Arbeitsanweisung missachten

Hallo und liebe Grüße an Alle.

Habe heute mal eine Arbeitsrechtliche Frage, sicher wird mir hier kein Anwalt antworten aber vielleicht hat jemand ja mal etwas ähnliches erlebt.

Ich arbeite seit einiger Zeit in einem Call Center unser Auftraggeber, also nicht mein Arbeitgeber verlangt nun von uns alle Kunden am Telefon zu duzen. Dafür hat der Auftraggeber eine Arbeitsanweisung herausgegeben.

Ich habe damit ein riesen Problem. Ich bin mittlerweile 53 Jahre und denke in meiner Persönlichkeitsentwicklung so weit beurteilen zu können wie ich mit Respekt mit Menschen umgehe.
Privat habe ich kein Problem mit dem Duzen von mir bekannten Menschen oder auch damit, dass ich
geduzt werde.

Daher verweigere ich diese Arbeitsanweisung. Derzeit dürfte das kein Problem darstellen, da ich ja keinen Arbeitsvertrag mit unserem Auftraggeber habe. Nun will mein Vorgesetzter mir diese Arbeitsanweisung persönlich geben. Zwar würde ich der Arbeitsanweisung immer noch nicht folge leisten, allerdings käme Sie dann von meinem Arbeitgeber.

Nun meine Frage: Kann ich diese Anweisung wegen " Eingriffs in meine Persönlichkeitsrechte" ablehnen?

Das ich dann evtl. in einem anderen Projekt eingesetzt werde ist für mich kein Problem, mir geht es einzig und allein darum, dass ich damit ein tatsächliches Problem habe und ich natürlich nicht selbst kündigen möchte.

Vielen Dank schon einmal für eure Antworten

Ich kann Dir das gut nachfühlen. Ich persönlich als Kunde würde einen Fremden, der mich anruft und duzt, erst mal fragen ob wir schon zusammen im Straßengraben übernachtet haben.
Darf Dein Arbeitgeber von Dir verlangen Fremde zu duzen? Ich meine ja, im geschäftlichen Umgang. In einem geschäftlichen Gespräch, indem die Firma demonstrieren will wie modern und jung sie ist, solltest Du die Anweisung befolgen. Wenn Dich ein Kunde dann so dumm anmacht wie ich es tun würde, kannst Du ihm ja sagen, sorry: ich habe die Anweisung von der Geschäftsleitung jeden zu duzen. Es entspricht auf jeden Fall nicht meiner Erziehung und privaten Gesprächsführung.
Dann sollte eventuell noch ein weiteres Gespräch mit dem Kunden möglich sein.
Auf jeden Fall würde ich eine Strichliste führen, wie viele Kunden sich diese Duzerei verbitten.

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vielen Dank schon mal. Es ist natürlich auch nicht einfach, einfach einen Schalter umzulegen zwischen privat und dienstlich.

Deshalb halte ich auch diesen Arbeitgeber, mit Verlaub, für einen Idioten. Er will doch erfolgreiche Gespräche geführt haben. Gute Gespräche kannst Du wirklich nur führen, wenn Du innerlich auch von der Sache überzeugt bist.
Das ist schon schwierig genug. Wenn er dann noch extra Hemmschwellen einbaut, weil der Gesprächsführende innerlich immer unangenehm berührt ist, wird es sicher nicht (oder weniger) erfolgreich sein.

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ja, genau so sehe ich das auch und ich persönlich sehe da auch aus meiner Erfahrung ein zusätzliches Konfliktpotenzial welches man sich selbst aufbaut. Gerade wenn nicht immer alles glatt läuft finde ich eine gewisse Distanz erfolgsversprechender.

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Servus,

nein.

Im Callcenter fallen Anweisungen, wie die Gespräche zu führen sind, klar unter das Direktionsrecht des Arbeitgebers - es ist wesentlicher Inhalt der Arbeit, dass der Callcenteragent Gespräche führt.

In einem Kfz-Styling-Center kann ein Lackier auch nicht ablehnen, Fahrzeuge in hässlichen Farben zu lackieren.

Anders schaut es aus, wenn ein Arbeitgeber eine Gesprächsführung verlangen würde, die strafrechtliche Relevanz hätte oder gegen die guten Sitten verstöße.

Davon ist das verlangte „Du“ in der Anrede aber recht weit weg.

Zum Trost kannst Du ja an die armen Mäuselein denken, die 250mal am Tag quieken müssen „MeinnameistSaskia-VanessaKnallert-Pjetrovicz-waskannichfürSietuuuuun?“.

Schöne Grüße

MM

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Ja, ich verstehe Dich. Ging mir kürzlich auch so, hatte was durchaus seriöses vertraglich fixieren wollen, meldete sich mit „Hugo“, dutzte mich (ich blieb beim Sie) und auch meine Vertragsbestätigung begann mit „Hallo Jana“. Fand ich kackedoof, aber dachte halt auch, dass der arme Hugo das halt einfach so machen muss. Und noch schlimmer fände ich, wenn ich dort mal wieder anrufe, und dann vielleicht mit der Susi spreche, die mich dann plötzlich nicht duzt. Also könnte man das als „Corporate Identity“ auffassen, wenn man wollte.
Ich fände es jetzt nicht so schlimm, dass ich allein deswegen einen sonst guten Job aufs Spiel setzen würde. Und ich würde mich nicht drauf verlassen, dass das Arbeitsamt eine Kündigung seitens AG deswegen so einfach hinnimmt.

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Hallo,

auch wenn ich selbst diese Entwicklung zum unterschiedslosen Duzen negativ finde, glaube ich nicht, daß Du diese Anweisung verweigern kannst. Der Eingriff in Deine Persönlichkeitsrechte dürfte im Zweifelsfall nicht schwerwiegend genug sein, um das Direktionsrecht des Arbeitgebers gem. § 106 GewO
https://www.gesetze-im-internet.de/gewo/__106.html
zu überwiegen.

Allerdings hast Du recht mit der Auffassung, daß ein Auftraggeber (im Rahmen eines Werkvertrages) den Arbeitnehmern des Auftragnehmers rechtswirksam keine Arbeitsanweisungen geben kann.
Die Arbeitsanweisungen an Dich müssen immer direkt von deinem Arbeitgeber kommen. Eine konsequente und dauerhafte Verweigerung einer derartigen Arbeitsanweisung von Deinem Arbeitgeber ist aber arbeitsrechtlich sanktionierbar - bis hin zur fristlosen Kündigung.

&tschüß
Wolfgang

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Diesen Satz, sowie alles andere kann man nur unterschreiben.

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Dem Auftraggeber ist wahrscheinlich das spezielle kulturelle Umfeld im Gebrauch von „Du“ und „Sie“ in Deutschland nicht bekannt. Eine Firma ist aber keine Demokratie. Auch bist Du in der Hierarchie vermutlich nicht weit genug oben, um firmenstrategische Entscheidungen mitzufällen. Ich würde aber eine Aktennotiz verfassen und der Personalstelle übergeben, in der Du darauf hinweist, dass Du für die Firma aus deiner Sicht ein Erfolgsrisioko siehst.: Mit anderen Worten: Wenn dadurch Kunden verloren gehen, bist Du nicht schuld.
Udo Becker

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@Udo dem kann ich nur beipflichten und würde es auch so machen, birgt allerdings auch ein gewisses Risiko und Aufstiegchancen in einer Personalliste, nämlich der der Mitarbeiter geringer Ergebenhei …äääh … Loyalität

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