Arbeitnehmerüberlassungsdauer erreicht - was kann man tun?

Hallo Zusammen,

seit April 2017 gibt es ein (nicht ordentlich durchdachtes) neues Gesetz, dass besagt, eine Zeitarbeitskraft muss nach spätestens 18 Monaten übernommen werden und einen internen Vertrag bekommen. So jedenfalls ist meine Auffassung davon und ich bin noch keines besseren belehrt worden.
Jetzt habe ich von einem Fall mitbekommen:
Mr. M ist bei Firma X angestellt über eine Zeitarbeit. Die Vorgesetzten von Mr. M schätzen ihn sehr und wollen ihn unbedingt behalten. Allerdings sitzen die Vorgesetzen nicht am längsten Hebel und die Unternehmensleitung möchte Ende September einfach die Zeitarbeitskräfte austauschen.
Ich verstehe es einfach nicht. Alle in Deutschland schreien regelrecht, wir hätten einen Fachkräftemangel. Und nun werden solche direkt nach den 18 Monaten wieder aus der Tür befördert.

Nun zu meiner Frage:
Hat jemand in seiner Firma im Moment das selbe Diskussionsthema? (immerhin kommt es jetzt im September zum ersten Mal soweit)
Wenn ja, gibt es eine Möglichkeit (außer einem internen Arbeitsvertrag) für Mr. M in Firma X zu bleiben?

Wir haben aber keinen Fachkräftemangel. Wir haben einen Mangel an billigen Fachkräften. Nach 18 Monaten ist der Mann einfach zu teuer.

Hallo,
sagen wir mal so: eine Fachkraft hat nach 18 Monaten einen gewissen Wert für die Firma. Den ist aber der Arbeitgeber nicht bereit zu vergüten.

Gruß

Sehe ich durchaus auch so. Wir haben ja die gleiche Erfahrung gemacht. Wenn bei uns jemand eingestellt wird, zahlen wir im ersten Jahr im Wesentlichen drauf und erst ab 1-2 Jahren Betriebszugehörigkeit machen die Leute so langsam Gewinne. Das Problem ist dabei aber, dass mit der sehr hohen Mobilität der Menschen heute, so mancher die Firma nach dieser Zeitspanne wieder verlässt. Eine kleine Firma aus der ostdeutschen Provinz, wie die für die ich arbeite, zahlt halt andere Löhne, als die Konkurrenz ausm Westen :smile:

Genau dieses oder ähnlich gelagerte Probleme haben sehr viele Firmen. Die Bereitschaft frische Absolventen einzustellen hat deutlich abgenommen - und genau das nennen sie dann Fachkräftemangel. Heutzutage suchen die meisten Firmen Leute, die bereits etliche Jahre Berufserfahrung haben und sind nur noch selten bereit, jemandem die Chance zu geben, sich diese Berufserfahrung erst noch zu erarbeiten…

Hallo,
wenn es den von Dir angesprochenen Fachkräftemangel so gäbe, würde man den Arbeitnehmer doch nicht an die Luft setzen. Aber offensichtlich wartet schon die nächste Fachkraft.

Ansonsten finde ich es durchaus angebracht, die Möglichkeiten der Arbeitnehmerüberlassung etwas einzuzschränken. Ich denke, dass weniger Arbeitnehmerüberlassung mehr Kinder von Berufstätigen bedeuten würde.

Nein, eben nicht. Die Zeitarbeitsfirma hat die Firma X schon darauf hingewiesen, dass sie diese Fachkräfte nicht einfach so „nachliefern“ kann.

Darum geht es nicht. Die Fachkraft ist über die Zeitarbeitsfirma teurer, als wenn man sie direkt anstellen würde. Und das wurde in diesem Fall sogar belegt.

Hier geht es einzig alleine um die Kostenstellen. Ein Leiharbeiter ist eine Sachkostenstelle und ein direkter Angestellter eine Personalkostenstelle. Somit wird es sich nur schön gerechnet.

Hallo,

wenn die 18-Monats-Frist erreicht ist, muß die Zeitarbeitsfirma den AN abziehen. wahrscheinlich ist das auch so vertraglich geregelt zwischen den Firmen. Ansprechpartner für den Leih-AN ist deswegen in erster Linie die Zeitarbeitsfirma als AG und nicht der Entleih-AG.

Und das Recht auf unternehmerische Freiheit beinhaltet nun mal auch das Recht auf Dummheit und Irrtum des AG.

&Tschüß
Wolfgang

Servus,

die „nicht durchdachte“ Aktion ist hier nicht die des Gesetzgebers, der sehr zaghaft den Wildwuchs an Dauer-Arbeitnehmerüberlassung ein wenig beschnitten hat, sondern die des entleihenden Unternehmens, das ohne jeden erkennbaren Grund einem Arbeitervermieter seine Marge in den unersättlichen Rachen wirft, obwohl der gleiche Zweck mit befristeten Arbeitsverträgen ohne Mühe und viel billiger erreichbar wäre.

Übrigens: Das Bildzeitungs-Schlagzeilenwort „Fachkräftemangel“ bedeutet nicht, dass jetzt plötzlich eine Beschäftigungsgarantie für jeden, der irgendeine Berufsausbildung absolviert hat, ausgebrochen wäre.

Schöne Grüße

MM

???

Warum sollte er zu teuer sein, wenn er vorher in Arbeitnehmerüberlassung etwa das Doppelte gekostet hat? Die in dieser Branche aktiven Unternehmen arbeiten nicht für Gotteslohn, sondern bedienen sich großzügig aus der Marge, die sie nur erzielen können, wenn der überlassene Arbeitnehmer den Entleiher sehr viel mehr kostet als seinen Lohn (natürlich einschließlich AG-Anteile zu den Versicherungen, Lohnfortzahlung, Urlaub etc.).

Schöne Grüße

MM

Hallo,

eine weit verbreitete unternehmerische Dummheit - vor allem dann, wenn man Controller, Berater, Eigentümer o.ä. im Nacken sitzen hat, die dem Dogma unterliegen, daß der Abbau von Personalkosten allein eine schlüssige Meßzahl für unternehmerischen Erfolg ist.

So mancher AG hat schon kurz nach Ankündigung von Personalabbau im Prinzip mehr Köpfe beschäftigt, weil die Zahl der zusätzlichen Leih-AN die Zahl der „abgebauten“ Personale überstieg.

&Tschüß
Wolfgang

3 Like

Ist ja schön, dass man dieses für die Frage zentrale Element dann auch irgendwann erfährt.

Die etwas altväterliche Unterscheidung „Sachkostenstelle“ / „Personalkostenstelle“ lässt an Öffentlichen Dienst denken. Ist das so?

Und woher stammt die Information, dass die Zuordnung zu Kostenarten entscheidend für die kaufmännisch brunzdumme Handhabung des Themas ist? Flurfunk oder echte Quellen?

Schöne Grüße

MM

Wobei allerdings die Arbeitsmarktchancen zurzeit hervorragend sind, für Fachkräfte ohnehin, aber auch für ungelernte Kräfte. Dies ist sicher regional etwas unterschiedlich, und es gibt sicher auch Personen, die individuelle (im Arbeitsagentursprech:) Vermittlungshemmnisse haben, aber so gut wie momentan war es schon lange nicht mehr.

Servus,

Sicher, das schon.

Bloß die Vorstellung, dass durch entsprechende Schlagzeilen der Handel am Arbeitsmarkt ausgesetzt wäre, trifft es dann halt auch wieder nicht.

Schöne Grüße

MM

Dessen bin ich mir durchaus bewusst…

War keine Absicht, sorry.

Nein, eine Kommanditgesellschaft auf Aktien.

Das wurde mir von einem Vorgesetzten mitgeteilt bei einem unserer vielen Gespräche. Die wie gesagt das ganze Verhalten für unzumutbar halten.

Schöne Grüße zurück

Wir können uns natürlich wunderprächtig auf eine ping-pong-Diskussion einlassen.
Letztlich denke ich, dass es sinnvoll ist, derartige Arbeitsverhältnisse per Gesetz zu befristen. Ansonsten hat Mr. M nämlich „lebenslange Probezeit“ und z.B. Elternzeit ist in solchen Fällen auch ein schwieriges Thema. Die Firma wird schon die für Sie beste Entscheidung treffen und Mr M. sollte mal Bewerbungen schreiben. Oder sein Xing-Profil etwas aufmöbeln, dann kommen die Headhunter von ganz alleine.

das ist kein Widerspruch !
denn wenn es so wäre, dann bekommt der Zeitarbeiter doch sofort einen neuen Job bei den Firmen die schreien „Wir kriegen keine Facharbeiter !“.

Das Gesetz ist völlig OK.
Du muss nach dem Sinn fragen.
Warum soll es einer Firma erlaubt sein, immer wieder neue Zeitverträge zu machen.
Das war mal als zeitliche Überbrückung von absehbarer Mehrarbeit oder ähnlich gemacht worden.
Es war nie gedacht um billige Arbeitskräfte zu bekommen, die anders als die Festangestellten behandelt werden.

Das ganze System gehört abgeschafft.
Übergangsweise könnte man es so wie im benachbarten Ausland machen, Zeitarbeitskräfte sind teurer wie die fest angestellten. Sie bekommen mehr Geld !
Warum ? weil sie wieder schnell entlassen werden können und diese Risiko muss man ausgleichen.

Es soll dem AG schwer gemacht werden, Leute nicht fest anzustellen !
hat er überraschend Mehrarbeit, die nur kurz anhalten wird, dann muss er eben bezahlen um diese teuren Zeitkräfte zu bekommen.

Aber aktuell ist es ja gerade umgekehrt. Sie sind billiger, es lohnt sich also, gar nicht so genau zu kalkulieren, ob man nicht so und soviel neue feste Stellen schafft.

MfG
duck313

Hmmmm, ja, aber oben schreibst du:

Merkst du was?

Ist das wirklich eine Fachkraft wenn er heute noch in Zeitarbeit arbeitet? Was für eine Ausbildung hat die Person?