Anleihen von einer AG

Hallo,

ich habe mal eine - vielleicht - dumme Frage. Wie funktionieren Anleihen. Ich hätte die Möglichkeit Anleihen einer Aktiengesellschaft zu kaufen. es wird eine profitable Rendite / Verzinsung versprochen. 
Anleihen, soviel ich weiß, kann man eigentlich mit einem Kredit vergleichen, wie risikobehaftet könnte dies sein? Bekommt man auf jedenfall seine Einlage wieder?

Danke für eine Antwort.

Gruss
Achim

Hallo,

funktionieren Anleihen. Ich hätte die Möglichkeit Anleihen
einer Aktiengesellschaft zu kaufen. es wird eine profitable
Rendite / Verzinsung versprochen. 

Das hat die Firma Prokon auch versprochen. Inzwischen ist diese Firma pleite, das investierte Geld zum größen Teil futsch.

Bekommt man auf jedenfall seine Einlage wieder?

Je höher der versprochene Zins, umso größer das Risiko. Totalverlust ist möglich.

Gruß

Nordlicht

Hallo,

also das muss man schon etwas differenzierter sehen.

Was mein Vorkommentator meinte, das sind Genußscheine.

Zum Thema Anleihe:

http://boersenlexikon.faz.net/anleihe.htm

Vereinfacht gesagt: Du gibst dem Unternehmen einen Kredit (bei Staatsanleihen einem Staat).

Damit bist Du Gläubiger, was im Falle einer Insolvenz als solches einfließt. Das Risiko besteht nun darin, wenn der Laden pleite geht, ist es eine Frage, was da ist. In diesem Falle gibt es eine Verwertungsreihenfolge, also das Bekannte, erst Steuern und Sozialabgaben, dann Banken, dann und so weiter…als Gläubiger hast Du da ganz schlechte Karten.

Bei Aktien gestaltet sich das etwas anders, da erwirbst Du einen Eigentümeranspruch. Das allerdings kann auch nach hinten los gehen, es gibt zum Beispiel eine Nachschußpflicht…

Es ist sicherlich richtig, je höher die Renditeversprechen sind, je höher auch das Risiko.
Würde ein Unternehmen soviel Geld verdienen, dass es horrende Renditen zahlen könnte, würde es sich anders verhalten…

Aber wie sagte eine Anlegerlegende? no risk no fun.

Fällt mir gerade ein, vielleicht sollte man noch den Unterschied zwischen Genußscheinen und Anleihen kurz beleuchten:

Mit einem Genußschein kaufst Du letztendlich nur eine Beteiligung am Gewinn eines Unternehmens. Macht der Laden keinen Gewinn, bekommst Du auch nichts.
Es gibt auch praktisch keine Garantie, den Nennwert wieder zu bekommen, wenn das Unternehmen Verluste schreibt.

Eine Anleihe kann man mit einem Kredit vergleichen: Feste Zinsen und Auszahlungsmodalitäten, nach Ende der Laufzeit Auszahlung des nominal eingesetzten Kapitals.

Im Falle einer Insovenz ist man mit einer Anleihe Kreditgeber, im Falle eines Genußscheines eigentlich nichts.

Hallo,
vielen Dank für die Antworten. Hilft schon ein wenig. Ich werde mir dies dann nochmal durch den Kopf gehen lassen

Danke und Gruss
Achim

Falle gibt es eine Verwertungsreihenfolge, also das Bekannte,
erst Steuern und Sozialabgaben, dann Banken,

Soll das so eine Art Witz sein? Seit wann sind Kreditinstitute bevorrechtigte Gläubiger?

Bei Aktien gestaltet sich das etwas anders, da erwirbst Du
einen Eigentümeranspruch. Das allerdings kann auch nach hinten
los gehen, es gibt zum Beispiel eine Nachschußpflicht…

Wo gibt es die denn?

Hallo Joachim! Die anderen Vorredner haben bereits umfassend geantwortet. Wir möchten hier nochmal auf das Risiko eingehen und Ihnen ein 10-Punkte-Checkliste an die Hand geben, die Sie beim Anleihenkauf berücksichtigen sollten:

1.) Persönliche Anlagesituation feststellen: Anleihen wie Aktien unterliegen Kursschwankungen. Deswegen sollten Sie bereit sein, die Anleihe bis zum Ende der Laufzeit zu halten. Unternehmensanleihen z.B. weisen generell ein Bonitätsrisiko auf, weshalb Sie das Risiko eines Totalverlusts des eingesetzten Kapitals bedenken müssen.

2.) Zinskupon beurteilen: Die Verzinsung ist – neben der Bonität des Unternehmens – ein wichtiges Merkmal zur Beurteilung der Anleihe. Der Kupon bezieht sich auf den Nennwert der Anleihe und schreibt ihre regelmäßige Verzinsung fest. Sie sollten die Verzinsung insbesondere hinsichtlich des Risiko-Rendite-Profils bewerten: In der Regel deutet eine höhere Verzinsung (im Vergleich zum Markt) auf ein erhöhtes Ausfallrisiko hin. Denn Investoren erwarten einen Ausgleich für das Risiko, das sie mit der Anleihe eingehen, weshalb dieser Ausgleich auch Risikoprämie genannt wird.

3.) Rendite der Anleihe einbeziehen: Die Rendite gibt die effektive jährliche Verzinsung der Anleihe in Prozent vom Kaufkurs an. Insbesondere nach der Emission stellt sie einen wichtigen Indikator für die Bewertung der Anleihe dar. Die Rendite setzt sich zum einen aus den laufenden Zinszahlungen analog des Kupons sowie zum anderen aus Kursveränderungen während der Laufzeit zusammen. Dabei beeinflussen die verbleibende Laufzeit, die Bonität und die Geschäftsentwicklung des Emittenten sowie das Marktzinsniveau den Kursverlauf maßgeblich. Eine hohe Rendite während der Laufzeit der Anleihe ist daher ein Indikator für das mit dem Kauf der Anleihe zu diesem Zeitpunkt verbundene Risiko.

4.) Rating beachten: Für die Beurteilung der Bonität eines Unternehmens können Anleger die Bewertung von Rating-Agenturen wie z.B. Moody’s, Standard&amp:stuck_out_tongue_winking_eye:oor’s, Fitch, Euler Hermes oder Creditreform heranziehen. Hierbei wird zwischen der Klassifizierung „Investment Grade“, also sehr gute bis befriedigende Bonität, und „Speculative Grade“ unterschieden. So steht bei S&amp:stuck_out_tongue_winking_eye: ein AAA-Rating für die höchste Bonität, ein BBB- für eine befriedigende Bonität und ein CCC- für eine ungenügende Kreditwürdigkeit. Eine solche Anleihe kann als spekulativ eingestuft werden.

5.) Geschäftszahlen bewerten: Eckdaten zur Beurteilung der Geschäftsentwicklung finden sich in der Bilanz und in der Gewinn-und-Verlustrechung (GuV) des Unternehmens. Kennzahlen sind hierbei in der Regel branchenspezifisch zu betrachten. Neben Gewinn und Umsatz sind insbesondere folgende Kennzahlen relevant: Zinsdeckungsgrad, Verschuldungsfaktor, Gesamtverschuldungsgrad

6.) Das Geschäftsmodell verstehen: Anleger sollten Emittenten hinsichtlich ihrer Geschäftsmodelle und dessen Tragfähigkeit bewerten. Relevant sind hierbei die Konjunkturabhängigkeit bzw. die Zukunftsfähigkeit der Produkte. Lassen Sie sich nicht allein von bekannten Namen blenden.

7.) Transparenz ernstnehmen: Eine fortlaufende Kommunikation eines Unternehmens mit seinen Investoren, die so genannte Investor Relations oder kurz IR, informiert immer über die aktuelle Geschäftsentwicklung und damit über die Bonität des Unternehmens. Veröffentlicht ein Unternehmen fortlaufend aktuelle Geschäftsberichte und Unternehmenskennzahlen, können Sie die Rückzahlungswahrscheinlichkeit einer Anleihe am Ende der Laufzeit leichter einschätzen. Hohe Transparenz und gute IR-Aktivität sind somit vorteilhaft für Investoren.

8.) Auf Schutzklauseln achten: Bei der Auswahl einer Unternehmensanleihe sollten Anleger darauf achten, dass hinreichende Schutzklauseln (Convenants) im Wertpapierprospekt vermerkt sind. „Change of Control“-Klauseln etwa vermeiden Verluste aus Eigentümerwechseln. Daneben sind Drittverzugsklauseln und Negativverpflichtungen entscheidend, die es Ihnen Anleger ermöglichen, bei Vertragsstörungen Ihre Rechte einzufordern.

9.) Liquidität im Handel beachten: Die Liquidität im Handel ist während der Laufzeit der Anleihe für einen möglichen Verkauf entscheidend. Daher sind permanent handelbare Quotes auf der Geld- und Briefseite wichtig. Auch der Spread – also die Differenz zwischen An- und Verkaufskurs – sollte möglichst gering sein.

10.) Markt- und Branchensituation beurteilen: Mittelständische Unternehmen konzentrieren sich meist auf ein Geschäftsfeld und bergen damit anders als breit aufgestellte Konzerne ein hohes Branchenrisiko. Anleger sollten daher den jeweiligen Tätigkeitsbereich beispielsweise unter Berücksichtigung allgemeiner Konjunkturindizes mittelständischer Unternehmen oder detaillierter Brancheneinschätzungen eingehend prüfen.

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg!
Ihre Redaktion