Hallo,
ich weiss nicht, ob meine Frage hier richtig ist, halte sie aber auch nicht geeignet für das Religionswissenschaftliche Board.
Betrachten wir antike Religionen, nämlich die der Griechen und die der Römer (war ja fast ein und das selbe). War der Glaube an Zeuss, Artemis, Apollo usw. ebenfalls durch eine Art heiliges Buch wie Bibel oder Koran untermauert, gab es so etwas wie einen Katechismus - kurzum Schriften, die das Wesen des Glaubens definierten?
Danke für Eure Antworten!
Wolfgang D.
Hallo Wolfgang,
ersteinmal Glückwunsch zu der in diesem Forum ungewöhnlich guten Frage. Da es sich - fast möchte ich schreiben „Gott sei Dank“ - nicht um eine aktuelle Religion/Konfession dreht, besteht Hoffnung auf faktenorientierte Antworten.
Ich selbst bin kein Spezialist, möchte aber folgende Beiträge zur Beantwortung liefern. Einen Kodex gibt es in diesem Sinne nicht; darin liegt ja gerade das Besondere im Judentum nach 70, dass es eine Schriftreligion wurde.
Noch am ehesten, wenn auch indirekt, kann man das von der griechischen Götterwelt behaupten. Deren „Bibel“ sind die Homerischen Gesänge, in denen uns die Götterwelt in allen Farcetten dargeboten wird. Deshalb sind Illias und Odyssee neben den Olympischen Spielen auch die Klammer, die alle Griechen bei aller Zersplitterung eint. Man kann sogar sagen, Homer ist das Fundament der griechischen Kultur (und eben des Kultes!) und damit unserer europäischen.
Bei den Römern ist es ja etwas anders, weil sie im Laufe von Jahrhunderten ihrer ursprünglichen sehr animistischen Religion die griechische Götterwelt überstülpen. Aber zu Deiner Frage: Es gibt die sybillinischen Bücher, und damit eine religiöse Überlieferung, die wirklch kodifiziert ist.
Auf weitere Anregungen zu dem Thema ebenfalls gespannt:
Andreas
War der Glaube
an Zeuss, Artemis, Apollo usw. ebenfalls durch eine Art
heiliges Buch wie Bibel oder Koran untermauert, gab es so
etwas wie einen Katechismus
Hallo,
Wolfgang D.! Nein, die gab es nicht. Allerdings muss man ein wenig differenzieren:
Die Staats- und die lokalen Kulte waren im Mythos begründet und funktionierten durch ihr bloßes Vorhandensein. WEIL es keine interpretationsfähigen „heiligen Schriften“ gab,
Noch am ehesten, wenn auch indirekt, kann man das von der
griechischen Götterwelt behaupten. Deren „Bibel“ sind die
Homerischen Gesänge, in denen uns die Götterwelt in allen
Farcetten dargeboten wird. Deshalb sind Illias und Odyssee
neben den Olympischen Spielen auch die Klammer, die alle
Griechen bei aller Zersplitterung eint. Man kann sogar sagen,
Homer ist das Fundament der griechischen Kultur (und eben des
Kultes!) und damit unserer europäischen.Bei den Römern ist es ja etwas anders, weil sie im Laufe von
Jahrhunderten ihrer ursprünglichen sehr animistischen Religion
die griechische Götterwelt überstülpen. Aber zu Deiner Frage:
Es gibt die sybillinischen Bücher, und damit eine religiöse
Überlieferung, die wirklch kodifiziert ist.Auf weitere Anregungen zu dem Thema ebenfalls gespannt:
Andreas
Eigentlich grade im Gegenteil. In den homerischen Epen werden ja keinerlei theologische oder religiöse Aussagen getroffen. Die Götter sind im Grunde genommen Menschen, die allerdings aus unerfindlichen Gründen über übernatürliche Macht verfügen. Ansonsten haben sie ihre Launen, streiten sich, zechen Nektar und Ambrosia. Natürlich geben die diversen griechischen Sagen eine moralische Nutzanwendung, allerdings geht diese nicht über allgemeine moralische Kriterien hinaus… Eine fest gefügte Theologie hat die griechisch-römische Religion nie entwickelt, was auch ein Grund für die Blüte der Philosophie wurde.
Platon
Nachdem die Mythen bereits weit um sich gegriffen hatten und auch den Staat bestimmten, kam Platon und stellte eine Theorie dazu auf. Für ihn gehörte auch dazu, dass man die Dinge gemäss ihrer Wichtigkeit aufschreiben würde, zum Teil hat er es selber getan. Interessant auch der Hinweis auf Pythagoras und ähnliche Geheimschulen. Platon war selber an Pythagoras orientiert, und die Akadamia von Platon war eine vergleichbare Schule.
Von einem heiligen oder unantastbaren Buch zu reden, wäre indes verkehrt. Lediglich wichtige Lehrsätze von Philosophen oder Autoritäten wurden in solchen Schulen immer wieder auswendig gelernt und weiter überliefert.
Gruss, Mike
Nein - die Religion der Griechen und Römer basierte auf kultischen Handlungen, nicht auf schriftlich fixierten Glaubensinhalten. Es gab mit Sicherheit kultische Texte, aber oft war es geradezu verboten, diese schriftlich zu fixieren.
Schau mal hier rein: