allgemein bekannt ist ja, dass der Mond mehr Einfluss auf die Gezeiten hat als die Sonne. Ich habe spaßeshalber mal mit den überall erhältlichen Daten (Abstand/Masse) ausgerechnet, welche Kraft auf einen 1 kg schweren Körper auf der Erdoberfläche wirken würde und kam aber für die Sonne (0,0059 N) auf einen deutlich höheren Wert als für den Mond (0,000034 N). Rechenfehler kann ich keinen entdecken…
Habe ich stattdessen einen Denk-/Verständnisfehler? Wer kann den Sachverhalt für mich wieder stimmig machen? Danke!
Es muss ein rechenfehler dabei sein. Die gezeiten sprechen eine deutlich Sprache. Sie sind im Wesentlichen Mond-abhängig, aber zum geringen Teil auch von der Sonne.
Es gibt „Springtide“ und „Nipptide“ je nach Stand der Sonne und des Mondes.
Der Denkfehler, den du machst besteht darin anzunehmen, daß die einfache Gravitation für die Gezeiten verantwortlich ist. Das ist aber nicht so. Viel mehr kommt es auf den Gradienten an, sprich, am dem Mond (bzw. der Sonne) am nächsten liegenden Punkt auf der Erdoberfläche ist die Gravitationswirkung des Mondes (der Sonne) stärker als am abgewandten Punkt. Diese Differenz ist es, die für Ebbe und Flut verantwortlich ist. (Vereinfacht gesagt, denn die Sache ist noch was komplizierter!)
Hier nochmal die Kräfte in µN:
Zugewandt Zentrum Abgewandt Differenz zu/abgewandt
Mond 34,3 33,2 32,1 2,2
Sonne 5964,7 5964,2 5963,7 1,0
Während die Gravitation der Sonne sehr viel größer ist, ist die Differenz nur knapp halb so groß.
Wenn eine Gruppe von Körpern einem homogenen Gravitationsfeld ausgesetzt sind, dann beschleunigen akke Körper gleich, ihre Position zueinander verändert sich nicht:
o-> o-> o-> o o o
o-> o-> o-> o o o
Wenn das Feld dagegen einen Gradienten hat, hier z.B. nach rechts stärker wird, zieht das die Gruppe auseinander:
Du hast wahrscheinlich die verschiedenen Umlaufbahnen nicht berücksichtigt. Während die Gravitation der Sonne die Erde in der Umlaufbahn haltet, wird der Mond von der Gravitation der Erde in deren Umlaufbahn gehalten. Die Gezeiten sind also abhängig von Sonne und Mond, wobei der Mond eine größere Rolle einnimmt als die Sonne. Dieses Zusammenspiel erzeugt nämlich nicht nur Gravitationskräfte sondern auch Zentrifugalkräfte.