder willst!

Fritz

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Hi!

Das hast du, mir zum Possen, getürkt!

Ich glaub nicht, dass diese Schreibweise richtig ist.

Die Betonung bei „Mir zum Bosn“ liegt eindeutig auf dem O. Es bedeutet auch, du tust mir etwas aus boshaftigkeit an und hat deswegen nichts mit „Possen“, die ja gerissen werden, zu tun.

Wer oft etwas zum Bosn macht, ist ein Bosnigl

Nur zur Erklärung

Grüße Dusan

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Das Fritzela©k-Rätsel: gelöst

O, Fritze!

Die Firma O.Fritze-Lacke Ges.m.b.H. (vormals O.Fritze & Söhne) stellt Farben und Lacke her
http://www.compnet.at/html/ofritzelackegmbh_0E270182…

"Es handelt sich bei diesem Plakat um die ungarische Version des 
österreichischen "Fritzelack" Plakates von A. Karpellus, daher der
Name Fritzelak. Wir _[die Grafische Kunstblättersammlung des MAK  
Museum für angewandte Kunst, Wien]_ haben das Plakat 1925 von der
Witwe des Künstlers als Geschenk bekommen."
_(freundliche Mitteilung MAK Pressebüro)_

Lak ist ungarisch für Lack, voilà :smile:

Hängst du das Fritzelack-Poster wirklich im Klassenzimmer auf?
Da gibt’s noch eins: http://www.plakatkontor.de/images/karpellus00635n.jpg
„Die schlimmen Schüler vergack lackeiern Lehrer Fritzes Schultafel“

Good lack! Michl

O, Fritze!

Oh, Michel, lass doch bitte das „e“ weg.

ungarisch für Lack, voilà :smile:

Schön, dass ich nun auch das weiß! :wink:

Hängst du das Fritzelack-Poster wirklich im Klassenzimmer auf?

Von Klassenzimmer war nie die Rede; dort hänge ich nur Karten und Statistiken und eventuell aktuelle Zeitungsartikel auf.

Auch der Ausdruck, den ich nunmehr ausdruckte, erfüllt nicht meine Erwartung, da ich nur schwarz-weiß drucken kann, und so bleibt das Bild im PC.

Danke auch für das dritte Bild.

Gruß Fritz

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einen Possen tun, spielen, treiben
Warum bist du so scharf darauf, dich immer wieder coram publico bloßzustellen??

Halt dich doch einfach raus, wenn Erwachsene miteinander blödeln.

Du lässt dich doch selber immer wieder blöd dastehen!

_Posse(n)

frühneuhochdeutsch ‚bosse, posse‘ = Figur, Zierat, Beiwerk an Kunstdenkmälern, besonders Scherzfigur an öffentlichen Brunnen.

Possen reißen (später Possen treiben) ist ursprünglich das Entwerfen solcher Scherzfiguren auf dem Reißbrett; seit dem 16. Jahrhundert bedeutet die Wendung soviel wie: Scherz, Unfug treiben; »einen kurzweiligen Menschen, der vil weidesicher Bossen gerissen hat« (J. Aurifaber, Luthers Tischreden, 1571, 339b).
Dazu Possenreißer: derber Spaßmacher, seit 1563 bezeugt. Bald geht die Wendung in die Bedeutung ‚Torheiten begehen‘ über; so schon 1536 in Paul Rebhuns Drama’Susanna’ (V.247).

Das müst yhr selbs am besten wissen,
Was yhr für bossen habt gerissen.

Heute ist der Ausdruck in Redensarten wie Jemandem einen Possen spielen, Ihm etwas zum Possen tun: ihm einen Streich spielen, Ach Possen: Unsinn, noch weiterhin üblich.

[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Posse(n), S. 1. Digitale Bibliothek Band 42: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S. 4781 (vgl. Röhrich-LdspR Bd. 4, S. 1193) © Verlag Herder]_

Also: Einfach mal Fresse halten! (Nuhr)

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Lieber Fritz!

Muss sagen, netter Ton. Dafür hast du dir einen Stern verdient.

Ich weiss sehr wohl was eine Posse ist,auch Possen reissen udergl. Hier liegt die Betonung jedoch ganz anders.
In Österreich wird dein „zum possen“ eher befremdlich aufgenommen werden.

Er tat mir etwas aus Boshaftigkeit. Er tat es mir zum Bosn. Vielleicht findest du in deinem Lexikon auch was darüber.

Grüße Dusan

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Muss sagen, netter Ton. Dafür hast du dir einen Stern
verdient.

Was willst du? Ich war doch noch ganz freundlich!

In Österreich

Hältst du die Östereicher allgemein für so schlau wie dich?

wird dein „zum possen“ eher befremdlich aufgenommen werden.

Nicht von denen, die Bescheid wisen?

Er tat mir etwas aus Boshaftigkeit. Er tat es mir zum Bosn.
Vielleicht findest du in deinem Lexikon auch was darüber.

Volksetymologie! Missverständnis! Unkenntnis! Dusan!

Fritz