Anwaelte gegen Erziehung?

Hallo
Also,ich komme aus Luxemburg und habe von einer Grundschullehrerin in Ausbildung gehoert, dass man als LehrerIn die Schueler ueberhaupt nicht zum Mitarbeiten oder zum Ruhigsein ermahnen darf, weil sonst sofort die Eltern anrufen oder gar ein Brief vom Anwalt an die Schulbehoerde geht. Wohlverstanden geht es hier nicht um Beschimpfen oder Schlagen, sondern nur um lautes Reden. Ausserdem hat sie gesagt, dass ein Lehrer welcher 3 Briefe von Eltern in seiner Akte hat, ohne dass er sich verteidigen durfte, seine Arbeit verliehrt. Das schlimmste ist aber, dass man als Lehrer nicht dazwischen gehen darf wenn entweder 11 Jaehrige (die Situation hab ich selbst gesehen) knutschend auf dem Gang rumliegen (6te Grundschulklasse) oder wenn Schueler sich verpruegeln, weil eben so ein Elternbrief reinfliegen kann. Wenn ein Kind hinfaellt und man saeubert die Kniewunde kann man wegen sexuellem Missbrauch angezeigt werden.
Bitte, bitte sagt mir dass das nicht stimmt, denn sonst werde ich nicht lange als Leherin arbeiten wenn ich in 2 Jahren anfange. Ich geh uebrigens zu den 12 bis 19 Jaehrigen, also in ein Gymnasium oder so. Ihr koennt mir auch sagen wie das in Deutschland gehandhabt wird, dann zieh ich um wenns bei euch besser ist :smile:.
Tschuessi

Hallo Carole,

Erziehung soll (junge) Menschen prägen, Regeln einsehbar vermitteln, Grenzen setzen und innerhalb der Grenzen Freiräume aufzeigen. Diese Aufgabe ist ohne körperliche Gewalt, aber nicht ohne Interventionen zu leisten. Von daher verwechselt die in Ausbildung befindliche Grundschullehrerin wohl ein paar Dinge.

Es gab eine Zeit, als von einigen Zeitgenossen „antiautoritäre Erziehung“ mit Abwesenheit jeglicher Prägung und Fallenlassen aller Grenzen verwechselt wurde und zuweilen ließ sich schlichte Gleichgültigkeit auf diese Weise verbrämen. Ich hoffte schon, daß solche Mißverständnisse der Vergangenheit angehören.

Schüler, denen akzeptables Sozialverhalten nicht vom Elternhaus mitgegeben wurde, können auch in der Schule nur zeigen, was Eltern verbockten. Erziehung müßte in solchen Fällen bei den Eltern ansetzen. Wenn solche Eltern Beschwerdebriefe ablassen, drechselt daraus niemand Vorwürfe gegen Lehrer. Jede Schulleitung und jede Schulbehörde sieht sich täglich mit zahllosen abstrusen Beschwerden konfrontiert. Solches Zeug kann man nur lochen und abheften, weil es keine Einwirkungsmöglichkeiten auf argumentationsresistente Eltern gibt.

Gruß
Wolfgang

hallo carole,

meiner ansicht nach sind lehrer auch dazu da, gewisse regeln, die es überall gibt, durchzusetzen. zumindest war es in meiner schulzeit so, daß lehrer für ruhe gesorgt haben oder dafür, daß sich die schüler nicht kloppen. dabei ist ein lehrer auch mal laut geworden und hat z.b. „ruhe!“ gebrüllt. dies ist meiner ansicht nach eine normale reaktion auf krawall, die wahrscheinlich die meisten menschen in dieser situation zeigen würden und deshalb ähnlich einschätzen würden, nämlich als angemessene reaktion auf eine ausnahmesituation. was anderes wäre es natürlich, wenn der lehrer keinen anderen ton kennen würde und ständig mit den kindern schreit und sie täglich einschüchtert.

andererseits gibt es leute, die nicht so reagieren wie die meisten leute. die beschweren sich eben, wenn man ihr kind zurechtweist, z.b. weil sie meinen, das stünde nur ihnen zu.

oder schüler stellen eine situation anders dar, als sie war, um sich selbst zu schützen (keiner will´s gewesen sein). oder die eltern trauen ihren kindern die „missetat“ nicht zu. dann erscheint den eltern das verhalten des lehrers unangemessen und sie beschweren sich.

daß solche beschwerden also nicht immer berechtigt sind, weiß eigentlich jeder. deshalb kann ich mir auch nicht vorstellen, daß ein lehrer nach 3 ungeprüften beschuldigungen automatisch rausgeworfen wird.

man kann versuchen, sich in bestimmten situationen gegen solche vorwürfe abzusichern, z.b. einen verletztes kind in anwesenheit eines anderen lehrers behandeln oder gleich davon die eltern unterrichten, wenn man ein kind nach einnässen umzieht. du kannst darauf achten, kinder möglichst nicht anzufassen, d.h. wenn zwei streiten, diese auseinander kommandieren, oder dazwischen treten, aber möglichst nicht anpacken und auseinanderzerren, weil das blaue flecken geben könnte.

sicher können dir lehrer/ erzieher mit berufserfahrung tipps geben, wie man sich verhält, um vorwürfe zu vermeiden, bzw. was knifflige situationen sind.

leider kann man sich aber nicht in allen situationen gegen vorwürfe absichern. z.b. im kindergarten, wo es an der tagesordnung ist, einem kind auf der toilette zu helfen.

ungerechtfertigte anschuldigungen können dich aber überall treffen, nicht nur als lehrer.

Hallo,
ganz provokativ: wenn Du derart leichtgläubig bist, solltest Du evt. tatsächlich nicht Lehrererin werden. Oder wie willst Du bei Deinen Schülern später mal Schein und Sein auseinanderhalten?
Zum Lehrersein gehört mehr als ein Studium.

Nachdenklichen Gruß
Axel

Hallo
Du weisst ja gar nicht was fuer andere Gruende ich mir schon anhoeren musste warum ich nicht Lehrerin werden soll. Ich bin keinenswegs leichtglaeubig, denn sonst haette ich diesen meinen Traumberuf schon vor etlichen Jahren aufgegeben, naemlich mit 12, als die Lehrer anfingen von ihrem schrecklichen Berufsaltag zu schildern. Spaeter kamen dann auch noch „Freunde“ an die mir erzaehlt haben, dass man als Lehrer keine Arbeit bekommt (in Luxemburg totaler Quatsch mit Sosse), dann sind auch noch gelegentlich die Medien an der Reihe wenn mal wieder ein Lehrer angegriffen wurde und all das hat mich nicht abgeschreckt. Die Bedenken der Freundin wollte ich hier mal ueberpruefen, denn ich find sie unhaltbar, musste meine Frage aber irgendwie so formulieren, dass ich jede Meinung zu hoeren bekommen wuerde. Uebrigens gehoert auch Fragen formulieren koennen und zuhoeren zu einem guten Lehrer, du siehst, so schlecht ist meine Wahl dann doch nicht.
Tschuessi

Also,ich komme aus Luxemburg und habe von einer
Grundschullehrerin in Ausbildung gehoert, dass man als
LehrerIn die Schueler ueberhaupt nicht zum Mitarbeiten oder
zum Ruhigsein ermahnen darf, weil sonst sofort die Eltern
anrufen oder gar ein Brief vom Anwalt an die Schulbehoerde
geht.

Hallo, Carole,

das kann ich mir nicht vorstellen. Sicher kämen doch von anderen Eltern Beschwerdebriefe und -anrufe, wenn kein vernünftiger Unterricht stattfinden kann, weil der Lehrer bei zu hohem Geräuschpegel nicht einschreitet. Das müsste dazu führen, dass es über jeden Lehrer einen dicken Ordner mit Beschwerden gibt, die sich gegenseitig „aufheben“.

Gruß
Kreszenz

Hallo Carole,

Also,ich komme aus Luxemburg und habe von einer
Grundschullehrerin in Ausbildung gehoert, dass man als
LehrerIn die Schueler ueberhaupt nicht zum Mitarbeiten oder
zum Ruhigsein ermahnen darf, weil sonst sofort die Eltern
anrufen oder gar ein Brief vom Anwalt an die Schulbehoerde
geht.

Ich werde meine Lehrerausbildung in England machen und bin in Deutschland in die Schule gegangen, deswegen weiss ich nicht genau, wie es in Luxemburg aussieht. Allerdings wurden unsere Lehrer gelegentlich auch schon mal laut und in englischen Schulen hab ich das auch bereits erlebt. Man kann sich doch von seinen Schülern nicht ständig niederbrüllen lassen. Ich kann mich aber nur anschließen, sowas sollte nicht zur Regel werden.
Einige Eltern denken dennoch, dass man als Lehrer kein Recht dazu hätte die Kinder überhaupt zu ermahnen. Dann kommt es aber darauf an, wie die Schule das sieht und inwiefern der Rektor/die Rektorin hinter den Lehrkräften steht.

Wohlverstanden geht es hier nicht um Beschimpfen oder
Schlagen, sondern nur um lautes Reden. Ausserdem hat sie
gesagt, dass ein Lehrer welcher 3 Briefe von Eltern in seiner
Akte hat, ohne dass er sich verteidigen durfte, seine Arbeit
verliehrt.

Das glaub ich nicht. Zumindest kann ich es mir nicht vorstellen. Bevor ein Lehrer seinen Job verliert, muss schon einiges passieren.

Das schlimmste ist aber, dass man als Lehrer nicht
dazwischen gehen darf wenn entweder 11 Jaehrige (die Situation
hab ich selbst gesehen) knutschend auf dem Gang rumliegen (6te
Grundschulklasse)

Du könntest sie ermahnen, dass ihr Verhalten nicht gerade angemessen ist. Bei Widerspruch oder dummen Kommentaren, ab zur Schulleitung. (Ja, wegen den Eltern.)

oder wenn Schueler sich verpruegeln, weil
eben so ein Elternbrief reinfliegen kann.

Versuch es mit Worten oder ohne an ihnen rumzuziehen. Zur Not hatten wir an unserer Schule damals die höheren Klassen, die Schulhofdienst hatten. Da konnten wir ohne Probleme dazwischengehen und welche Eltern wollen sich denn darüber beschweren ? *smiles*

Wenn ein Kind
hinfaellt und man saeubert die Kniewunde kann man wegen
sexuellem Missbrauch angezeigt werden.

Hm, blödes Thema. Kann passieren, deswegen werden Kinder hier eigentlich nicht von nur einer Lehrkraft betreut. Hol dir jemanden dazu oder geh mit zur Schulschwester, falls es sowas gibt. Obwohl ich auch nicht glauben kann, dass ich mit verschränkten Armen nur neben einem heulenden Vierjährigen stehen könnte. Da hilft pusten doch manchmal schon. :frowning:

Du solltest dir nicht so einen Kopf machen. Natürlich kann es vorkommen und deswegen sollte man versuchen, sich dagegen gleich abzusichern. Damit solche Vorwürfe gar nicht erst aufkommen können. Es gibt immer Eltern, die sich ja so viel besser um ihre verzogenen Bälger kümmern können (und es vielleicht auch mal endlich tun sollten) und dem Lehrer fast jegliche Kontrollmöglichkeiten absprechen. Allerdings gibt es auch Eltern, die Disziplin und Ordnung in der Schule unterstützen. (Und damit meine ich nur eine ganz normale Lernatmosphäre.)
Viel Glück und Spass noch mit deinem Studium.

Schönen Gruß
Kel

Kommt auf die Schule an
Im Gymnasium ist das Problem eher gering, da hier meist „von oben“ auf ein gewisses Niveau geachtet wird. Problemkinder werden einfach mit üblichen Disziplinarischen Vorgängen (Vermerke, Abmahnungen, usw) „entsorgt“. Außerdem sind dort meist die Eltern mehr hinter den Kindern her und wissen was eine brauchbare Ausbildung bringt. Sie machen also bei der Erziehung eher mit.

Am Ende landen dann die absoluten Problemfälle in der Hauptschule, wo es keinen Weg mehr „nach unten“ gibt und sie bleiben müssen. Da ist es eine Frage auf welcher Seite der Rektor als Dienstherr steht und wie er sich traut andere Maßnahmen zu ergreifen um Störenfriede auszusieben.

wenn entweder 11 Jaehrige (die Situation hab ich selbst gesehen) knutschend auf dem Gang rumliegen (6te Grundschulklasse)

Ansichtssache, ist aber eine Frage des „Stils“ der Schule => Führungsaufgabe des Rektors

oder wenn Schueler sich verpruegeln, weil eben so ein Elternbrief reinfliegen kann.

Unterlassene Hilfeleistung? Eltern verprügeln!

Wenn ein Kind hinfaellt und man saeubert die Kniewunde kann man wegen sexuellem Missbrauch angezeigt werden.

Auch wieder die Frage wie der Dienstherr hinter seinem Personal steht.

Wie gesagt, tendenziös alles auf dem Gymnasium einfacher.

Gruß

Stefan