Auweia!
Das ist ja mal wieder ein Paradebeispiel dafür, wie man sich lustvoll ins eigene Knie schießen kann!
Du hättest bei einem 200-Seiten-Bericht vielleicht ein wenig länger als 33 Minuten mit einer Antwort warten sollen, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass du gar kein Interesse an einer sachlichen Auseinandersetzung mit dem Bericht und deiner „These“ hast, sondern nur bashen willst.
Tja, so kann man sich seine Zahlen natürlich auch hinrechnen.
Und dann das - so kann ein Basher sich Zahlen hinrechnen.
Im Bericht kommt der Begriff „Israel“ satte 548 mal vor
(„Juden“, um die es jawohl hauptsächlich gehen sollte, kaum
merkbar häufiger (820 mal)).
Was auch immer dieses Zahlenspiel soll (Beispiel siehe unten), geht es noch nicht einmal auf. Suchwort „Israel“ beinhaltet „Israel“, „israelisch“, „Israelkritik“, „antiisraelisch“, etc. = 536 Mal.
„Jude“ beinhaltet „Juden“, „Judenkritik“, „Judesein“, „Judentum“ = 881 Treffer
Nimmt man aber noch jüdisch hinzu, weitere 527 Treffer.
Ergänzt um „Juda“ („Juda verrecke“ bspw.) weitere 28 Treffer.
Es stehen also gut 500 Treffer knapp 2000 gegenüber.
Dass man mit so einer Aufzählung aber nicht weiter kommt, sondern in den Inhalt gehen muss, sieht man daran, dass in diesem Kontext auch zahlreiche Codes verwendet werden. Zitat:
„Häufig erscheinen solche Stereotype, die nicht immer eine judenfeindliche Absicht intendieren, aber durchaus als antisemitisch konnotiert gelesen werden können, nur unterschwellig, nehmen subtile Formen des jahrhundertealten Ressentiments an oder werden über Codes transportiert, die im Allgemeinen ohne weitere Erklärung verstanden werden. So steht der Begriff „Ostküste“ im rechtsextremen Diskurs für eine konstruierte Verbindung zwischen der Finanzwelt und den in New York lebenden Juden, „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ findet immer wieder Verwendung, um „den Juden“ beziehungsweise „den Israelis“ religiös bedingte Vergeltungssucht zu unterstellen.“
Dabei treibt der Bericht so einige Stilblüten, z.B. ist Israel
ein „jüdischer Staat“ - das wird die knapp 30% Nicht-Juden ja
freuen, das ihnen hier en passant die Legitimation entzogen
wird.
Die Stilblüte treibst nur du! „Israelischer Staat“ kommt genau ein Mal vor. Auch hier wieder ein Eigentor, wenn man sich den Wortlaut anguckt:
(Im langen Zitat, zu finden im 2. Kapitel, weil dieses lange Zitat schon sehr gut erkennen lässt, wie bei der Betrachtung differenziert wurde. Man hätte sich vor dem Bashen wenigstens mal dieses Kapitel der Begriffsbestimmung durchlesen sollen!)
„Im Folgenden wird eine erweiterte Definition verwendet, die sowohl die Komplexität des Phänomens erfassen als auch eine inhaltliche Trennschärfe gegenüber anderen Vorurteilen aufweisen soll. Drei Kriterien hält der Expertenkreis für maßgeblich.
Erstens, Antisemitismus meint Feindschaft gegen Juden als Juden, das heißt der entscheidende Grund für die artikulierte Ablehnung hängt mit der angeblichen oder tatsächlichen jüdischen Herkunft eines Individuums oder einer Gruppe zusammen, kann sich aber auch Israel beziehen, das als jüdischer Staat verstanden wird (sic!). Zweitens, Antisemitismus kann sich unterschiedlich artikulieren: latente Einstellungen, verbalisierte Diffamierungen, politische Forderungen, diskriminierende Praktiken, personelle Verfolgung, existenzielle Vernichtung. Drittens, Antisemitismus kann in verschiedenen Begründungsformen auftreten: religiös, sozial, politisch, nationalistisch, rassistisch, sekundär und anzizionistisch.“
Wie war das jetzt noch gleich mit dem jüdischen Staat?
Dummerweise bist du es selbst, der das Einfallstor bietet, die Vermutung aufkommen zu lassen, wo er aller Wahrscheinlichkeit eher einzuordnen ist - bei den 80 oder den 20 %.
Last not least noch ein paar Zitate zu deiner Eingangsbehauptung, Antisemitismus wäre ja „nur“ Israelkritik (eine beliebte Schutzbehauptung nach dem Motto: Man wird’s ja wohl mal sagen dürfen). Auch hierbei geht man sehr differenziert vor:
„In den Debatten um Äußerungen der ehemaligen Bundestagsabgeordneten Jürgen W. Möllemann (FDP) und Martin Hohmann (CDU), deren antisemitisch konnotierte Aussagen in den Jahren 2002 und 2003 Skandale auslösten, wurde immer wieder die Frage gestellt, ob es sich bei den beiden Abgeordneten um Antisemiten handele. Dagegen zählt allein, dass beide aus wahltaktischen Gründen antijüdische Stereotypie bedient haben.“
…
„Komplizierter allerdings wird die Sachlage bei israelkritischen Aussagen. Trotz fast schon ritualisierter Behauptungen, eine Kritik an Israel, der kritischen Regierung oder dem israelischen Militär sei in Deutschland ein Tabu, wird diese für legitim gehalten: Zu prüfen ist, ob die Israelkritik ohne jeglichen antisemitischen Hintergrund auskommt oder ob sie nur als Plattform für im Kern doch antisemitische Vorurteile dient.“