Nun, ich kenne mich nicht aus, kann mir aber doch gut
vorstellen, daß es einen klaren ( - und möglicherweise auch
einklagbaren -) schulpädagogischen Ansatz gibt, der darauf
abzielt, wenigstens die Situation örtlicher Isolation bei den
Kindern wenn irgend möglich zu vermeiden. Es kann ja doch kein
Zufall sein, daß sich die einzelnen Klassen i.d. Regel
ausnahmslos aus ALLEN Schülern der jeweiligen Ortschaften
einer bestimmten Region zusammensetzen.
Das ist ein eher praktischer Ansatz, der was mit Schulorganisation zu tun hat, weniger mit einem pädagogischen Ansprüchen. Und selbst wenn, dann kann man aus einer solch üblichen Praxis noch lange keine juristischen Ansprüche herleiten.
Wer wollte sich auch anmaßen, bei jungen Menschen in diesem
Alter schon jenen Grad an charakterlicher Reife und
Selbstbewusstsein als selbstverständlich vorauszusetzen,
welche dazu nötig sind, um mit solch einer Situation
einigermassen unbeeindruckt und verantwortlich umzugehen.
Wenn es wäre, wie Du sagst, dann dürfte es überhaupt keine Aufteilung in weiterführende Schulen geben. Und…vergiss das bitte nicht…dann wären Eltern, die ihren Kindern Schulwechsel zumuten geradezu fahrlässig. Oder nicht?
Insbesondere in größeren Städten ist es sowieso nicht gegeben, dass Kinder in geschlossenen Gruppen die Einrichtungen wechseln. Da teilen sich die Kiddies nach der vierten, oder aber sechsten Klasse, in bis zu 7-8 weiterführende Schulen auf, je nachdem, wie die Eltern das entscheiden. Zwar werden auch dort i.d.R. die Klassen nach den Ausgangschulen eingeteilt, aber wegen der Klassenstärken geht das nie genau auf und wenn nur zwei Kinder aus einer Klasse in eine neue Klasse kommen, die sich alle schon kennen, kann das ebenso negativ sein. Es ist müßig da allgemeingütlige Regeln aufstellen zu wollen.
Kinder verkraften normalerweise solche Schulwechsel aber ganz gut.
Lediglich eine Überschreitung der zulässigen Klassenstärke
wäre in meine Augen überhaupt eine Begründung für das
momentane Vorgehen und dies ist wohl nachweislich nicht der
Fall.
Das kann ich nicht wissen, ich sage ja auch, dass mir die Motivation der Schulleitung nicht nachvollziehbar ist, ich kann die Schule aber auch nicht fragen. Es geht mir mehr um die Ansicht, mit Anwälten könne man seinem Kind alle Steine aus dem Weg räumen.
Ebenso finde ich eher unbewiesen, dass die Probleme Deiner
Nichte ursächlich an DER neuen Klasse liegen sollen. Immerhin
kommen Kinder bei jedem Ortswechsel in völlig neue Klassen,
das ist Deiner Nichte vor drei Jahren doch auch schon
passiert.
Du hast natürlich recht, bewiesen ist dies nicht, nur die
Erklärung
erscheint mir nicht ganz schlüssig
Meine Erklärung nicht schlüssig? Kann sie nicht sein, weil ich natürlich nur die Fakten kenne, die Du uns bechreibst. Da fehlt z.B. auch eine Erklärung, wieso und unter welchen Umständen denn überhaupt die ganzen Umschulungen nötig waren. Man kann nicht im Ernst glauben, dass die ohne Folgen für das Mädel geblieben sind, wenn eine nicht wunschgemäße Klasse solch extreme Auswirkungen haben soll.
sie während Einschulung einen Großteil der Kinder IHRER
Ortschaft tatsächlich erst kennengelernt und konnte sich so
auch nachmittags bei Bedarf mit Ihren Mitschülern
beispielsweise über die gemeinsamen Hausaufgaben austauschen -
ein Umstand, den sie mir gegenüber nachdrücklich beklagt hat
und den ich persönlich auch für eine eindeutige
Benachteiligung halte.
Ei Gott, Thomas, es gibt tausend ‚Benachteiligungen‘. Und es gibt Telefon! Das Mädel ist 15 Jahre alt, das kann man doch nicht mehr mit der Einschulung vergleichen. In dem Alter möchte man längst wiassen, das das Leben nicht immer gerecht ist. Meine Freundinnen wohnten damals alle nicht in meiner Ortschaft (ich war nämlich an so einer so genannten Zubringerschule, wo Kinder aus über 20 vertreuten Orten beschult wurden.), sondern jeweils 5-10 km entfernt…erreichbar nur mit dem Rad über sandige Waldwege. Na und, wir haben trotzdem gemeinsam für die Prüfungen gelernt, entweder gleich nach der Schule, oder am WE oder eben nach 5km Kampf durch Sand und Regen. Telefon hatten wir damals übrigens keins
Unterhalte Dich doch mal mit Deiner Nichte darüber, WARUM sie eigentlich in der neuen Klasse abgelehnt wird. Doch nicht explizit, weil sie neu ist oder weil sie aus einer anderen Ecke kommt. In den Klassen meiner Kinder kommen öfter mal Neue, die sind max. 14 Tage ein Thema, dann gehören die dazu. Vielleicht lehnt ja das Kind instinktiv die Klasse ab und gar nicht umgekehrt? Und dann fragt Euch, ob sie in der ‚alten‘ Klasse denn willkommen wäre. Gerade so eine per Anwalt erzwungene Umsetzung kann eine ganz neue Stigmatisierung hervorrufen.
Und was wird aus Deiner Nichte, wenn sie einen Beruf erlernt? Muss dann eine Freundin mitgehen und Händchen halten, oder wie?
Ich meine, Ihr könnt doch machen was Ihr denkt, vielleicht hilft es auch ein wenig, aber ich glaube immer noch, dass hier auf einem Scheinschauplatz gekämpft wird, statt das wirkliche Übel anzugehen.
Gruß Maid