Servus,
wenn Ihr es nicht so eilig habt, würde sich als Etappenstation die hübsche Fachwerkstadt Troyes anbieten; Troyes steht von D aus betrachtet immer ein bissle im Schatten von Paris, weil es so kurz davor liegt und man dann auch ankommen möchte - ist aber für sich allein schon einen Besuch wert. Vorher eventuell über die Jugendstilperle Nancy und dann ab Toul gut 150 km lang immer bloß Landschaft - nicht über die N 4, sondern Toul - Vaucouleurs - Joinville - Brienne.
Schon fast vor den Toren von Paris aber bereits schon mitten in der Provinz westlich des Waldes von Fontainebleau liegt Milly la Forêt (dort übrigens ein paar nette Etappenhotelchen, ruhiges gemütliches Kleinstädtlein mit wirksamer Umgehungsstraße). Gleich bei Milly la Forêt im Wald der „Zyklop“ von Jean Tinguely, vermutlich sein (dem Volumen nach) größtes Werk, an dem er unter Mitwirkung von Niki de St Phalle und vielen anderen jahrelang gebaut hat. Wenn Euch der Zyklop interessiert, sollte die Planung danach gerichtet werden, weil er nur geführt zugänglich ist (meines Wissens sonntags in der Saison, kann man aber beim Office de Tourisme in Erfahrung bringen), und auf jeden Fall auch von Innen begangen werden sollte - er ist voll mit Überraschungen.
Ein bissle weiter nach Süden ausgeholt liegt in der Gegend von Nevers und Bourges das „Herz“ des Hexagons, an dem sonst auch leicht vorbei fährt. Nevers auch ein schönes frühneuzeitliches Städtlein mit prächtiger Partie an der Loire (die von der Quelle bis zur Mündung nirgendwo kanalisiert ist und wohl der einzige Fluss dieser Größe in Europa ist, in dem deswegen noch Lachse laichen). Bourges mit einer hochgotischen Kathedrale, Produkt des Stolzes der zu ihrer Bauzeit sehr reichen Kaufleute von Bourges: Man sieht ihr an, dass ihre Sponsoren wohl Wert darauf legten, so groß zu bauen wie sie es irgendwie noch bezahlen konnten - die hervorstechende Eigenschaft ist das riesige Schiff, bei dem (persönliche Meinung) die Harmonie des Ganzen regelrecht durch die Größe gesprengt wurde.
Zwischen Vierzon und Orléans die über weite Strecken menschenleere Teichlandschaft der Sologne; für einen Besuch lohnt es sich, eine 1:75.000er Karte (IGN „Top75“) zu besorgen. Eine Pause in der Sologne auf der Hinfahrt bewirkt definitive „Entschleunigung“ zur Einstimmung in die Ferien - als Inbegriff allertiefster Provinz sagt man auch „Vierzon - Buffet de la Gare“; ein aus der Gegend von Salbris gebürtiger Cheminot, der in Ferien in der alten Heimat viel zum Angeln ging, erklärte uns, dass es beim Angeln in der Sologne ganz wichtig ist, dass man einen ausreichenden Vorrat an Pastis bei sich hat, damit (wenn man das Glas kippt) auch die Unterseite der Arme gebräunt wird, wenn man halbe Tage lang bewegungslos auf seinem Stühlchen sitzt und dem Wasser beim Stehen zuschaut.
Schöne Grüße
Dä Blumepeder