Hallo, der Baum wurde vor 2 Jahren radikal geschnitten. Damals war er sehr dicht im Laub und hatte Monilia entwickelt. Wenn er jetzt austreibt, wird er wieder zu dicht. Soll ich erneut schneiden oder abwarten ? Falls Schneiden, wieviel und was muss unbedingt weg ?
danke für Ratschläge.
Udo Becker
Schon als Bub und Garten-Anfänger bekam ich von meinem Opa den Rat, Apfelbäume so zu schneiden, dass man eine Mütze durchwerfen kann, ohne dass sie hängen bleibt.
Später habe ich in der Praxis gelernt, dass hauptsächlich horizontale Triebe Früchte tragen, die vertikalen „Wassertriebe“ sollten reduziert werden. Oder ganz weg.
Habe z.Z. genau das Problem wie du mit einem alten Baum. Erstmal alle Zweige weg, die nach innen zeigen. Dann die kürzen, die steil nach oben zeigen kurz über einer Knospe, die nach außen zeigt.
Wenn möglich, max 1/3 der Krone wegnehmen, sonst konzentriert sich der Baum aufs Austreiben und nicht auf die Früchte.
Vermutlich gibt dir jeder (Hobby-)Gärtner einen anderen Rat.
Hier ein Tipp, wie man auch mehrjährige Wassertriebe runterbinden bzw -ziehen kann, um sie zu Obsttrieben zu machen:
Hab vor Jahren damit einen kahlen Bereich „aufgeforstet“, auch an einer Zwetschge.
Die waren mir bei Udos Bild massiv aufgefallen. Insofern, @Udo_Becker, an sich müssten alle Wassertriebe weg.
@Udo_Becker
Ich gebe zu, dieses Jahr gönnen wir uns endlich einen Fachmann, nachdem wir hier und da nach vermeintlicher Fachanleitung an zwei Bäumen etwas herumgeschnippelt haben. Aber es ist uns einfach zu viel, es sind insgesamt auch vier alte Bäume, von denen drei an sich nur mit Leiter oder Hochentaster zugänglich sind (einer ist niedlich klein, trotzdem zu dicht, als dass ich Lust hätte, mich da durchzuwurschteln). Deswegen lassen wir das jetzt professionell machen, um Grund drin zu haben, und dann schauen wir weiter. Entweder schaffen wir es danach zeitlich, dass wir uns selbst darum kümmern, oder wir lassen das sonst alle 2-3-4 Jahre machen.
Wenn das für dich in Frage kommt, solltest du das vielleicht auch einmal vom Profi machen lassen und danach wieder selbst übernehmen.
Vorsicht, das sind geschätzt 2/3 der Krone, den Fehler habe ich auch schon gemacht. In der Hoffnung, für einige Jahre keine Schnittarbeit zu haben. Der Baum wird sich auf neue Wassertriebe konzentrieren. Manchmal ist weniger eben mehr.
Das scheint tatsächlich zu stimmen, hier steht, dass man etwa 1/3 der Wassertriebe schneiden sollte:
Und die sind Folge des Radikalschnitts, ja. Ich „freue“ mich auf unsere Wassertriebe im nächsten Jahr. Noch vertraue ich dem Fachmann …
Hallo Udo,
Schneiden in jedem Fall erst nach den Februar-Frösten Ende Februar, und dann erstmal so zurückhaltend wie möglich: Sommerschnitt im Juli bringt eine ruhige Krone, Winterschnitt regt den Austrieb an - so wie das hier, bei einem Verjüngungsschnitt, ja auch gewünscht war. Der generelle Winterschnitt bei Apfel und Birne war früher arbeitswirtschaftlich begründet, weil Obst immer mit Grünland verbunden war und in der Heubet schlicht keine Zeit dafür war, in den Bäumen herummzuhängen.
Es sind genügend Leitriebe da, mehr braucht der Baum nicht. Also nicht verkünsteln mit dem Herunterbiegen der schwachen Triebe in die Waagerechte. Von denen nimmst Du jetzt, Ende Februar, etwa jeden Dritten weg, ohne Haken und Zapfen, direkt am Leittrieb abwerfen. Das reicht schon dafür, dass die bleibenden mehr Licht bekommen, so dass sie ihrerseits Seitentriebe anlegen, die Fruchtholz werden können. Es sollten nach einem Verjüngungsschnitt keinesfalls alle der ausgebildeten schwachen Triebe weg, weil an den alten Leittrieben kein Fruchtholz mehr ausgebildet wird.
Im Sommer wird dann der Rest der jetzt senkrecht stehenden Triebe eingekürzt, allerdings nicht glatt am Leittrieb, sondern auf je zwei Blätter/Seitentriebe/Knospen ab Leittrieb. Das wird dann weiterhin noch zu dicht sein, aber genügt für eine ausreichende Belichtung (die ihrerseits das Triebwachstum hemmt), so dass dann beim 2023er Sommerschnitt noch vollends abgeworfen werden kann, was noch zu dicht steht.
Schöne Grüße
MM
- an dieser Stelle ein Augenblick zum Gedenken an Fritz Schmid „a. d. Uw.“, Elektromeister aus Zürich, der seinen gelernten Beruf an den Nagel gehängt und sich seiner Passion, der Pomologie, gewidmet hat. Wir, ich von Lehre, Berufsschule, etwas Praxis und Studium her kommend, und er, mit einem großen Schatz an alt übermittelten Kenntnissen und eigener Praxis, vor allem kaum beschreiblichem Gefühl für das Richtige, waren hier im Forum selten unterschiedlicher Meinung: Theorie und Praxis bilden eine Einheit. Es wird mich meiner Lebtag reuen, dass ich seine Einladung, mit ihm zusammen einmal einige Tage in den Bäumen zu hängen, nicht sehr lange Zeit vor seinem Tod, nicht angenommen habe.
An einen einzigen Punkt erinnere ich mich, als wir gänzlich verschiedener Ansicht waren: Fritz a.d.Uw. war der Ansicht, dass man Zwetschgen und Mirabellen unter keinen Umständen durch Schnitt von ihrem ganz in die Senkrechte angelegten Wuchs abbringen kann, und alles andere nur zu Hausmeisterbesen führt, und in meinem „Stückle“ steht eine Belle de Nancy mit einer wunderschönen breiten, lichten Becherkrone.
Aber für alles, was gealterte Äpfel betrifft, könnte er bestimmt noch viel präzisere Hinweise geben. Gott sei seiner Seele gnädig.
Gell Fritz, luegesch ou, dass d’Engeli ä gschîtes Bîräwasser hän!
MM
Danke für die Beiträge. Ich werde den Schnitt also behutsam angehen: Im März ewa ein Drittel der Wasserschossen, Im Sommer nochmals eine Auslichtung.
Udo Becker