Arbeitslosigkeit, Knast oder Sozialhilfe

Hi,
vor einigen Tagen bekam ich ne Diskussion mit. Es ging um Arbeitslosigkeit bzw Mindestlöhne.
Was mich schockte war eine Aussage eines Jugendlichen (Ausbildung
mit 3 abgeschlossen, danach arbeitslos, jetzt Halbtagsjob mit
einem Verdienst von 5,70 Euro brutto/h): Manchmal denk ich drüber
nach, wie ich es anstellen soll, in den Knast zu kommen. Ich arbeite,
brauch trotzdem Sozialhilfe. Ärger mich ständig mit irgendwelchen
Behörden rum. Krankmachen ist nicht, weil in dem Fall sowieso direkt
danach ne Kündigung kommt. Ich denke, im Knast hätt ich weniger
Probleme. Kein Nachdenken über Job und Wohnung. Und bei dem, was
die dort alles haben, scheints denen besser zu gehen als mir.
Ich wusste nicht, was ich drauf antworten soll. Zur Erklärung:
wir wohnen in ner Gegend mit vielen Arbeitslosen. Und es gibt (wegen
geringer Löhne) sehr viele, die entweder zusätzlich Hartz4 brauchen
oder knapp über dieser Grenze sind.
Faule Jugendliche oder was?

*geschockt*
D

Manchmal denk ich
drüber
nach, wie ich es anstellen soll, in den Knast zu kommen. Ich
arbeite,
brauch trotzdem Sozialhilfe. Ärger mich ständig mit
irgendwelchen
Behörden rum. Krankmachen ist nicht, weil in dem Fall sowieso
direkt
danach ne Kündigung kommt. Ich denke, im Knast hätt ich
weniger
Probleme. Kein Nachdenken über Job und Wohnung. Und bei dem,
was
die dort alles haben, scheints denen besser zu gehen als mir.

Na ja, wenn ich mir das so durchlese, kann der Jugendliche nicht ganz helle sein. Im Knast sitzen ist bestimmt kein Zuckerschlecken. Man kommt nicht raus, muss auch da arbeiten! und hat vielleicht den ein oder aderen üblen Zeitgenossen bei sich.

Ich verdiene auch wenig aber genieße meine Freizeit/ Freiheit. Um glücklich zu sein braucht man nicht viel Geld. Man muss Prioritäten setzen.

Hi Kathi

Ich verdiene auch wenig aber genieße meine Freizeit/ Freiheit.
Um glücklich zu sein braucht man nicht viel Geld. Man muss
Prioritäten setzen.

geht mir genauso.
Bekam das o. g. halt im Bekanntenkreis meiner Töchter mit (alle
zwischen 13 und 25 Jahre alt. Die, die nicht mehr zur Schule gehen,
sind zum größten Teil arbeitslos).
Meine Töchter halten ebenfalls nix von o. g. Einstellung (worüber ich
SEHR froh bin).
LG
D

Hallo,

ich kann mir nicht vorstellen, dass der J. den Knast als echte Alternative sieht. Es ist wohl eher Ausdruck seiner Perspektiv- und Hoffnungslosigkeit.
Der „deutsche Traum“(positiv gemeint) von Familie, Haus und Auto sieht er für sich anscheindend unerreichbar und ist deswegen frustriert.
Aber er macht doch was und lässt sich nicht hängen. Da gibt es ganz andere Fälle.

Grüsse

Jörg

Hallo deceem!

Ich habe eine Weile in einer Jugendhilfeeinrichtung gearbeitet und habe das statement, im Knast sei es besser, häufiger zu hören bekommen (und einige haben es auch geschafft, dort hin zu kommen und manche wollten sogar nach ihrer Entlassung wieder zurück…)

Ja, in den Knästen läuft es nicht mehr so hart wie früher… gemütlich eingerichtes Zimmer, Fernseher, Arbeit…
Als ich so manche Geschichte hörte, habe ich mit den Ohren geschlackert und gedacht, das ist doch, mit Ausnahme des Freiheitentzugs, keine Strafe mehr!

Meist waren es Jugendliche, die diese Aussage von sich gaben, denen es zu mühsam war, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Im Knast, sagten sie, wissen sie wenigstens, wo es lang geht.
Sie haben Struktur (was den meisten heutzutage fehlt), sie haben alles, was sie brauchen, Essen, Kontakt, ein Dach über dem Kopf, eine Beschäftigung.
Das bisschen Freiheit, achja, auf das lässt sich in diesem Falle leicht verzichten…

Ich denke, eine Reaktion auf die Aussage des von dir zitierten Jugendlichen ist schwierig, da ich der Meinung bin, da hilft kein kurzer Spruch, da hilft nur Arbeit mit dem Jugendlichen.
Konkret, ihm klar zu machen, welche Alternativen ihm nach dem Knast noch bleiben. Ihm bewusst machen, dass die meisten Jugendlichen, sobald sie mal im Kitchen saßen, dort wieder landen.
Schauen, welche Ressourcen hat er, welche Möglichkeiten sieht er, um das Leben im Hier und Jetzt für ihn wieder lebenswert(er) zu machen?

Faule Jugendliche oder was?

Nein, ich glaube, nicht faul sondern desillusioniert.

Traurig, aber wahr.
Grüße, jeanne

Eine Gesellschaft die Ihre Alten-Kinder und Jugendliche weder schützen kann noch eine Perspektive bieten kann ,hat als Gesellschaft ausgedient und sollte die moralische Insolvenz anmelden!!

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