Apfelgriebse brechen neuerdings auseinander

Hallo.

So sieht ein „Apfelgriebs“ normalerweise aus (Bild von Wiktionary):

Man isst den Apfel um das Kerngehäuse rum weg, übrig bleibt ein stabiles Etwas.

Ich habe in den letzten paar Wochen bei drei Apfelsorten (Elstar, Braeburn und Golden Delicious) festgestellt, dass das Kerngehäuse recht „luftig“ ausfällt und die Kerne mehr oder weniger lose drin liegen.
Ich kann mich nicht erinnern, das so überhaupt schon mal bei einem Apfel gehabt zu haben und frage mich, woher das kommt.
Hab ich einfach „schlechte Chargen“ erwischt?
Sind das die Folgen irgendwelcher Zuchtversuche?
Ist der Klimawandel schuld?

Jedenfalls nervt es, weil die Kerne gegen Essende rausfallen und der Apfel auseinanderbricht.

Gruß,

Kannitverstan

Würde mich nicht wundern, wenn es in Zukunft Äpfel ganz ohne Griebsch gäbe, so wie die kernlosen Weintrauben.
Dass die Kerne lose im Kerngehäuse liegen ist aber normal.
Ich greife übrigens sehr häufig zu der Sorte „die etwas anderen“.

Servus,

wenn es sich um Lageräpfel von der Nordhalbkugel handelt, kann es sich tatsächlich um eine Folge der relativ warmen Nächte kurz vor Ernte in den letzten Jahren handeln: Während der Lagerung läuft das Reifen der Frucht (im CA-Lager sehr langsam, aber auch dort) und damit der Umbau aller Kohlenhydrate in der Frucht (auch der Zellulose) in Richtung Zucker weiter. Gehemmt wird dieser Prozess unter anderem auch durch die Säure im Apfel, und wenn dieser bereits vor der Ernte wegen hoher Temperaturen viel Säure verloren hat, läuft die weitere Reife im Lager weniger gebremst ab.

Andererseits kann man Äpfel nicht beliebig früh vor der Reife ernten, weil sie dann nach nichts mehr schmecken. Es besteht also bei solchen Septembern, wie wir sie in den letzten Jahren hatten, nur die Wahl zwischen einem faden und einem nicht so sehr lange stabilen Apfel.

In ganz paar einzelnen Fällen habe ich als Tafelobst den Klassiker Ontario wieder gesehen, hat sich aber leider nicht durchgesetzt: Der war extra auf hohen Säuregehalt gezüchtet, dadurch mit einem respektablen Ascorbinsäuregehalt versehen und wurde erst im Lager (gewöhnlicher Obstkeller ganz ohne CA) ab etwa März reif.

Dass der eigentlich auch gut saure Braeburn im Lager so weit reift, ist überraschend - da kann es auch an einer einen Tuck zu späten Ernte liegen.

Schöne Grüße

MM

3 Like

Das Analog wären Äpfel ohne Kerne, aber immer noch mit Kernhaus.

Kernlose Traubensorten sind übrigens nicht durch geeignete Hybridisierung wie bei Orangen oder irgendwelche gentechnischen Maßnahmen gezüchtet, sondern schlicht durch Selektion - Vitis vinifera macht ohne besondere Behandlung einen gewissen Anteil von Beeren ohne Kerne, und wenn man gezielt auf diese Eigenschaft selektiert, steht am Ende der Reihe eine Rebe, die sich nur noch durch Umveredeln ihrer Triebe vegetativ vermehren lässt.

Schöne Grüße

MM

Ich glaube ja. Werd beim nächsten Einkauf mal - zu rein wissenschaftlichen Zwecken und entgegen meiner Überzeugung :wink: - gezielt südhalbkugelige Äpfel kaufen.

Gruß,

Kannitverstan

Wenn ich dran denke und noch welche sehe (die werden meistens März - April verramscht), beiße ich dann mal die Zähne zusammen und besorge ebenfalls zur weiteren Untersuchung so einen Zweikilosack offensichtlich viel zu früh geernteter 2022er Äpfel: Es könnte auch sein, dass nicht bei schon zu weit fortgeschrittenem Säureabbau = zu spät geerntet worden ist, sondern um dem zuvorzukommen zu früh, und damit zwar noch ordentlich Säure da war, aber das Kernhaus noch nicht richtig zu Ende entwickelt. Das wäre dann allerdings auch an relativ hellen, noch nicht richtig tiefbraun ausgefärbten Kernen zu erkennen.

Schöne Grüße

MM

Sagt mir nichts.
Ich schnappe mir - sofern verfügbar - „Wetteräpfel“ mit dem grausigen, aber lebensmittelrechtlich wohl vorgeschriebenen Zusatz „zur Verwertung“.
Meine Wahl fällt auf Braeburn - außer, es gibt gerade Holsteiner Cox - dann nehme ich natürlich (!) den Cox.

1 Like

Diese werden von Kaufland unter dem Schlagwort „die etwas Anderen“ verkauft, wie auch anderes Obst und Gemüse, das durch die Handelsklassen fällt. Damit lässt sich dieses immerhin noch deutlich oberhalb der Preise für Wirtschaftsobst und -gemüse vermarkten - analog zur Kürzung des Rabatts für Ware mit kurzer Mindesthaltbarkeit bei LIDL auf 30 Prozent unter dem Marketing-Titel „Ich bin noch gut“.

Schöne Grüße

MM

sind auch meine erste Wahl.