Ich lasse mal den erhobenen Zeigefinger angesichts der vollkommen berechtigten Umweltthematik eines solchen Unterfangens beiseite und will es mal mit der Einordnung meiner Kenntnis einer solchen Geschichte aus erster erster Hand versuchen. Vor ein paar Jahren teilte mir ein noch nicht so altes Paar (Mitte 50) aus dem Umfeld mit, dass sie eine Antarktis-Kreuzfahrt gemacht hätten, und erwartete offenbar das große „Wow“, „Boah“, neidische Blicke, … Ich konnte damit weder spontan noch nach detaillierterer Berichterstattung dienen. Ich bin jemand, der im Urlaub den Massentourismus vermeidet, gerne etwas ruhigere bis einsamere Gegenden bevorzugt, gerne „im Norden“ unterwegs ist, also da eigentlich ein dankbares Opfer hätte sein müssen. Aber meine spontane Gedanken waren: „Wenn man mit seinem Geld sonst nichts mehr anzufangen weiß!“, „Für was?“, „Was für eine Strapaze, was hat das mit Urlaub zu tun?“, …
Und das bestätige sich für mich dann auch nach allen, was mir dann so berichtet wurde. Ewig langer Flug mit mehrfachem Umsteigen, kein modernes Kreuzfahrtschiff mit allem Komfort und kurzweiligem Zeitvertreib (gibt es natürlich auch, aber die kommen wohl nicht so weit rein/von denen aus kann man dann nicht so viel in der Antarktis machen), sondern ein eher „rustikaler“ Kahn mit dem es dann tagelang bei mäßigem Wetter zunächst mal mit für mich nicht so spannend klingenden Zwischenstopps an der Küste von Südamerika entlang und dann zwei Tage an die Nordspitze der Antarktis ging. Die größeren Schiffe machen da eher so einen symbolischen Zwischenstopp für einen oder zwei Tage mit einem/zwei Ausflügen. Das kleinere Schiff ist dann ein paar Tage noch etwas zwischen Eis herum geschippert, um mehrfach Eis auf kleinen Schlauchboot-Touren zu sehen.
Ja, es gab auch Wale und Pinguine sowie Robben zu sehen, aber kommen wir zum springenden Punkt: Mit Ausnahme der Pinguine in freier Natur kann man das alles deutlich billiger mit besserem Erholungswert und deutlich geringerer Umweltbelastung haben. Alles in allem soll der Trip für zwei dem Wert eines gehobenen Mittelklassewagens entsprochen haben (klar, es geht natürlich auch billiger), um hauptsächlich wenig komfortabel „auf Achse“ gewesen zu sein. Wenn ich mehr als noch recht zivilisiertes Skandinavien haben will, kann ich das in wenigen Tagen per Auto oder mit recht schnellem Flug Richtung Norden machen. Sollen es Wale und Robben sein, mache ich für deutlich weniger Geld und mit mehr Erholungswert einen Urlaub im mehr oder weniger nördlichen Kanada. Schon auf dem St. Lorenz kannst Du Wale vom Boot und an einigen Stellen sogar vom Ufer aus fast zum greifen nah sehen. Das letzte Mal waren wir zu viert vier Wochen an der Ostküste von Kanada und den USA unterwegs (mit Walen, Robben und Bären) und das hat nur einen Bruchteil der beschriebenen Antarktis-Kreuzfahrt gekostet, war deutlich vielseitiger und erheblich komfortabler und entspannender!