bald täglich… letztens sah ich einen ARD Bericht über Gaza… da wurde sich drüber echauffiert dass da keine Kanalisation funktioniert… weil die böse IDF alles kaputt gemacht hätte. Dass es in der Gegend fast völlig normal ist wurde nicht erwähnt. Auch Tel Aviv verwandelt sich in einen Sturzbach wenn es mal schifft…
Dein Versuch, das ganze als künstlichen Sturm im Wasserglas zu bezeichnen, geht ins Leere. Siehe das Statement von MdB Engelmeier, SPD, in dem sie die ganze Reihe von Fehlern und Halbwahrheiten auflistet, die die Journalisten gemacht haben. Auszug:
Der von der ARD veröffentlichte Bericht – und dies ist meine Kritik – polarisiert durch seine Machart und seine Inhalte, die sich nur einer Seite widmen. Er hat nur die palästinensische und nicht die israelische Seite zu Wort kommen lassen. Er ist kein konstruktiver Beitrag zur Annäherung beider Konfliktparteien und dient schon gar nicht der Aufklärung und objektiven Darstellung der Situation vor Ort. Ja, es gibt ein Wasserproblem, dessen Lösung ein gemeinsames Ziel von Israelis und Palästinensern sein muss. Ein solcher Bericht polarisiert jedoch in seiner Einseitigkeit und führt letztendlich eher zu einer weiteren Eskalation der Lage, als aufzuklären.
Die israelisch-palästinensische Wasserpolitik basiert auf einem Interimsabkommen (sogenannte Oslo-Verträge) zwischen beiden Seiten, das sich unter anderem auch mit der Frage der Wasser- und Abwasserversorgung bezieht.
Ein gemeinsames Komitee, das für die Wasserpolitik dieser Oslo-Verträge zuständig ist, hat jedoch seit fünf Jahren nicht mehr tagen können – weil sich die palästinensische Seite weigert. Die Folgen sind Engpässe in der Ver- und Entsorgung, zum Teil marode Infrastruktur – vor allem in der Kanalisation – und massiver Wasserdiebstahl.
Die Palästinensischen Autonomiegebiete kommen nachweislich in mehreren Aspekten des Abkommens ihren Verpflichtungen in Hinsicht auf wichtige Fragen wie das illegale Bohren und den Umgang mit der Klärung von Abwasser und der Aufbereitung für die Landwirtschaft nicht nach. Die dadurch bedingte zusätzliche Verschmutzung des Grundwassers schadet beiden Seiten erheblich.
Die im Beitrag und dem Kommentar der ARD angesprochene und durch Wasserdiebstahl beschädigte (was zum Bruch der Hauptleitung führte) Hotse Shomron Wasserleitung, die Salfit (Drehort der ARD) und die umliegenden Dörfer mit Wasser aus Israel versorgt, versorgt gleichzeitig auch die jüdischen Siedlungen in der Region, die somit also gleichermaßen vom Wassermangel betroffen waren. Zudem wäre gemäß dem Wasserabkommen von 1995 die Palästinensische Autonomiebehörde für die Reparatur defekter Leitungen in der Westbank zuständig. Auch hierzu kein Hinweis im Bericht.
Tatsächlich versorgt Israel das Westjordanland laut der israelischen Wasserbehörde COGAT mit jährlich etwa 64 Millionen Kubikmetern Wasser – das sind 33 Millionen mehr als in den Oslo-Verträgen vorgesehen. Insgesamt verfügt die palästinensische Seite über etwa 110 Millionen Kubikmeter pro Jahr für Haushalte, darüber hinaus mehr als weitere 100 Millionen Kubikmeter für Landwirtschaft. Insgesamt 143 Liter pro Kopf pro Tag.
Zudem subventioniert Israel die Wasserversorgung der Palästinensischen Autonomiegebiete mit 18,9 Millionen US-Dollar jährlich über die Abgaben der israelischen Wasserverbraucher, so eine Übersicht des israelischen Außenministeriums von 2013.
Große Probleme bereiten unter anderem Wasserdiebstähle von bis zu 5 Millionen Kubikmetern Wasser pro Jahr, die Verweigerung der Palästinenser von Gesprächen mit den Israelis und ein zwischen 20 und 40 Prozent höherer Wasserbedarf vor allem für die Landwirtschaft in den palästinensischen Autonomiegebieten.
Um diesen erhöhten Bedarf zu decken, hat Israel Maßnahmen ergriffen, die aber erst umgesetzt werden können, wenn die Autonomiebehörde die Genehmigung für eine Modernisierung der Infrastruktur gegeben hat. Ohne palästinensische Erlaubnis können die Israelis nicht tätig werden. Die Folgen dieser Weigerung trafen besonders das palästinensische Dorf Salfit. Das Wasser hat aber genauso in jüdischen Siedlungen in der Gegend gefehlt: Shiloh, Ariel, Yitzhar, Eli, Kedumim, Itamar, Elon Moreh und Rechilim. Am Freitag, den 24.06.2016 hat es in mehreren Siedlungen gar kein Wasser gegeben. Es handelt sich also nicht um eine Maßnahme gegen Palästinenser, sondern um ein allgemeines gemeinsames Problem der Infrastruktur, von der Siedler genauso betroffen waren.
Auch die unkommentierte Behauptung im Beitrag, dass neue Brunnenbohrungen durch Israel verhindert würden, erzählt nur die halbe Wahrheit. Orte und Anzahl der Bohrungen wurden von beiden Parteien gemeinsam in den Oslo-Verträgen vereinbart. Und dies nicht ohne wichtigen Grund, denn es steht für alle nur so viel Grundwasser zur Verfügung, wie auf natürlichem Wege nachfließen kann. Daher MUSS die Entnahme verständlicherweise genau kontrolliert und gesteuert werden. Denn sonst würde das geschehen, was in Gaza nach Abzug der Israelis dort geschehen ist: Die Gaza-Bewohner bohrten unzählige „wilde Brunnen“, was zur Folge hatte, dass der einst hohe Grundwasserspiegel dramatisch absank und sodann Salzwasser aus dem Mittelmeer nachfloss. Deshalb sind heute fast 95 % des Süßwassers in Gaza ungenießbar.
Über den, von der ARD zu Rate gezogenen, Hydrologen Clemens Messerschmid vermag ich mir kein Urteil zu erlauben. Hier gehen die Meinungen weit auseinander. Dem (unter anderem im islamisch-fundamentalistischen und anti-zionistischen Portal „Muslim Markt“ interviewten) Hydrologen wird seit langem ein pro-palästinensischer und anti-israelischer Aktivismus nachgesagt. Natürlich kann man generell Israels Besatzungsregime kritisieren, das ist jedoch eine völlig andere Debatte.
Warum wurde hier kein wirklich unabhängiger Experte hinzugezogen? Oder warum wurden nicht Experten beider Seiten gegenübergestellt, damit daraus ein Meinungsbild entstehen kann?
Die Begründung der ARD, man habe bei dem Bericht der Schnelligkeit den Vorzug gegeben, was man nun bedauere, halte ich für besonders schwierig – wenn nicht sogar fahrlässig. Wie kann seriöser, glaubhafter und unabhängiger Journalismus funktionieren, wenn man gründliche Recherche aus fragwürdigen Zeitgründen vernachlässigt? Worin bestand überhaupt dieser angebliche Zeitdruck?
Das Reportagenmaterial für den Beitrag wurde vermutlich bereits am 28. August, also etwa drei Wochen zuvor, für andere Beiträge verwendet. Die weitere Begründung der Redakteure, dass keine israelischen Statements in die Reportage eingebunden werden konnten, weil ein „hoher jüdischer Feiertag“ dem im Wege gestanden hat, darf ebenfalls hinterfragt werden. Grund: Es gab schlichtweg in den letzten drei Wochen vor der Erscheinung der Kurzreportage keine jüdischen Feiertage! Der vermutlich gemeinte „Tisch’a be aw“ am 14.08.2016 (Tag der Ausstrahlung), ist nur ein Fastentag, der keineswegs die Kommunikation mit entsprechenden Stellen oder Behörden behindert hätte. Und da in Israel der Sonntag der erste Arbeitstag der Woche ist, hätte man selbst an diesem Tag noch (oder in der Woche zuvor bis Freitagabend) problemlos israelische Stimmen einholen können.
Das zeigt, dass es sich nicht um bloße Fahrlässigkeit handeln kann. Hier wurde ganz gezielt versucht, Israel einseitig die Schuld zu geben und somit antiisraelische Stimmung herbeizuführen. Und aus welchem Grund macht man so etwas?
Auch dein ständiges Herumreiten auf den israelischen Siedlungen finde ich sehr auffällig. Bruch des Völkerrechts, aha. Du betonst das zum wiederholten Mal. Ist das nicht einfach, Israel bricht das Völkerrecht, na das muss man doch kritisieren dürfen. Jeder, der schon immer was gegen Israel (oder vielleicht die Juden) hatte, kann sich nun auf einen „Bruch des Völkerrechts“ berufen.
Die Siedlungen entstanden nach dem Sechs-Tage-Krieg. Einem Angriffskrieg also, bei dem Araber versuchten, sich Israel einzuverleiben. So’n Mist aber, dass Israel sich durchsetzen konnte. Wer weiß, ohne diese Aggressionen, die ja im Prinzip bis heute andauern, gäbe es vielleicht die Siedlungen nicht. Aber das willst du sicherlich nicht hören. Es sind ja bei dir nur die Israelis, die etwas falsch machen.
Das ist doch sarkastisch gemeint. Oder ?!
Belassen wir es einfach dabei, dass wir unterschiedlicher Auffassung sind.
Zu der SPD-Tante: Sie ist doch stets bei diesem Thema voll auf Deiner Linie https://twitter.com/michaelaengel/status/664468648925519873
Das kann man umgedreht auch von Engelmann behaupten. Aber eines fällt mir gleich auf: Sie steigert sich nicht in den Vorwurf der antisemitischen Hetze hinein.