Antisemitismus: Automatische Zuordnung nach rechts?

Der scheidende Abgeordnete Beck hat eine kleine Anfrage zum Thema Antisemitismus gestellt:

Die antisemitischen und antiisraelischen Straftaten sind nur die Spitze des Eisberges. 681 antisemitische Vorfälle allein im ersten Halbjahr 2017 in Deutschland, ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Nicht Beck selbst, sondern die Antwort scheint nahezulegen, aus welcher Richtung die Juden- und Israelfeindlichkeit kommt:

92,8 % Taten mit rechtsextremistischen Hintergrund mahnen auch den deutschen Antisemitismus nicht aufgrund der Integrationsdebatte aus den Augen zu verlieren. 312 von 339 Tatverdächtigen waren Deutsche.

Doch gibt es daran Zweifel:

Zweifel an der Darstellung, von wem die antisemitischen Taten ausgehen, äußert Benjamin Steinitz, Leiter der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) in Berlin. Es gebe eine „Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung der Betroffenen von antisemitischen Angriffen, Beleidigungen und Beschimpfungen und den polizeilichen Statistiken“, sagt Steinitz unter Berufung auf den Bericht des „Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus“, der auf Anregung der Bundesregierung im April von namhaften Wissenschaftlern vorgelegt worden war. Darin heißt es, fremdenfeindliche und antisemitische Straftaten würden grundsätzlich immer dann dem Phänomenbereich „Politisch motivierte Kriminalität Rechts“ zugeordnet, „wenn keine weiteren Spezifika erkennbar“ und „keine Tatverdächtigen bekannt geworden sind“. So tauche der Schriftzug „Juden raus“ generell als „rechtsextrem motiviert“ in Statistiken auf, obwohl eine solche Parole auch in islamistischen Kreisen populär ist. „Damit entsteht möglicherweise ein nach rechts verzerrtes Bild über die Tatmotivation und den Täterkreis“, schrieben die Autoren des Expertenberichts. Die Experten belegen dies durch Umfragen unter Juden in Deutschland, von denen acht Prozent angaben, Angehörige oder Bekannte seien „in den letzten zwölf Monaten“ körperlich attackiert worden; 36 Prozent sprachen von „verbalen Beleidigungen/Belästigungen“ und 52 Prozent von „versteckten Andeutungen“. Dazu die Autoren: „Besonders häufig wurden muslimische Personen als Täter angegeben: 48 Prozent der verdeckten Andeutungen, 62 Prozent der Beleidigungen und 81 Prozent der körperlichen Angriffe gingen nach dieser Einschätzung von muslimischen Personen aus.“

Woran liegt es, dass diese Diskrepanz immer noch besteht? Eher einfach Gewöhnung, weil früher kaum dieses Problem des importierten Antisemitismus bekannt war? Oder bewusste Überstrapazierung des Problems Rechtsextremismus bei gleichzeitig bewusst unkritischer Haltung zu den Verhaltensweisen von Migranten, die man ja bekanntlich mit einigen Stunden Integrationskurs abbauen zu können glaubt?


Währenddessen liest man unter muslimischen Migranten in Deutschland bedenkliches:

Wen soll ich als deutscher Muslim bei den Bundestagswahlen wählen? […] Die CDU ist für mich als Muslim nicht wählbar, da die Kanzlerin und ihr Gefolge nicht an erster Stelle die Interessen meiner Heimat Deutschland vertreten sondern die Interessen Israels und der USA. […] Das USraelische Imperium hat bei aller Macht ein Dilemma. Niemand dient ihnen voller Freude, nicht einmal eine Frau Merkel. Und falls eine ihrer Dienerinnen zu stark werden sollte und zu viel Rückendeckung vom eigenen Volk erhielte, könnten die Imperialisten nie sicher sein, ob jene Gewählten dann nicht eingeständig werden. So wurde die eigentlich gegen den Euro gegründete Partei in eine Anti-Islam-Partei umgebaut. […] Keine Partei traut sich noch in irgendeiner Weise gegen Homosexualität zu agieren.

Für mich ist das verdeckter Antisemitismus und Homophobie. Der Autor heißt übrigens Yavuz Özoguz. Der Name ist kein Zufall. Wie kann man einem deutschen Wähler erklären, dass eine Person mit diesen Einstellungen einen deutschen Pass bekommen hat?

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Bitte die Nummer der Drucksache angeben, die Anfrage von Volker Beck enthält.

Bitte die Nummer der Drucksache angeben, die die Antwort der Bundesregierung enthält.

Am Schubladendenken.

Kürzlich fuhr ich die B28 entlang. Bei der Ausfahrt zu einem kleinen Nest war das weiße Hinweisschild mit pinkfarbenem Hakenkreuz verziert worden. Das wir sicher auch als rechte Straftat gewertet werden, obwohl kein waschechter Nazi gerade diese Farbwahl getroffen hätte.

Von daher tippte ich auf provokationswütende Pubertierende ohne leidlich fundierten historischen Horizont oder „Zeichensetzer“ aus dem linken Lager, die sich an irgendeiner mir nicht bekannten pol. Entscheidung in diesem kleinen Nest störten und es „als Nazinest outen“ wollten.

Du kannst Dir sicher sein, dass es unter „rechts“ eingeordnet werden wird.

Nee, hat er von den Eltern bekommen.

Der Hinweis auf die Familienbande ist billig, aber beliebt. Und ja, bei der Schwester vermisse ich ebenfalls die kritische Distanz zu ihren Brüdern. Nur hat das mit dem Thema nichts zu tun.

Es gehört zum Repertoire einiger Politiiker und einiger Medienunternehmen, genau diese Angaben nicht zu liefern. Mit etwas Aufwand kannst Du die Anfrage ergoogeln. Die Antwort steht noch nicht öffentlich zur Verfügung (dauert ca. 10 Tage). Aber man kann jetzt bereits mit Auszügen Politik „machen“.

Dann kann man ja Herrn Beck dankbar sein, dass er die Antwort auf die kleine Anfrage selbst ins Netz gestellt hat. Man braucht nur auf meinen Link zu seiner Pressemitteilung zu klicken, und schon sieht man unten den Link zu diesem Dokument: http://www.volkerbeck.de/wp-content/uploads/2017/09/SF202_Antisemit-Strataten-2017.pdf

Schittebön.

Wobei du wahrscheinlich übersiehst, dass es nicht darum geht, der Schwester allein aufgrund des Verwandtschaftsverhältnisses eine ideologische Nähe zu ihren Brüdern zu unterstellen. Das meintest du wohl mit billig und es wäre ein richtiger Hinweis gewesen, wenn jemand denn diese Unterstellung gemacht hätte.

Um was es geht, ist, Unterschiede aufzuzeigen. Selbst im engsten Familienkreis kann es Leute geben, die nicht diese Bilderbuchintegration absolviert haben, die man der Schwester gerne unterstellt, um seine künstliche Empörung über Gauland zu untermauern. Wir müssen also differenzieren lernen. Gerne kann man auf Begriffe wie „entsorgen“ verzichten, nichtsdestotrotz gehören Leute mit einer derart antisemitischen, antiwestlichen und islamistischen Einstellung, wie sie der Forumsbeitrag zutage fördert, aus meiner Sicht eher zurück nach Anatolien als dass sie bei uns bleiben und wahlberechtigt sind.

Kannst du mir auch nur einen nennenswerten Vorstoß der Partei, die du favorisierst, nennen, aus dem eine Umsetzung dieser Forderung hervorgegangen wäre?

In der Tat. Von einer Frau Jelpke (Linke) ist man das nicht gewohnt. Es handelt sich aber auch nicht um die parlamentarische Antwort, sondern um eine vorab an Beck gelieferte Rohfassung.

Übrigens war die Anzahl in 2014 bei 1596 Straftaten und 2015 bei 1366. Von daher bewegt sich noch alles im „normalen“ Bereich.

Da ich hier niemals eine favorisierte Partei genannt habe, werde ich das sicher nicht tun und verweise auf das Wahlgeheimnis.

Aber für den Fall, dass Du Dich auf http://www.wer-weiss-was.de/t/immer-noch-unentschlossen/9418148 beziehen solltest. Die sind doch sicher dafür, dass alle guten Türken heim ins Reich des Glorifizierten finden. Zumindest mal geistig sind unnd waren die Brüder Ö. dort stets ansässig und haben sich niemals entfremdet.

Ich würde da eher auf eine „False-Flag-Aktion“ der sogenannten „Antifa“ tippen. Die „verzieren“ ja auch gerne mal Gebäude mit pinker Farbe und vielleicht war was „über“…

Kackscheiße, Oberberger

Das ist offizielle Politik. Irgendein Innenminister hatte mal erzählt, dass eben alles als rechtsmotiviert in die Statistik geht, wenn nicht eindeutige Beweise vorliegen, dass es anders ist. An der Realität gemessen könnte man nun also frei nach einer das sinkende Schiff ebenfalls schon verlassenden Politikerin sagen, dass das Problem Rechtsextremismus ein aufgebauschtes ist.

Die Mitteilung des Herrn Beck („seiner Pressemitteilung“) wurde von mir nicht gefragt.
Wichtig für eine geschwafelfreie Diskussion ist die Originalantwort der Bundesregierung (siehe: „… die Nummer der Drucksache angeben, die die Antwort der Bundesregierung enthält.“).

Vielleicht hast du es noch nicht verstanden: Du brauchst bloß auf die Pressemitteilung von Herrn Beck zu gehen. Dort findest du nicht nur seine Meldung, sondern auch einen Link zu der „Originalantwort der Bundesregierung“. Hier - extra für dich - der direkte Link: Arbeitsnummer 8/202.

Bedauerlich, wenngleich bezeichnend, wie schwer manchen die Informationsbeschaffung fällt.

Warum gehst du nicht auf die „Originalantwort der Bundesregierung“ ein?
Das was du aus der „Pressemitteilung“ des Herrn Beck entnimmst, ist doch völlig unwichtig. Das ist die Ansicht des Herrn Beck.
Schreibe Tatsachen, z.B. was die Bundesregierung direkt auf seine Frage (wo?) antwortete.
Die von dir im UP zitierten „92,5 Taten …“ aus der „Pressemitteilung“ finden sich nirgends im Original der Antwort der Bundesregierung.
Wie hat Herr Beck diese ominösen „92,5 % Taten“ errechnet? Stimmen sie, sind sie falsch? Hast du nachgerechnet, oder ist es Geschwafel? Das wäre in deinem UP wichtig gewesen.

Ist es so schwierig? Ich weiß ja nicht, was du so machst, aber ein bisschen recherchieren solltest du doch wohl können.

Du gehst in die mehrfach von mir verlinkte Antwort. Auf Seite 5 der Antwort (Seite 6 des PDF-Dokuments) findest du eine Tabelle der Herkunft der Tatverdächtigen, 1. Hj. 2017. Von den 339 Tatverdächtigen sind 312 als deutsch angegeben. Je nachdem, ob du die drei mit „Staatsangehörigkeit unbekannt“ mit hinzurechnest, kommst du auf 92,0% bzw. 92,8%.

Unsinn. Du willst dich nicht mit dem Thema befassen und tust daher so, als ob man jede Aussage haarklein durchrechnen müsse. Zum Thema hast du bislang überhaupt nichts beigetragen. Reines Ablenkungsmanöver.

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Die Diskrepanz liegt in der Definition des Rechtsradikalismus. Die Parole „Juden raus“ ist dem Rechtsextremismus zuzuordnen auch, wenn sie von einem Moslem kommt. Der Islam ist eine extrem rechte Ideologie und Islamisten sind im engeren Sinne Rechtsextreme. Deswegen ergibt die Trennung, die Benjamin Steinitz da vollzieht gar keinen Sinn.