Arbeitszeugnis

Hallo,
habe eine ganz eilige Frage:

in meinem Zeugnis steht unter anderem
„… verfügt über befriedigende Fachkenntnisse.“ ist das gleichzusetzen mit der Schulnote "befriedigend (3)?

außerdem steht da die Passage

„Seine Leistungen haben unseren Erwartungen in jeder Hinsicht entsprochen“.

Das kann ich gar nicht einordnen.

Bitte um schnelle Hilfe!

Gimli

Hallo Gimli,

vorweg muss ich sagen, daß ich in keiner Personalabteilung arbeite, mit Arbeitszeugnissen mich nur dann beschäftige wenn es um meine eigenen geht. Auch kenne ich die ganzen Formulierungen und was dahinter steckt nicht genau. Ich will damit nur sagen, daß ich alles andere als ein Profi bin.

Die von dir zitierten Formulierungen deute ich allerdings sehr eindeutig. Dein Ex-Chef hat nicht allzuviel von dir gehalten - deine Leistungen sind nicht unbrauchbar, aber auch nicht mehr als bestenfalls Durchschnitt.

Bin schon neugierig wie andere diese Formulierungen interpretieren.

Viele Grüße

Franz

P.S.: Internet Seiten mit diversen Floskeln und deren Bedeutung gibt es jede Menge

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

„… verfügt über befriedigende Fachkenntnisse.“

Hallo,

das hört sich wirklich nicht berauschend an. Aber Vorsicht: Das Herausreißen einzelner Passagen oder gar nur einzelner Satzteile aus einem Arbeitszeugnis bringt nichts. Um zu einer Aussage zu kommen, braucht man den vollständigen Zeugnistext.

Gruß
Wolfgang

Der volle Zeugnistext

O.k. der vole Text:

… verfügt über befriedigende Fachkenntnisse. Er erkennt auch bereichsübergreifende Zusammenhänge und ist in der Lage, Prioritäten zu setzen.

Erwähnenswert sind sein Engagement und seine Eigeninitiative, auch hohen Arbeitsbelastungen war er gewachsen.

In akuten Problemlagen behielt er die Übersicht, wobei er verantwortungsbewußte Entscheidungen trag. Die Arbeitsleistung war durch Zuverlässigkeit gekennzeichnet. Er erledigte seine Aufgaben sicher und setzte sein Fachwissen um

Seine Leistungen haben unsere Erwartungen und Anforderungen in jeder Hinsicht entsprochen und sein persönliches Verhalten war stets korrekt.

So, das war alles (außer einer Tätigkeitsbeschreibung)

Hi Gimli,

… verfügt über befriedigende Fachkenntnisse. Er erkennt auch
bereichsübergreifende Zusammenhänge und ist in der Lage,
Prioritäten zu setzen.

Hmm, befriedigend ist natürlich nicht so toll. Aber der zweite Satz ist durchweg positiv.

Erwähnenswert sind sein Engagement und seine Eigeninitiative,
auch hohen Arbeitsbelastungen war er gewachsen.

Nun gut, mehr Bla-Bla als aussagefähig. Obwohl das aussagt, das Du nicht nur auf den Feierabend gewartet hast.

In akuten Problemlagen behielt er die Übersicht, wobei er
verantwortungsbewußte Entscheidungen trag. Die Arbeitsleistung
war durch Zuverlässigkeit gekennzeichnet. Er erledigte seine
Aufgaben sicher und setzte sein Fachwissen um

Das hört sich so an, als wenn Zuverlässigkeit der Schwerpunkt ist. „er setzte sein Fachwissen ein“ obwohl es nur befriedigend war. Wer in Gottes Namen schreibt sowas zusammen?

Seine Leistungen haben unsere Erwartungen und Anforderungen in
jeder Hinsicht entsprochen und sein persönliches Verhalten war
stets korrekt.

Das ist doch ordentlich.
Wir haben letztens einen Zeugnistext verfasst, in dem stand „Er war stets bemüht, die ihm übertragenen Aufgaben zu erledigen“. Der Typ war eine absolute Niete.
Alles in allem würde ich mich ein wenig an dem „befriedigend“ stören, aber sonst ist das recht ordentlich. Der Verfasser dieses Zeugnisses hat sich allerdings nicht sehr viel Mühe gegeben. Nun kommt es aber auch immer darauf an, ob Dich der Verfasser auch selbst gekannt hat und Deine Arbeitsleistungen selbst beurteilen konnte. Oder wars irgendein Personaler im Großbetrieb?
Gruss Sebastian

Hallo,

der Verfasser neigt offenkundig nicht zu den in Zeugnissen weit verbreiteten Überzeichnungen und Extremen. Er beschreibt trocken und leidenschaftslos den Istzustand. In diesem Kontext gehen nach meinem Verständnis auch die „befriedigenden Fachkenntnisse“ in Ordnung. So halte ich dieses Zeugnis für die Beschreibung eines ordentlichen Mitarbeiters. Über die mit „belastbar, verantwortungsbewußt und zuverlässig“ vorgenommene Charakterisierung entsteht ein durchaus positives Bild.

Gruß
Wolfgang

Hallo Gimli.

… verfügt über befriedigende Fachkenntnisse. Er erkennt auch bereichsübergreifende Zusammenhänge und ist in der Lage, Prioritäten zu setzen.
– Und welche „Prioritäten“ waren das? => ausreichend bis mangelhaft.

Erwähnenswert sind sein Engagement und seine Eigeninitiative, auch hohen Arbeitsbelastungen war er gewachsen.
– „Engagement“ und „Arbeitsbelastung“ heißt, daß man Dich auch mal gerne Überstunden kloppen lassen kann. „Eigeninitiative“ ist ein echter Bringer! Hier gebe ich mal ein befriedigend minus mit fadem Beigeschmack.

In akuten Problemlagen behielt er die Übersicht, wobei er verantwortungsbewußte Entscheidungen traf. Die Arbeitsleistung war durch Zuverlässigkeit gekennzeichnet.
– „Zuverlässigkeit“ ist meist eine Selbstverständlichkeit. Eigentlich fehlt nur noch, daß Du immer „pünktlich“ warst. Gerade noch ein befriedigend (mit Good-Will!)

Er erledigte seine Aufgaben sicher und setzte sein Fachwissen um
– Habe ich da etwas von „erfolgreich“ gelesen? Nö. Also mindestens mangelhaft.

Seine Leistungen haben unsere Erwartungen und Anforderungen in jeder Hinsicht entsprochen
– Eigentlich ein glattes mangelhaft (Tendenz zum ungenügend). Klassischer ironischer Satz nach dem Motto: er war genauso … wie wir uns das gedacht haben.:frowning:

und sein persönliches Verhalten war stets korrekt.
– Keinerlei Angaben zu Vorgesetzten und Kollegen.

So, das war alles (außer einer Tätigkeitsbeschreibung)
– Noch schlimmer… Im Gegensatz zu dem ein oder anderen für mich irgendwo im Bereich ausreichend (minus) bis mangelhaft.

Keine Schlussformel?

Das Zeugnis ist grauenerregend! Was im Zeugnis steht ist meist grottenschlecht. Noch schlimmer ist, was nicht drin steht! Berichtigung einfordern und ggf. einklagen. So schlecht kannst Du doch nicht gewesen sein!

Alles Gute.
Gruß,
LeoLo

Hi!

Auch wenn Wolfgangs Ansicht vermutlich zutrifft, wirst du mit dem Zeugnis Schwierigkeiten haben, weil es nach den „üblichen“ Bewertungsmethoden hundsmiserabel ist!

Rede mal mit dem Chef drüber und er soll es korrigeiren. Wenn er wirklich keinen bock auf so etwas hat biete ihm an, daß Zeugnis selber zu schreiben - machen sehr viele…

Bernd

Hi Gimli,

jetzt hast Du ja von „sehr in ordnung“ bis „grottenschlecht“ alle Qualitäten. Wenn Du hier ein objektives Bild kriegen willst, musst Du tatsächlich den GANZEN Zeugnistext posten. Und dann noch erklären, in welcher Branche, in welchem Job, wie alt und warum. Wenn Du das nicht möchtest, dann halt an eine Vertrauensperson.

Alles andere ist Spielerei, die Dich überhaupt nicht weiterbringst.

Cheers, Felix

Nicht gut…
Hallo,

meine Meinung:

Unterer Durchschnitt, es fehlen Begriffe wie „stets, immer usw.“ und Superlativen wie „sehr, äusserst, uneingeschränkt, hervorragend etc.“.

Insgesamt wird im Text lediglich das erwähnt, was man von einem Mitarbeiter, der „Dienst nach Vorschrift“ macht, erwartet. Nichts, was darauf hinweist, dass der Mitarbeiter eine Qualität aufweist, die auch nur ein wenig über das Minimum hinausgeht.

Ich habe es mal ein wenig umformuliert:

… verfügt über gute Fachkenntnisse. Er erkennt bereichsübergreifende Zusammenhänge und ist stets in der Lage,
Prioritäten richtig zu setzen.

Erwähnenswert sind sein hohes Engagement und seine Eigeninitiative, auch hohen Arbeitsbelastungen war er stets gewachsen.

Auch in akuten Problemlagen behielt er immer die Übersicht, wobei er stets verantwortungsbewußte Entscheidungen trag. Die Arbeitsleistung war durch hohe Zuverlässigkeit gekennzeichnet. Er erledigte seine Aufgaben stets sicher und setzte sein gutes Fachwissen um.
Seine Leistungen haben unsere Erwartungen und Anforderungen in
jeder Hinsicht entsprochen und sein persönliches Verhalten war
stets korrekt.

Ich habe es nur minimal angepasst, hört sich aber viel besser an.
Natürlich kann man noch mehr daraus machen …

Gruß

Matthias

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