Angriff auf Israel

Fangen wir mal mit einer simplen Rechenaufgabe an: erst schreibst Du, es gäbe keine Unschuldigen im Gazastreifen und dann schreibst Du, die meisten Bewohner des Gazastreifens unterstützten die Hamas, also fast 100%.

Da erkenne ich leichte Inkonsistenzen.

Und zweitens: nehmen wir mal an, vor Wahl von Hamas von Hamas (die ja nun auch nicht alle Stimmen bekam) wären gar nicht mal alle Einwohner Fans der Hamas gewesen. Wohin hätten sie denn gehen sollen, nachdem die Hamas die Parlamentswahl gewann? Und wieso ist Abbas von der Fatah seit fast 20 Jahren Präsident der Autonomiebehörde und wieso wird der Premierminister seit 20 Jahren fast durchgängig von der Fatah gestellt?

Ich finde, es spricht schon einiges dafür, dass eben nicht alle Einwohner Fans oder Wähler der Hamas sind und es spricht auch einiges dafür, dass eben nicht alle, die mit der Hamas oder ihren Zielen nicht einverstanden sind, den Gazastreifen verließen und somit immer noch dort wohnen.

Bauchgefühl ist halt so eine Sache:

Nur 44% der Bewohner von Gaza würden die Hamas wählen. Da sind wir also weit entfernt von ‚fast 100%‘. Zudem befürchten fast 60%, dass es für sie Konsequenzen hat, wenn sie sich öffentlich kritisch gegenüber der Hamas äußern.

3 Like

Die wichtigste Frage: Was folgt denn daraus, dass jemand „schuldig“ im Sinne des AriRosh ist? Legitimiert es völkerrechtswidriges Handeln?

Eine ethische Frage: Darf ich mich verteidigen, wenn als „menschliche Schutzschilde“ benutzte Zivilisten dabei getötet oder sonst geschädigt werden? Wo endet Verteidigung, wo beginnen Rache und Vergeltung?

Ich habe momentan den Eindruck, dass Israel zumindest versucht, zivile Opfer zu vermeiden, während die Hamas gezielt Zivilisten angreift.

Willkommen in der Spirale der Gewalt. Es ist so unglaublich ätzend, traurig und abstoßend.

Ich habe in Grenzen Verständnis für das Verhalten Israels und der Palästinenser - nicht jedoch für das der Hamas.

4 Like

Ich vermute mal, dass man sich beim Thema ‚Ethik im Krieg‘ nie wirklich auf einen gemeinsamen Nenner einigen kann.
Allerdings ist das Völkerrecht da etwas eindeutiger. Kurz gesagt dürfen Zivilisten niemals gezielt angegriffen werden. Aberwenn sich zivile Opfer bei einem Angriff auf ein militärisches Ziel nicht vermeiden lassen, muss der Angriff verhältnismäßig sein.

Das deckt sich mit meinen Beobachtungen. Der Hamas und ihren Verbündeten ist ja jedes zivile Opfer auf beiden Seiten recht, da sie in jedem Fall davon profitiert. Das gilt leider auch dann, wenn man die eigene Bevölkerung tötet:
Raketeneinschlag in Gaza-Krankenhaus geklärt - Vorwürfe gegen Medien

1 Like

Das Dilemma hatten wir Deutschen auch schon einmal. Die Entscheidung war schwer, aber sie war richtig.

Eine Geiselnahme ist halt was dezent anderes als ein Krieg und auch in Deutschland gab es das deutlich öfters als nur ‚einmal‘.

Ich vermute eher, dass er die Zwickmühle meint, in der jetzt Israels Regierung steckt und damals Kanzler Schmidt und die deutsche Regierung steckten: soll ich auf die Forderung der Geiselnehmer eingehen um die Geiseln zu retten oder soll ich versuchen die Geiseln mit Gewalt zu retten (und die möglichen Risiken akzeptieren)?
In Kurzfassung: sind wir erpressbar oder nicht?

Ich verstehe schon, was er meint. Aber die Grundvoraussetzungen sind hier einfach verschieden. Bei einer Geiselnahme sind die Geiseln das Mittel zum Zweck (Geld, Freiheit, etc.) und das oberste Ziel der Polizei ist der Schutz der Geiseln.

In einem militärischen Konflikt ist das oberste Ziel das Zerstören von militärischen Zielen und ich muss jedes Mal abwägen, ob die möglichen zivilen Opfer in einem ‚akzeptablen‘ Verhältnis zur Bedeutung des Zieles stehen. Das klingt alles furchtbar zynisch und ich will sicher nicht derjenige sein, der diese Entscheidungen treffen muss. In einem Krieg können Zivilisten und eigentlich besonders geschützte Gebäude (zB ein Krankenhaus) ihren Schutzstatus verlieren und zu einem völkerrechtlich legitimen (Mit)Ziel werden. Nicht jeder tote Zivilist bzw. zerstörte Krankenhaus ist automatisch ein (Kriegs)Verbrechen.

Es gibt sehr gute Gründe, wieso normalerweise sehr genau zwischen Einheiten des Militärs und denen der Polizei bzw. des Innenministeriums unterschieden wird. Das Militär wird in ganz seltenen Fällen im Inneren (zB Objektschutz) eingesetzt und die Gesetzeslage ist hier normalerweise sehr eindeutig. In meiner Zeit beim Bundesheer war ich auch zeitweise dem Innenministerium unterstellt und bekam dafür eine ausführliche Einschulung. Im Fall der Landshut wurde ja auch nicht zufälligerweise mit der GSG9 eine Einheit der Polizei mit der Geiselbefreiung beauftragt.

Mag ja sein. Trotzdem gibt es m. E. militärische Einheiten, die durchaus für Geisellagen ausgebildet sind.

Naja, das lag auch so ein bisschen daran, dass die BW 1977 gar nicht über Einheiten verfügte, die eine solche Operation hätte durchführen können, geschweige denn, solche zuvor trainiert hätten. Der Sache nach war die GSG 9 damals auch weniger eine Polizei- als vielmehr eine Militäreinheit - inkl. Kombattantenstatus.

1 Like

Welche gab es denn 1977? Die Kampfschwimmer standen für einen Einsatz auf einem Flughafen in der Wüste kaum zur Debatte und die anderen Spezialeinheiten, die heute dafür wenigstens ansatzweise in Frage kämen, gab es damals noch nicht.

Er schreibt ja im Präsens.
Gibt es tatsächlich bei der Bundeswehr aktuell eine entsprechende Einheit?

Ich wollte eher auf die Gründungsgeschichte der GSG9 hinaus. Da hat ja die Geiselnahme von München gezeigt, dass spezielles Training und Ausrüstung für solche Situation unabdingbar sind. Und die GSG9 ist bis heute Teil der Bundespolizei.

Heute gibt es das KSK und die von dir genannten Kampfschwimmer, von denen aber zumindest erstere noch nie eine militärische Geiselbefreiung durchgeführt hat. Angeblich sollen ja alle drei Einheiten für einen etwaigen Einsatz in Gaza bereit stehen.

Ja, für militärische Geiselbefreiungen. Und die haben mit einem Kriegseinsatz halt wenig gemein.

Im Kriegsfall würden mit Sicherheit völkerrechtswidrig festgehaltene Zivilisten bei uns vom KSK befreit werden, wenn dies möglich ist.

Du meinst, Israel würde die Geiseln opfern, wenn dafür dann mehr militärische Ziele vernichtet werden könnten, auch wenn eine Befreiung möglich wäre?

Genauso ist es. Hier ein Artikel, in dem gebau dieses Dilemma angesprochen wird.

https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-10/israel-geiseln-gaza-befreiung-hamas/seite-2

Ich rede nicht von einem Kriegsfall sondern einem Kriegseinsatz. Und der Nebensatz ‚wenn dies möglich ist‘ trifft halt genau den Kern der Sache.

Im Übrigen habe ich @X_Strom so verstanden, dass es sich bei den menschlichen Schutzschildern um palästinensische Zivilisten handelt.

Wie so oft legst du nach der Einleitung ‚Du meinst,…‘ irgendwelche Worte in den Mund…

Natürlich würde man zunächst versuchen, eine Geisel (sofern die Anwesenheit bekannt ist) zu befreien:

Falls das aber nicht möglich ist, würde man halt auch einen Angriff in Betracht ziehen.

Wen meinst du eigentlich mit ‚Geisel‘? Die zumeist israelischen Staatsbürger, die am 7. Oktober entführt wurden? Oder palästinensische Zivilisten, die als menschliche Schutzschilder missbraucht werden?

PS: Die Zeit wird zunehmend knapp:

Families of those held in Gaza fear that time is running out to free their loved ones before an expected ground invasion of the territory, amid fears that once the operation begins, freeing further hostages will be an impossibility.
[…]
Others, including some families of hostages who met Netanyahu a week after Hamas’s incursion, have said publicly that they see an attack on Gaza to prevent the group’s continued control of the strip as the only potential way forward.
[…]
“In a time of war the people of Israel have to make sacrifices, even when our children are there, and prevail,” Tzvika Mor, the father of Eitan, who is among the missing, told Israeli radio after meeting the Israeli prime minister earlier this month.

Avi Melamed, a former Israeli intelligence official said the country’s policy had been to try to separate the issue of the hostages from a potential ground invasion, despite increasing pressure from other countries whose citizens are held in Gaza. “I think that Israel will address the issue of hostages as if there is no war, and move ahead with war plan as if there are no hostages,” he said.

Da sind andere nicht ganz so sicher:

Btw., da steht auch ein ganz interessanter Satz, der einer Behauptung weiter oben widerspricht:

Israel has cut almost all supply of electricity, food, water and fuel, exacerbating a humanitarian crisis in the enclave and leaving hospitals short of power and even baby formula.

Israel verhält sich durchaus völkerrechtswidrig. Aber natürlich gibt das der Hamas keinerlei Rechtfertigung für irgendwas - schon gar nicht für das, was sie vorher selber komplett gegen jedes Völker- und sonstiges Recht unternommen haben.

Die Stromleitungen zwischen Israel und dem Gazastreifen waren nach Angaben des „Gaza Elektrizitätswerks“ schon am Morgen des Angriffs auf Israels unterbrochen - was Dir eigentlich bekannt ist, weil Du ja auf den Artikel, in dem ich das erwähnte, geantwortet hast. Das Thema Wasser hatten wir hier auch schon besprochen. Nur ein Bruchteil der Bewohner des Gazastreifens hat Dank der klugen Verwendung von Geld und Material durch die Hamas nur Zugang zu sauberem Wasser und das schließt das Wasser aus Israel mit ein. Und was den Treibstoff angeht: die Hamas sitzt auf mehr als eine Mio. Liter Sprit, braucht den aber dringend selber, um u.a. die Tunnel zu beleuchten, die man für die Lagerung und den Transport von Waffen braucht sowie halt natürlich die motorisierten Fahrzeuge, die man halt so braucht, wenn man eine terroristische Vereinigung ist.

Kurz gesagt: Strom und Wasser waren schon vor dem Angriff der Hamas auf Israel knapp. Die Stromversorgung hat die Hamas selbst zerschossen oder anderweitig unterbrochen und das bisschen Wasser, was aus Israel im Gazastreifen ankam, spielte keine große Rolle (manche Quellen berichten davon dass 10% Zugang zu sauberem Wasser hatten, andere sprechen von 3%). Wenn die Bevölkerung Sprit braucht (um bspw. Strom zu erzeugen), dann soll sie sich vertrauensvoll an die Lagerverwaltung der Hamas wenden.

1 Like

Die Überschrift lautet ‚Hamas hat keine Beweise, dass Israel das Krankenhaus angegriffen hat‘. Der Rest steckt hinter eine Paywall.

Was auch immer da auf dem Parkplatz eingeschlagen ist, es war sicher keine israelische Bombe. Das ist der fragliche Krater:

Der Krater einer 500lb GBU-38 (die kleinste JDAM) ist ca. 5 Meter breit und 3 Meter tief.

Und wenn dir das nicht reicht, sollte dich schon alleine die Aussage, dass es keine Überreste der Bombe gäbe, stutzig machen. Die Hamas hat volle Kontrolle über das Gebiet und ist nicht in der Lage, auch nur ein einziges Fragment der angeblichen Bombe zu präsentieren. Wer das glaubt, will es halt einfach glauben.

4 Like