Ich finde bei der Frage, ob jemand neben dem Bürgergeld noch gemeinnützige oder Zwangsarbeit leisten kann, in der Tat völlig irrelevant, dass es Kinder und Babys gibt, die bezugsberechtigt sind, weil ihre Eltern erwerbsfähig und Bezieher sind.
Denn am Ende landet man, wenn man fair bleiben möchte, immer wieder bei einer völlig irrelevant kleinen (in Bezug auf die Kosten und ihre Kopfzahl) Personengruppe von denjenigen, die realistisch betrachtet arbeiten könnten und dies absichtlich nicht tun und diese Personengruppe wird nun einmal schon jetzt sanktioniert.
Und das eklige an der Sache ist, dass es immer das gleiche Schema ist: es wird ein Problem herbeigeredet, das entweder gar nicht existiert oder bei realistischer Betrachtung gar nicht so groß ist und es wird eine Gruppe von Schuldigen ausgemacht, die aber tatsächlich winzig klein ist. Das Problem ist nun, dass die negativen Eigenschaften dieser winzig kleinen Personengruppe von den Teilen der Bevölkerung auf all jene projiziert wird, die die gleichen Eigenschaften haben.
Beispiele:
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Rd. 16.000 faule Bürgergeldempfänger, die schon jetzt sanktioniert werden, werden als Problem aufgebauscht und es wird - wieder einmal - erfolgreich das Klischee des faulen Leistungsbeziehers bedient, der nun endlich mal etwas an die Gesellschaft zurückgeben soll. Auf einmal steht jeder Bürgergeldbezieher unter Generalverdacht, sich in der sozialen Hängematte auszuruhen - ganz gleich, ob es sich um Menschen handelt, die Kinder betreuen, Eltern pflegen oder eine Behinderung haben, die dazu führt, dass sie nur ein paar Stunden am Tag arbeiten könnten und/oder nicht mobil sind, so dass sie am Ende dem Arbeitsmarkt doch nicht zur Verfügung stehen.
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Menschen aus dem Nahen und Mittleren Osten. Aus vielleicht 25 Attentätern in den letzten 10 Jahren wird ein riesiges Sicherheitsproblem konstruiert, obwohl besoffene Autofahrer ein viel größeres Problem darstellen. Tutet man lange genug in dieses Horn, stehen alle Menschen mit dunklen Haaren und dunklem Teint, die dem muslimischen Glauben anhängen, unter Generalverdacht und es wird mehr oder weniger darüber gesprochen, alle, die zu dieser Gruppe gehören und nicht hinreichend „deutsch“ geworden sind, zu vergraulen oder kurzerhand auszuweisen.
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Flüchtlinge aus der Ukraine oder aus Syrien, die sich zu einem großen Teil erfolgreich um Arbeit und das Erlangen von Sprachkenntnissen bemüht haben (obwohl ihnen der Staat bei beidem reichlich Steine in den Weg gelegt hat), werden zu einem großen Problem stilisiert, weil es natürlich auch unter jener Gruppe Menschen gibt, die den ihnen gewährten Schutz bzw. die gewährten Leistungen missbrauchen. Tatsächlich ist die Gruppe aber marginal, zumal die Statistik - wie schon erwähnt wurde - eben durch jene strukturell schlechter aussieht, die zwischenzeitlich eingebürgert wurden und dementsprechend nicht mehr als Syrer gezählt werden. Aber auch die Flüchtlinge aus der Ukraine sehen sich nun einem Generalverdacht ausgesetzt, der schon wenige Wochen nach Kriegsbeginn geschürt wurde, die der Ansicht waren, dass Flüchtlinge nur Lada oder schrottreife Kleinwagen fahren dürfen und niemals hätten mit großen und neuen Autos hätten nach Deutschland fliehen dürfen.
Es sind genau diese Strategien, mit denen Millionen von Menschen in Deutschland in Misskredit gebracht werden, die diese Gesellschaft (die inzwischen tatsächlich und unumkehrbar zu einem großen Teil aus Menschen mit Migrationshintergrund auch aus Osteuropa und auch aus dem Nahen und Mittleren Osten besteht) spalten und nicht der Umstand, dass man denen, die so vorgehen und die entsprechende Partei wählen, Dummheit und/oder Rechtsextremismus vorwirft.