Anrede im Beichtstuhl

Hallo!
Wie so oft stellt sich bei einer Übersetzung das Problem mit dem „Du“ und dem „Sie“ :smile:
Situation:
Mann kommt in kath. Kirche, wird von Priester angesprochen, ob er ihm helfen kann. „Can I help you, son.“ Das klingt nach „du“, aber im Deutschen würde der Priester ihn doch mit „Sie“ ansprechen? Mann sagt, er muss unbedingt beichten. Im Beichtstuhl sagt er: „Forgive me, Father, for I have sinned. It’s been a year since my last confession.“ Mit „Father“ meint er den Priester, nicht Gott, wenn man den näxten Satz bedenkt, also sagt er „Hochwürden“? Wenn sie jetzt im Beichtstuhl miteinander sprechen, spricht der Beichtiger den Beichtenden dann mit „du“ an? Und der Beichtende den Priester? Ich bin evangelisch und habe grade keinen praktizierenden Katholen bei der Hand *g*.

Natürlich kann ich das Du/Sie-Problem lösen, schließlich ist der Beichtstuhl eine Art Enklave, in der spezielle Regeln gelten, aber ich wüsste doch gern, wie das nun wirklich vonstatten geht. Die üblichen Beichtformeln habe ich schon bei Wikipedia nachgeschaut. Vielleicht werde ich den Text sogar dementsprechend ändern.

Gruß,
Eva

Hi Eva

Wenn sie jetzt im Beichtstuhl
miteinander sprechen, spricht der Beichtiger den Beichtenden
dann mit „du“ an? Und der Beichtende den Priester?

Beim Beichten ist das etwa so wie beim Sport. Da wird plötzlich geduzt, dass die Heide wackelt. Ich war anfangs etwas irritiert, als mich ein Trainer, der mein Sohn sein könnte (inzwischen vielleicht mein Enkel), forsch duzte. So dürfen wir uns auch den Umgang mit dem Beichtvater vorstellen.
Es gibt halt gewisse gesellschaftliche Inseln (Sport, Fernsehen, SPD, Beichtstuhl), wo die übliche Siezerei entfällt.
Gruß,
Branden

wichtige Ergänzung:
Und natürlich hier im Forum!
:wink:

Hallo!
Wie so oft stellt sich bei einer Übersetzung das Problem mit
dem „Du“ und dem „Sie“ :smile:
Situation:
Mann kommt in kath. Kirche, wird von Priester angesprochen, ob
er ihm helfen kann. „Can I help you, son.“ Das klingt
nach „du“, aber im Deutschen würde der Priester ihn doch mit
„Sie“ ansprechen? Mann sagt, er muss unbedingt beichten. Im
Beichtstuhl sagt er: „Forgive me, Father, for I have sinned.
It’s been a year since my last confession.“ Mit „Father“ meint
er den Priester, nicht Gott, wenn man den näxten Satz bedenkt,
also sagt er „Hochwürden“? Wenn sie jetzt im Beichtstuhl
miteinander sprechen, spricht der Beichtiger den Beichtenden
dann mit „du“ an? Und der Beichtende den Priester? Ich bin
evangelisch und habe grade keinen praktizierenden Katholen bei
der Hand *g*.

Natürlich kann ich das Du/Sie-Problem lösen, schließlich ist
der Beichtstuhl eine Art Enklave, in der spezielle Regeln
gelten, aber ich wüsste doch gern, wie das nun wirklich
vonstatten geht. Die üblichen Beichtformeln habe ich schon bei
Wikipedia nachgeschaut. Vielleicht werde ich den Text sogar
dementsprechend ändern.

Hi newcallas,

man darf von englischen Anreden nicht auf die hiesigen Gebräuche
schließen. Hier würde man nicht auf die Idee kommen, den Priester zu duzen (Respektperson), bloß weil er den Titel „Vater“ oder „Pater“ trägt. Umgekehrt ist man in Kirchenkreisen auch nicht mehr so hemdsärmlig, die Gläubigen zu duzen. Ich meine, mit den allgmeinen Benimmregeln bist Du auch im Beichtstuhl gut aufgehoben.

Wolfgang D.

Hallo Eva,
meine Antwort gibt das wieder, was ich im Allgemeinen aus Deutschland (!) kenne, was natürlich nicht ausschließt, dass es Gemeinden gibt, in denen das anders gehandhabt wird.

Mann kommt in kath. Kirche, wird von Priester angesprochen, ob
er ihm helfen kann. „Can I help you, son.“ Das klingt
nach „du“, aber im Deutschen würde der Priester ihn doch mit
„Sie“ ansprechen?

Üblich ist ganz normal „Sie“, wenn die beiden nicht näher bekannt sind.
„Son“ könnte man zwar mit „mein Sohn“ übersetzen, aber auch wenn einem dieser Ausdruck in (übersetzten) Filmen/Büchern öfter begegnet, so kenne ich ihn nicht aus der Praxis. Ausnahmen sind Parodien auf besonders salbungsvolle Priester :smile:

Forgive me, Father, for I have sinned.
It’s been a year since my last confession." Mit „Father“ meint
er den Priester, nicht Gott, wenn man den näxten Satz bedenkt,
also sagt er „Hochwürden“?

Wenn ich nach meinen Erfahrungen in unserer schottischen Austauschgemeinde gehe, dann sind „Father“ und auch „Son“ im englischsprachigen viel weiter verbreitet als bei uns. Von dort kenne ich es, dass der Priester auch z.B. mit „Good morning, father“ begrüßt wird, für das es im Deutschen keine Entsprechung gibt. So ähnlich wie „Guten Tag, mein Herr“ für „Bonjour, Monsieur“ nicht gebräuchlich ist.

„Hochwürden“ ist zwar die offizielle Anrede, wird aber heutzutage als direkte Anrede selten verwendet. Ich kenne es vor allem als Anrede bei offiziellen Anlässen. Allerdings kann man auch nach der Regel gehen: Je älter die Beteiligten und je traditioneller, desto öfter wird sie verwendet.

Im Satz oben wäre es meiner Einschätzung nach eher fehl am Platz. Auch die Übersetzung „Vergib mir Vater“ findest du im Deutschen eher in Witzen und Satiren (oder wieder in Büchern/Filmen).

Den Satz „Meine letzte Beichte war vor…“ gehört dafür zum Standard, den man als Kind lernt.

Viele Grüße
Kati

Auch die Übersetzung „Vergib mir Vater“ findest du im
Deutschen eher in Witzen und Satiren (oder wieder in
Büchern/Filmen).

Hallo, Kati!
Das waren sehr gute Anhaltspunkt für meine Übertragung der Szene. „Vater, vergib mir, denn ich habe gesündigt“ wäre, dachte ich, noch gebräuchlich, als etwas ausgeschmückte deutsche Version des „Pater peccavi“. Aber das ist vermutlich auch schon veraltet …

Danke & Gruß,
Eva

ganz kurz nochmal …
… was sagt man denn zur Begrüßung, bevor der Satz mit der schon soundsolange zurückliegenden letzten Beichte kommt?

Gruß,
Eva

Hallo Eva,

Das waren sehr gute Anhaltspunkt für meine Übertragung der
Szene. „Vater, vergib mir, denn ich habe gesündigt“ wäre,
dachte ich, noch gebräuchlich

Wobei ich nochmal betonen möchte, dass es natürlich meine eigenen Erfahrungen sind. Inwieweit die davon beeinflusst sind, dass ich viel mit Jugendarbeit zu tun hatte und dort alles etwas ungezwungener zugeht, kann ich aus naheliegenden Gründen nicht sagen :smile:

Viele Grüße
Kati

kleine Ergänzung
Hallo Kati,

Üblich ist ganz normal „Sie“, wenn die beiden nicht näher
bekannt sind.

ich kenne es hier aus Badisch-Patagonien durchaus noch, dass ältere Leute den Pfarrer nicht siezen, sondern ihrzen.

Beste Grüße

=^…^=

Hallo Eva,

Wie so oft stellt sich bei einer Übersetzung das Problem mit
dem „Du“ und dem „Sie“ :smile:

das kommt auch stark aufs Umfeld an.
Hier im Dorf duzt der mittlerweile ältere Pfarrer nahezu alle, wird aber von diesen üblicherweise gesiezt.
Das ist eine ähnliche Situation, wie bei einer auch schon älteren Lehrerin der Grundschule, die genauso duzt, aber gesiezt wird.

Gandalf

Hallo Eva,

… was sagt man denn zur Begrüßung, bevor der Satz mit der
schon soundsolange zurückliegenden letzten Beichte kommt?

Beim Betreten ein normaler Gruß an den Priester.
Wie ich es als Kind gelernt habe, geht es dann so weiter:
http://www.sse-luzius.de/beichte.html

Aber auch da muss ich sagen: Keine Ahnung, ob das allgemein wirklich so gemacht wird, das „Meine letzte Beichte war vor“ habe ich, glaube ich, noch nie verwendet.
Aber ich weiß natürlich nicht, wie andere das handhaben…

Viele Grüße
Kati

Herzlichen -

  • Dank an euch alle! Ich glaube, ich habe die Szene jetzt ganz nett zurechtgebastelt :smile:))

Liebe Grüße,
Eva

Letzteres ist Ansichtssache :wink:.

Gruß, Martinus…

Hallo Eva,

„Vater, vergib mir, denn ich habe gesündigt“ wäre,
dachte ich, noch gebräuchlich, als etwas ausgeschmückte
deutsche Version des „Pater peccavi“. Aber das ist vermutlich
auch schon veraltet …

Dieser Satz ist meinem Empfinden nach nichts, was man zum Priester sagt. Ich würde das eher als Gebet einstufen. Es hat einem ja nicht der Priester zu vergeben, sondern Gott. Der Priester ist nur Mittelsmann.

Eine richtige Begrüßung hab ich im Beichtstuhl noch nie erlebt, sondern nur beim persönlichen Beichtgespräch.

Eine Einstiegsfloskel nach dem Kreuzzeichen, die ich damals gelernt habe, lautet: „In Demut und Reue bekenne ich meine Sünden“. Danach erst, „Meine letzte Beichte war vor…“

Eines noch, in Punkto „Du“ und „Sie“: Auch wenn der Priester den Beichtenden siezt (was ich für den Normalfall halte), kommt in der Lossprechungsformel zum Schluss das „Du“ vor.

Gott, der barmherzige Vater, hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes die Welt mit sich versöhnt und den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden. Durch den Dienst der Kirche schenke er dir Verzeihung und Frieden.
So spreche ich dich los von deinen Sünden.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Ich hoffe, die Infos waren noch hilfreich.

Gruß
Michaela

1 Like

Hallo!
Doch, vielen Dank, das ist noch eingeflossen :smile:

Gruß,
Eva

teils ot
Hi VB,

Ich war anfangs
etwas irritiert, als mich ein Trainer, der mein Sohn sein
könnte (inzwischen vielleicht mein Enkel), forsch duzte.

*ggg* das erinnert mich an eine Trainingseinheit
zwischen einem ca. 16 jährigen Fitnessazubi und
einem alten, nein richtig alten, sogar älter als
du! :smile:
Der Junge hat den Mann ungerührt geduzt, während der
Alte den Jungspund dauernd siezte!
Aber das hat den Burschen nicht tangiert! :wink:
Hätten wir uns das erlaubt Branden?

So
dürfen wir uns auch den Umgang mit dem Beichtvater vorstellen.

Nun ist der thread ja vorbei. Aber bei uns war das immer
so die Vater - Kind Situation. Mein Sohn/Tochter hast du…
„Ja Vater“ und oben wurde es schon erwähnt, dieses merkwürdige
„Ihr“, das gibts immer noch aufm Land!

Völlig ot: Es war eine unserer schönsten Ministrantenerinnerungen,
die Beichten der Gemeindemitglieder mitanzuhören, der Pfarrer
war ein wenig schwerhörig und man konnte das ganz gut verstehen.
Einmal stürmte er aus dem Beichtstuhl und ohrfeigte uns
überfallartig, weil wir uns über die ungeschickten Geständisse
eines Nachbarsjungen nicht mehr einkriegten!

@Mod: Ich weiss, das ist NICHT das Plauderbrett!
Ich bitte um Absolution! :smile:

Gruß
ST

Hi Sun Tsu

Hätten wir uns das erlaubt Branden?

Nein. Wir waren ja noch gut erzogen. :wink:

dieses merkwürdige
„Ihr“, das gibts immer noch aufm Land!

Sieh mal an. Heutzutage noch sowas.

@Mod: Ich weiss, das ist NICHT das Plauderbrett!
Ich bitte um Absolution! :smile:

Ich glaube, die gewährt dir der MOD wegen der schönen Geschichte!
Es grüßt dich
Branden