Anschlag auf Bundeswehr

Hallo,

ich frage aus aktuellem Anlass.

Gibt es bei der Bundeswehr so etwas wie ein Verwundetenabzeichen, oder werden die verletzten Soldaten anderweitig ausgezeichnet.

Die USA zb haben das Purple Heart und auch Frankreich hat eine solche Medaille.

Danke

legionaer

PS: ich will hier jetzt keine Diskussion über Sinn dieses Einsatzen losbrechen oder mich für meine in manchen Augen vielleicht pietätlose Frage angesichts dieser schrecklichen Tat rechtfertigen.

Hallo Legionär,

Gibt es bei der Bundeswehr so etwas wie ein
Verwundetenabzeichen, oder werden die verletzten Soldaten
anderweitig ausgezeichnet.

Zumindest ein Verwundetenabzeichen scheint es bei der Bundeswehr nicht zu geben, wie ein hoffentlich altgedienter und kundiger Timmy Schwarz auf dieser Seite bedauert:
http://blog.focus.de/wiegold/?p=63&cp=3

mit freundlichen Grüssen
Klaus Bernstein

Verwundetenabzeichen
Nein, gibt es nicht.

Gruß Andreas

hallo.

Gibt es bei der Bundeswehr so etwas wie ein
Verwundetenabzeichen, oder werden die verletzten Soldaten
anderweitig ausgezeichnet.

Die USA zb haben das Purple Heart und auch Frankreich hat eine
solche Medaille.

mir erschließt sich der sinn nicht ganz:
warum sollte es für einen soldaten erstrebenswert sein, verwundet zu werden?
soll mit so einem „orden“ die risikobereitschaft erhöht werden?

besser wäre m.e. der umgekehrte weg:
jeder soldat erhält von anfang an ein „guthaben“ an auszeichnungspunkten.
bei jedem seiner einsätze erhält je nachdem, wie anspruchsvoll der einsatz war, einen bronzenen, silbernen oder goldenen einsatzpunkt.
wenn der einsatz erfolgreich und ohne verluste abgelaufen ist, behält er seine auszeichnungspunkte.
aber je nachdem, wieviel mist gebaut wurde, werden ihm auszeichnungspunkte aberkannt.

vorteil: um als der „beste“ angesehen zu werden (in der regel der mit den meisten orden, also auch purple heart), muß sich der soldat nicht mehr - wie in USA gefordert - verwunden lassen!
der beste soldat ist also der, der noch alle auszeichnungspunkte hat und möglichst viele goldene einsatzpunkte.
der schlechteste soldat ist der, der keine auszeichnungspunkte mehr hat und überhaupt keine einsatzpunkte.

gruß

michael

Hallo Michael,

mir erschließt sich der sinn nicht ganz:
warum sollte es für einen soldaten erstrebenswert sein,
verwundet zu werden?

Es ist bestimmt für niemanden, egal ob privat oder beruflich (was beim Soldaten der Fall ist) erstrebenswert sich zu verletzen /verwunden und sich damit Schmerzen beizubringen.

Danach habe ich aber auch nicht gefragt!
Meine Frage wurde aber inzwischen schon beantwortet.

soll mit so einem „orden“ die risikobereitschaft erhöht
werden?

Nein bestimmt nicht, hierfür gibt es doch andere Auszeichnungen (jedenfalls in anderen Armeen als die Deutsche).

besser wäre m.e. der umgekehrte weg:
jeder soldat erhält von anfang an ein „guthaben“ an
auszeichnungspunkten.
bei jedem seiner einsätze erhält je nachdem, wie anspruchsvoll
der einsatz war, einen bronzenen, silbernen oder goldenen
einsatzpunkt.

Ähnlich war es im 2.WK bei den Luftwaffenhelfern (bestimmt auch bei anderen Auszeichnungen), die für Abschüsse Punkte erhielten und auch Abzüge für Fehler (zb den Abschuss eigener Flieger). (Vgl. Dülk, Fickenscher: Die Feuerglocke, Luftwaffenhelferschicksale)

vorteil: um als der „beste“ angesehen zu werden (in der regel
der mit den meisten orden, also auch purple heart), muß sich
der soldat nicht mehr - wie in USA gefordert - verwunden
lassen!

Das ist mir neu, dass in den USA bei solchen Einsätzen eine Verwundung gefordert wird.

Gruß

legionaer

hallo legionär.

Es ist bestimmt für niemanden, egal ob privat oder beruflich
(was beim Soldaten der Fall ist) erstrebenswert sich zu
verletzen /verwunden und sich damit Schmerzen beizubringen.

warum sollte man also dafür „ausgezeichnet“ werden - m.e. ist es „belohnung“ genug, durch eine verwundung gezeichnet zu sein. ein orden dürfte ein steifes knie keinen deut beweglicher machen.
und wenn der soldat seine verwundung aufgrund der eigenen leichtsinnigkeit erlitten hat, gehört er eher bestraft als belohnt.
das gehört natürlich nicht zu deiner frage, aber sollte man nicht darüber nachdenken?

Ähnlich war es im 2.WK bei den Luftwaffenhelfern (bestimmt
auch bei anderen Auszeichnungen), die für Abschüsse Punkte
erhielten und auch Abzüge für Fehler (zb den Abschuss eigener
Flieger). (Vgl. Dülk, Fickenscher: Die Feuerglocke,
Luftwaffenhelferschicksale)

wußte ich gar nicht. werde das mal genauer nachlesen.
aber wenn das zu nazizeiten so war, würde man sich heute wohl schwer tun, so etwas wieder einzuführen.

Das ist mir neu, dass in den USA bei solchen Einsätzen eine
Verwundung gefordert wird.

wenn einer das „purple heart“ haben will, schon :smile:

gruß

michael

Hallo Michael,

mir erschließt sich der sinn nicht ganz:
warum sollte es für einen soldaten erstrebenswert sein,
verwundet zu werden?

Ein Verwundungsabzeichen hat tröstenden und versöhnenden Charakter. Dem Soldaten soll damit gezeigt werden, dass man sein Opfer anerkennt und ihn wertschätzt.
Umgekehrt könnte der Soldat den Eindruck haben, dass er zwar verwundet wurde, aber es keine Socke interessiert.

Insofern ist ein Verwundungsabzeichen ein psychologischer Schachzug.

Gruß
Carlos

das gehört natürlich nicht zu deiner frage,

Eben.
Meine Frage war konkret gestellt und wurde auch dementsprechen beantwortet.

aber sollte man nicht darüber nachdenken?

Kann man machen, aber dann fange doch unter einer neuen Überschrift eine neue Diskussion an.

(Vgl. Dülk, Fickenscher: Die Feuerglocke,

Luftwaffenhelferschicksale)

wußte ich gar nicht. werde das mal genauer nachlesen.

Dülk beschreibt den versehentlichen Nachtabschuss einer eigenen Maschine, für die ihm und seinen Flakkameraden vier Punkte abgezogen wurden und er dann nicht, wie sein Klassenkamerad Fickentscher das Flak-kampfabzeichen erhielt.

aber wenn das zu nazizeiten so war,

Alle Orden von 39-45 wurden in der entnazifizierten Fassung durch das neue Ordensgesetz im Oktober 1957 wieder als tragbar zugelassen.

würde man sich heute wohl schwer tun, so etwas wieder einzuführen.

Naja, und früher bekam man Ärmelschilde (zb Narvik oder auch Cholm) und heute ist es die Bundeswehrverdienstmedaille mit entsprechender Einsatzspange.

Und das gleich von Nato, UN und auch der Bundeswehr, je nach Mandat.
Und je länger und öfter man weg ist kriegt man dann auch das Bundeswehrverdienstkreuz, in den Stufen g/s/b.
In manchen Fällen sogar das Bundesverdienstkreuz (oft bei Offz. d höheren Dienstes, dh ab Major)

Nein, gibt es nicht.

Bekommen die dann aber trotzdem irgendwas im Sinne von dem, was Carlos oben geschrieben hat?

„Verwundungsabzeichen hat tröstenden und versöhnenden Charakter. Dem Soldaten soll damit gezeigt werden, dass man sein Opfer anerkennt und ihn wertschätzt…Insofern ist ein Verwundungsabzeichen ein psychologischer Schachzug.“

Das waren ja wohl nicht die ersten Verwundeten der Bw bei einem Auslandseinsatz.

Das ist mir neu, dass in den USA bei solchen Einsätzen eine
Verwundung gefordert wird.

wenn einer das „purple heart“ haben will, schon :smile:

Wenn einer die POW (Prisoner of War-Medal) „haben will“ wird auch eine Gefangenschaft gefordet.
Der Soldat muss sich ´ehrenhaft´ in Gefangenschaft gehalten haben.
Je nach Dauer gibt es hier einen bronzenen oder silbernen Stern dazu.

PS.: Das Ding wurde 1985 von Ronald Reagen eingeführt und ist bis 1917 rückwirkend gültig.

PPS.: Bei den Franzosen gab es im 2. WK sogar einen Orden, wenn man es geschafft hat aus der gefangenschaft zu fliehen.

Bekommen die dann aber trotzdem irgendwas im Sinne von dem,
was Carlos oben geschrieben hat?

Nein, wenn sie Pech haben müssen die Kameraden dann erst einmal einen jahrelangen Rechtsstreit führen, um ihre Dienstunfähigkeit (und die entsprechende Versorgung) auch voll anerkannt zu bekommen - das ist bisher leider nicht wenigen Kameraden so gegangen.

Man könnte auch sagen: In Deutschland bekommt man als Soldat so oder so nur einen (im Idealfall) warmen Händedruck von Vater Staat als Dank für das, was man tut - und von gesellschaftlicher Anerkennung braucht man gar nicht reden.

Gruß Andreas

Hallo,

Umgekehrt könnte der Soldat den Eindruck haben, dass er zwar
verwundet wurde, aber es keine Socke interessiert.

Es interessiert keine Socke, ob Soldaten verwundet werden.
Insbesondere interessiert es keinsfalls diejenigen, die den Einsatz
zu verantworten haben.

Im übrigen ist es der Job des Soldaten, andere zu verwunden bzw.
Verwundungen in Kauf zu nehmen. Wem das nicht passt, der kann ja
einen anderen Job machen.

Gruß

Fritze

Hallo Fritze,

Es interessiert keine Socke, ob Soldaten verwundet werden.
Insbesondere interessiert es keinsfalls diejenigen, die den
Einsatz
zu verantworten haben.

Die Fähigkeit sich in andere Menschen hineinzuversetzen und ihre Motivation zu verstehen ist den Menschen in unterschiedlichen Maße gegeben. Ich probiere es nochmal.

Die mittleren und hohen Offiziere sind üblicherweise keine Autisten, seelenlose Technokraten oder Soziopathen. Sie haben ein positives Bild von sich, ihren Soldaten und ihrer Armee. Aus ihrer Sicht schützen sie das Vaterland und erfüllen sie eine wichtige Aufgabe.

Ein Hauptmann oder ein General denkt nicht in Megatoten. Für ihn sind die untergebenen Soldaten Kameraden und fühlt sich mit ihnen solidarisch.
Ab einem gewissen Level MUSS der Offizier seine Soldaten als Kanonenfutter verheizen, wenn er die militärischen Ziele erreichen will. Das heißt aber nicht, dass ihm der Tod von Soldaten egal ist.

Gruß
Carlos

Im übrigen ist es der Job des Soldaten, andere zu verwunden
bzw.
Verwundungen in Kauf zu nehmen. Wem das nicht passt, der kann
ja
einen anderen Job machen.

Gruß

Fritze

Die mittleren und hohen Offiziere sind üblicherweise keine
Autisten, seelenlose Technokraten oder Soziopathen. Sie haben
ein positives Bild von sich, ihren Soldaten und ihrer Armee.
Aus ihrer Sicht schützen sie das Vaterland und erfüllen sie
eine wichtige Aufgabe.

Ein Hauptmann oder ein General denkt nicht in Megatoten. Für
ihn sind die untergebenen Soldaten Kameraden und fühlt sich
mit ihnen solidarisch.
Ab einem gewissen Level MUSS der Offizier seine Soldaten als
Kanonenfutter verheizen, wenn er die militärischen Ziele
erreichen will. Das heißt aber nicht, dass ihm der Tod von
Soldaten egal ist.

Gruß
Carlos

Ich danke dir Carlos, dass du das noch mal klargestellt hast - aber in der Regel kommen solche „Fachexpertisen“ bezüglich der unmenschlichen Streitkräfte von Personen, die allerhöchstens mal eine Polizeikaserne bei einer vorläufigen Festnahme bei einer Demo live erlebt haben (ich liebe es genauso zu pauschalisieren).

Gruß ANdreas

Ein Verwundungsabzeichen hat tröstenden und versöhnenden
Charakter. Dem Soldaten soll damit gezeigt werden, dass man
sein Opfer anerkennt und ihn wertschätzt.
Umgekehrt könnte der Soldat den Eindruck haben, dass er zwar
verwundet wurde, aber es keine Socke interessiert.

Insofern ist ein Verwundungsabzeichen ein psychologischer
Schachzug.

Tja- aber realiter stimmt der o.a. Teil denn doch- Die Bw hat den Soldaten im Auslandseinsatz insuffizienter zu Lebens- u.ä. versicherungen geraten- gerade die zahlen aber in so einem Fall nicht- die verwundeten Soldaten werden dann auch noch entlassen („Untauglich“ ohne Beine bspw.). Tolle Fürsorge. Man lese dazu mal das Soldatengesetz: Der Bund und seine Soldaten sind zu gegenseitiger Treue verpflichtet :frowning:(

Die mittleren und hohen Offiziere sind üblicherweise keine
Autisten, seelenlose Technokraten oder Soziopathen. Sie haben
ein positives Bild von sich, ihren Soldaten und ihrer Armee.
Aus ihrer Sicht schützen sie das Vaterland und erfüllen sie
eine wichtige Aufgabe.

Ein Hauptmann oder ein General denkt nicht in Megatoten. Für
ihn sind die untergebenen Soldaten Kameraden und fühlt sich
mit ihnen solidarisch.
Ab einem gewissen Level MUSS der Offizier seine Soldaten als
Kanonenfutter verheizen, wenn er die militärischen Ziele
erreichen will. Das heißt aber nicht, dass ihm der Tod von
Soldaten egal ist.

Gruß
Carlos

Danke- schlicht und treffend formuliert- aber eben nur für die Militärs- „Ober“-Kommandierende sind aber militärisch völlig insuffiziente Zivilisten und die sind weitaus herz- und gewissensloser, als jeder verantwortlich denkende Offizier!