Einiges aus meiner Sammlung
Hallo Lili,
was ist „schön“ ? (seufz)
Das ist halt sehr individuell.
Hier ein Paar Gedichte aus meinem Fundus, vielleicht ist etwas dabei.
Nicht bei allen kenne ich den Autor.
Lieben Gruß
Dantis
Zum 18. Geburtstag
(NN)
Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben,
wo ist nur die Zeit geblieben?
Gestern Kind – und heut‘ schon achtzehn,
wer nicht Schritt hält, hat das Nachsehn.
Wir, die Ält‘ren, stehn voll Staunen,
vielleicht hörst du unser Raunen:
Achtzehn? Nein, das kann nicht sein!
Gestern war sie noch so klein!
Reden von vergang‘ner Zeit
bringt dich in Verlegenheit?
Lass uns schnell das Thema wechseln
und nicht länger Worte drechseln –
denn beim Altern oder Wachsen
helfen keine Prophylaxen.
Und das ist auch richtig so,
denn nur Stillsteh‘n macht nicht froh.
Stürz dich nur hinein ins Leben,
sei von Freunden stets umgeben,
zeige Mut in Widrigkeiten,
lass dich nicht von Blendwerk leiten!
Pfleg‘ den Leib und seine Glieder,
einen zweiten gibt’s nicht wieder.
Bleibe offen für die andern,
die mit dir gemeinsam wandern.
Du brauchst sie – sie brauchen dich –
keiner lebt allein für sich.
Hab‘ stets Hoffnung, auch in Zeiten
mit Problem und Schwierigkeiten,
sei bereit, auch selbst zu geben -
das macht Glück aus und heißt „leben“!
Glücklich ist nicht,
wer anderen
so vorkommt, sondern
wer sich selbst
dafür hält.
(Seneca)
In diesem Sinne:
Viel Glück!
Gute Wünsche
(Maria Baldus-Cohen-Or)
Ich wünsche Dir ein Grammophon
in einem Rosengarten
und eine Bank als Ruheplatz
zum Träumen und zum Warten.
Ich wünsche Dir ein kleines Haus
mit Fenstern weit und Türen
und Wege, die von dir zu mir
und zu den Freunden führen.
Ich wünsche dir ein Glockenspiel
viel Sonne und auch Regen
den Früchten Wachsen und Gedeih’n
und deinen Mühen Segen.
Glück
(Clemens Brentano)
Glück ist eine stille Stunde,
Glück ist auch ein gutes Buch
Glück ist Spaß in froher Runde,
Glück ist freundlicher Besuch.
Glück ist niemals ortsgebunden,
Glück kennt keine Jahreszeit,
Glück hat immer der gefunden,
der sich seines Lebens freut.
Buch des Lebens
(Wilhelm Busch)
Hass, als Minus und vergebens
wird vom Leben abgeschrieben.
Positiv im Buch des Lebens
steht verzeichnet nur das Lieben.
Ob ein Minus oder Plus
uns verblieben, zeigt der Schluss.
Du liebe Zeit
(Erich Fried)
Da habe ich einen gehört
wie er seufzte: „Du liebe Zeit!“
Was heißt da „Du liebe Zeit“?
„Du unliebe Zeit“, muß es heißen
„Du ungeliebte Zeit!“
von dieser Unzeit, in der wir
leben müssen. Und doch
Sie ist unsere einzige Zeit
Unsere Lebenszeit
Und wenn wir das Leben lieben
können wir nicht ganz lieblos
gegen diese unsere Zeit sein
Wir müssen sie ja nicht genau so
lassen, wie sie uns traf
Auch das ist Kunst, ist Gottes Gabe
(Johann Wolfgang von Goethe)
Auch das ist Kunst, ist Gottes Gabe,
aus ein paar sonnenhellen Tagen
sich so viel Licht ins Herz zu tragen,
dass, wenn die Sonne längst verweht,
das Leuchten immer noch besteht.
Mein Wunsch für Dich
(Nach einem alten irischen Segen)
Nicht dass von jedem Leid
verschont du mögest bleiben,
noch dass dein künftiger Weg
stets Rosen für dich trage
und keine bittere Träne deine Wange netze
und niemals du den Schmerz erfahren mögest –
dies alles wünsche ich Dir nicht.
Mein Wunsch für Dich ist vielmehr dieser:
Mögest du kostbare Erinnerungen
an die guten Dingen des Lebens
bewahren in deinem Herzen. …
Es blüht hinter uns her
(Hilde Domin)
Weil ein neuer Anfang möglich ist … -
diese Hoffnung verbindet sich
mit jedem Jahreswechsel.
Wünsche, Sehnsüchte und gespannte Vorfreude
richten sich auf das Neue.
…
Aber in jeder Situation gilt:
Ein neuer Anfang ist möglich.
Es ist an uns,
die vor uns liegende Zeit zu gestalten.
Wer sich anstecken lässt
vom Leitstern der Sehnsucht,
wer den ersten Schritt in die Zukunft wagt,
dem ist gesagt:
„Fürchte dich nicht, es blüht hinter uns her.“
Lebenszeit
(Reinhard Lehmitz)
Es ist Zeit
Sagt die Zeit
Besinne dich
Ich bin da für dich
Sagt die Zeit
Nutze mich
Du hast mein Herz
Sagt die Zeit
Wärme mich
Ich liebe dich
Sagt die Zeit
Meine Zeit ist dein
Vergesse mich
Sagt die Zeit
Mein Atem ist still für Dich
Zögere nicht
Sagt die Zeit
Ich bin kostbar
Lebe mich
Sagt die Zeit
Glück ist Gnade
Sei dankbar
Sagt die Zeit
Ich muss weiter
Vertraue mir
Sagt die Zeit
Ich komme zurück
Mit Lebenszeit …
Wenn du nicht Kiefer sein kannst
(Douglas Malloch)
Wenn du nicht Kiefer sein kannst auf dem Hügel,
sei ein Busch im Tal - aber sei
der schönste kleine Busch am Ufer des Bachs.
Sei ein Busch, wenn du kein Baum sein kannst.
Wenn du kein Busch sein kannst, sei ein Büschel Gras
und steh heiter am Straßenrand.
Wenn du kein Hecht sein kannst, sei einfach ein Barsch,
aber der munterste Barsch im See.
Nicht nur Kapitän, auch Mannschaft muss sein,
für alle von uns ist Platz.
Viel Arbeit ist zu tun und wenig,
doch die Pflichten, die wir haben, sind gleich.
Wenn du keine Straße sein kannst, sei nur ein Pfad.
Wenn du die Sonne nicht sein kannst, so sei ein Stern.
Es ist nicht die Größe, nach der du siegst oder fällst.
Sei das Beste, was immer du bist.
Glück
(Christian Morgenstern)
Möglichst viel Glück, sagt man, aber wie,
wenn die höchste Glücksempfindung einen Menschen voraussetzte,
der auch Allertiefstes gelitten haben muß?
Wenn Glücksgefühl überhaupt erst möglich wäre
in einem durch Lust und Unlust gereiften Herzen?
Wer möglichst viel Glücksmöglichkeiten fordert,
muß auch möglichst viel Unglück fordern,
oder er negiert ihre Grundbedingungen.
Glück
(NN)
Glück ist gar nicht mal so selten,
Glück wird überall beschert,
vieles kann als Glück uns gelten,
was das Leben uns so lehrt.
Glück ist jeder neue Morgen,
Glück ist bunte Blumenpracht.
Glück sind Tage ohne Sorgen,
Glück ist, wenn man fröhlich lacht.
Glück ist Regen, wenn es heiß ist,
Glück ist Sonne nach dem Guss,
Glück ist, wenn ein Kind ein Eis isst,
Glück ist auch ein lieber Gruß.
Glück ist Wärme, wenn es kalt ist,
Glück ist weißer Meeresstrand.
Glück ist Ruhe, die im Wald ist,
Glück ist eines Freundes Hand.
Glück ist eine stille Stunde,
Glück ist auch ein gutes Buch.
Glück ist Spaß in froher Runde,
Glück ist freundlicher Besuch.
Glück ist niemals ortsgebunden,
Glück kennt keine Jahreszeit.
Glück hat immer der gefunden,
der sich seines Lebens freut.
Mit der Zeit
(NN)
Mit der Zeit lernst Du,
dass eine Hand halten nicht dasselbe ist,
wie eine Seele fesseln.
Und dass Liebe nicht Anlehnen bedeutet,
und Begleiten nicht Sicherheit.
Du lernst allmählich,
dass Küsse keine Verträge sind
und Geschenke keine Versprechen.
Und Du beginnst
Deine Niederlagen erhobenen Hauptes
und offenen Auges hinzunehmen
mit der Würde des Erwachsenen
nicht maulend wie ein Kind.
Und Du lernst,
all Deine Strassen auf dem Heute zu bauen,
weil das Morgen ein zu unsicherer Boden ist.
Mit der Zeit erkennst Du,
dass sogar Sonnenschein brennt,
wenn Du zuviel davon abbekommst.
Also bestelle Deinen Garten
und schmücke selbst Dir die Seele mit Blumen,
statt darauf zu warten, dass andere die Kränze flechten.
Und bedenke,
dass Du wirklich standhalten kannst …
und wirklich stark bist.
Und dass Du Deinen eigenen Wert hast!
Wunschlos glücklich …
(NN)
Geht man nach dem Volksmund,
dann kann sich der glücklich schätzen,
der wunschlos ist.
Ist es aber nicht genau anders herum?
Kann sich nicht eher der glücklich fühlen,
der wunschvoll bleibt?
Wunschvoll glückliche Menschen
haben ja einen Schatz in sich.
Große und kleine Wünsche,
wichtige und unwichtige,
erfüllbare und unerfüllbare.
Ein wunschvoller Mensch ist lebendig,
ist auf einem Weg,
er hat Ideale und Hoffnungen
für sich und seine Umwelt.
Wünsche sind,
wenn man sie ernst meint, Kräfte,
und es lohnt sich, darüber nachzudenken,
was wir wirklich brauchen.
Ich will ein fremdes Land bereisen
(Martin Rauhaus)
Ich will ein fremdes Land bereisen,
seine Berge bewandern,
seine Küsten erforschen,
die rauen Klippen besteigen
und Halt finden am lebensrettenden Vorsprung.
Ich will die fremden Winde spüren
und den warmen Regen auf meinen Wangen.
Meine Hände will ich in seine Erde graben.
Seine Wurzeln fühlen will ich,
schmecken sein Salz und riechen
den Duft seiner weiten Täler.
Und ich will kämpfen mit dem Land,
mich messen mit seinem Willen,
seine und meine Grenzen erforschen,
bis der Schlaf kommt und ich mich bette
auf den Blättern seines Herbstes.
(Aus dem TV-Film „Italiener und andere Süßigkeiten“,
gedichtet vom Drehbuch-Autor)
Was du als richtig empfunden
(Joachim Ringelnatz)
Was du als richtig empfunden,
Das sage und zeige,
Oder schweige.
Wahr ist der Würdige oder stumm.
Immer bleibt, wem der Schein genügt,
Wessen Zunge das Herz belügt,
Feig und falsch oder dumm.
Das Ideal
(Kurt Tucholsky)
Ja, das möchste:
Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse,
vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße:
mit schöner Aussicht, ländlich-mondän,
vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn -
aber abends zum Kino hast dus nicht weit.
Das Ganze schlicht, voller Bescheidenheit:
Neun Zimmer, - nein, doch lieber zehn!
Ein Dachgarten, wo die Eichen drauf stehn,
Radio, Zentralheizung, Vakuum,
eine Dienerschaft, gut gezogen und stumm,
eine süße Frau voller Rasse und Verve -
(und eine fürs Wochenend, zur Reserve) -,
eine Bibliothek und drumherum
Einsamkeit und Hummelgesumm.
Im Stall: Zwei Ponies, vier Vollbluthengste,
acht Autos, Motorrad - alles lenkste
natürlich selber - das wär ja gelacht!
Und zwischendurch gehst du auf Hochwildjagd.
Ja, und das hab ich ganz vergessen:
Prima Küche - erstes Essen -
alte Weine aus schönem Pokal -
und egalweg bleibst du dünn wie ein Aal.
Und Geld. Und an Schmuck eine richtige Portion.
Und noch ne Million und noch ne Million.
Und Reisen. Und fröhliche Lebensbuntheit.
Und famose Kinder. Und ewige Gesundheit.
Ja, das möchste!
Aber, wie das so ist hienieden:
manchmal scheints so, als sei es beschieden
nur pöapö, das irdische Glück.
Immer fehlt dir irgendein Stück.
Hast du Geld, dann hast du nicht Käten;
hast du die Frau, dann fehln dir Moneten -
hast du die Geisha, dann stört dich der Fächer:
bald fehlt uns der Wein, bald fehlt uns der Becher.
Etwas ist immer.
Tröste dich
Jedes Glück hat einen kleinen Stich.
Wir möchten so viel: Haben. Sein. Und gelten.
Daß einer alles hat:
das ist selten.
Gehalten und bewahrt
(Jörg Zink)
Es läuft eine Linie durch unsere Jahre,
gezogen von einer sicheren Hand.
Nichts geschieht „einfach so“.
Was um uns her geschieht, redet uns an.
Was wir erfahren, will uns ändern.
Was uns begegnet, ist ein Geschenk.
Alle Wahrheit, die wir verstehen,
alle Lebenskraft hat uns einer zugedacht.
Was uns zufällt, was wir Zufall nennen,
fällt uns aus einer gütigen Hand zu. …
… Wir können uns aus der Hand legen.
Er wird uns halten und bewahren
in Zeit und Ewigkeit.