Anwendungsbereich Hypnotherapie

Hallo!

Kann mir jemand etwas zur Eignung von Hypnotherapie sagen?
Es geht um die Therapie einer somatoformen Schmerzstörung, die sich in einem erhöhten Spannungszustand der Muskulatur ausdrückt.
Bislang sind Entspannungsübungen wie bspw. Jacobson oder Autogenes Training, Meditation und Atemtherapie nicht wirksam.
Kann man bei einem Patienten, der schon viel Therapieerfahrung hat und vermutet, dass er sich selbst austrickst (weil er die Vorgehensweise der Therapeuten kennt und sie nicht mehr „ran lässt“), vielleicht mehr mit Hypnotherapie erreichen, weil diese an das Unterbewusstsein besser herankommt und der Patient sich dem nicht mehr so entgegenstellen kann?
Und kann Hypnotherapie grundsätzlich auch das Entspannen der Muskeln stärker fördern als Methoden wie die oben genannten.

Danke für erhellende Antworten!

Gruß, DDD

Wenn mögliche körperliche Ursachen abgeklärt sind, kann Hypnotherapie helfen. Dazu ist aber wichtig das Du auch innerlich bereit bist Dich hypnotisieren zu lassen und das Du einen guten und erfahrenen Therapeuten aufsuchst. Einen guten zu finden kann länger dauern. Such Dir welche in Deiner Nähe und frag nach einem Erstgespräch. Das ist in der Regel kostenlos. Lass Dir dann erklären wie der Therapeut bei Dir vorgehen würde und achte auch darauf ob Du Dich bei ihm oder ihr wohl fühlst. Wenn Du kein Vertrauen zum Therapeuten aufbauen kannst dann such Dir einen anderen. Ohne Vertrauen funktioniert Hypnose nicht.
Hypnose und Selbsthypnose sind auch ideal zur Entspannung geeignet.

Ich bin für die Arbeit mit Katathym Imaginativer Psychotherapie ausgebildet, die ein paar Unterschiede mit der Hypnotherapie aufweist, aber ebenfalls mit Hypnoidzuständen arbeitet und insofern sehr ähnlich ist.

Grundsätzlich würde ich ganz klar Nein sagen.
Man kann den Patienten nicht überrumpeln (selbst die „alte Hypnose“, die das mit ihrer stark direktiven und suggestiven Art am meisten von allen Verfahren versucht hat, konnte das nicht nachhaltig) und das ist auch wirklich gut so.
Allerdings arbeiten die heutigen Hypnotherapeuten (also die seit Milton Erickson) so „elaboriert“, dass sie genau diesen Widerstand des Patienten paradoxerweise für die Arbeit fruchtbar nutzen können, so dass die moderne Hypnotherapie mit fast allen Patiententypen arbeiten kann.

Was ich aber eigentlich sagen will: der springende Punkt jeder Form der Psychotherapie ist die therapeutische Beziehung. Da kann sich der Patient freilich im Weg stehen und z.B. vor lauter Angst frühzeitig abbrechen. Er kann sich aber nicht wirklich dabei austricksen. Selbst in meiner eigenen Lehrtherapie (in der ich ja das theoretische Wissen schon hatte und am Ende selbst schon über eigene Therapieerfahrung verfügte) habe ich es nicht geschafft, den Therapieprozess steuern zu können, um bestimmte schmerzhafte Dinge draußen zu halten.

Es geht in allererster Linie um die Therapiebeziehung. Die wird bei einer „richtigen“ Hypnotherapie mit Sicherheit ausreichend hergestellt. Bei bloßen Entspannungsübungen wie PMR (Jacobson) und AT aber normalerweise nicht. Die können das allein schon auf Grund der Stundenzahl nicht leisten.

Jedenfalls halte ich das für den springenden Punkt. Ob Hypnotherapie oder ein anderes Psychotherapieverfahren ist m.E. nicht entscheidend.

Nein.
Hypnotherapie arbeitet sicher mit den stärksten Entspannungstiefen von allen Verfahren während der Therapie.
Darum gehts aber gar nicht, denn wichtig ist ja, an den Gründen zu arbeiten, die der natürlichen Entspannungsfähigkeit des Patienten in seinem Alltag entgegenstehen. Da würde ich keine Therapieform besonders hervorheben.
Die Hypnotherapie (wie auch die KIP) haben halt den Vorteil, die Entspannungsfähigkeit von ihrem Grundansatz her besonders im Zentrum zu haben, was sie für Schmerzpatienten schon sinnvoll macht, weil man da sehr schnell sehr direkt auf den Punkt kommen kann.

Gruß
F.

Danke, das war eine sehr erhellende Antwort.

Ich danke dir sehr!