Arbeitszeugnis einschätzen

Hallo, ich hätte auch gern eine Einschätzung meines Arbeitszeugnisses. Vielleicht kurz zur Info: Das war mein erstes Arbeitsverhältnis nach bzw. während dem Studium und ich habe meinen Abschluss gemacht, nachdem ich dort schon etwa 3 Monate gearbeitet habe. Mir wurde am letzten Tag meiner Probezeit gekündigt, obwohl mir noch ein paar Tage davor eine Weiterbildung bezahlt wurde, die ich noch nicht mal beendet hatte…alles war sehr suspekt. Daher würde ich gern wissen, wie ihr dieses Zeugnis beurteilen würdet:

"ZEUGNIS

Frau XY, geboren am XY, war vom 16. März 2015 bis 29. September 2015 als Mitarbeiterin im Psychologischen Dienst bei der XY in der Außenstelle XY der XY innerhalb des Bereiches „Rehabilitation“ beschäftigt.

Frau XY war in der Maßnahme XY aktiv. Ziel dieser Maßnahme ist die Wiedereingliederung behinderter Menschen in ein den gesundheitlichen Einschränkungen angepasstes Arbeitsverhältnis. Im engen Kontakt zu den Klienten werden alle notwendigen Maßnahmen wie Beratung, Begleitung, Testung, berufliche Qualifizierung und Mithilfe bei der Eingliederung in den Arbeitsprozess gewährleistet.

Das Aufgabengebiet von Frau XY umfasste im Wesentlichen:

  • Beratung und Betreuung der Teilnehmer
  • Konsequente Hinführung der Teilnehmer zu einer Ausbildungs— bzw. Arbeitsaufnahme
  • Akquisition von Teilnehmern
  • Akquisition von Ausbildungs-, Praktikums— und Arbeitsstellen
  • Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung des Unterrichtes
  • Kontakte zu Auftraggebern
  • Test- und Diagnostikverfahren
  • Krisenintervention
  • Arbeiten mit der Gruppe
  • Verhaltenstraining
  • Maßnahmebezogene Freizeitgestaltung
  • VerwaItungstechnische und organisatorische Aufgaben
  • Einhalten der relevanten Qualitätsrichtlinien

Im Umgang mit den Teilnehmern erwies sich Frau XY als kompetent und sensibel.
Sie zeigte Einfühlungsvermögen, methodisches Vorgehen wie auch Argumentations- und Überzeugungsfähigkeit.

Über die fachlichen Voraussetzungen verfügend, erfüllte Frau XY motiviert unsere Ansprüche und erledigte ihre Aufgaben stets sorgfältig und genau.

Frau XY war verantwortungsbewusst, arbeitete selbstständig und zuverlässig. Sie erzielte mit hohem Einsatz einen guten Arbeitserfolg und war den Belastungen gewachsen.

Die Teilnehmergruppen führte Frau XY souverän. Es gelang ihr, auf interne Gruppenprozesse einzugehen und eine positive Entwicklung des Einzelnen anzuregen.

Durch die Teilnahme an freiwilligen externen Weiterbildungskursen hat Frau XY ihr Fachwissen erweitert. Frau XY absolvierte den Master of Science in Psychologie.

Das persönliche Verhalten von Frau XY gegenüber Vorgesetzten und Kollegen war immer einwandfrei.

Die ihr übertragenen Aufgaben erledigte Frau XY zu unserer vollen Zufriedenheit.

Frau XY verlässt das Unternehmen mit dem heutigen Tag. Wir bedanken uns für die geleisteten Dienste und wünschen Frau XY für die berufliche und private Zukunft alles Gute."

Schon mal vorab vielen Dank für eure Hilfe!

Auf das Zeugnis eines Bildungsträgers wird außerhalb der Branche niemand auch nur einen Pfifferling geben. Innerhalb der Branche - das weißt du ja selber - ist es völlig egal, wie schlecht du arbeitest und wie schlecht oder gut dein Zeugnis sein mag. Hauptsache du bist billig.

Hallo,
schade, dass du nicht genug Mut hast, deinen Nutzernamen anzeigen zu lassen, wenn du schon solche Kommentare schreibst. Also dein Beitrag mag ja deine Erfahrungen spiegeln, ich habe jedoch andere gemacht.
Da du aber meine Frage nicht verstanden zu haben scheinst, hier noch einmal: Ich hätte gern eine Einschätzung des Arbeitszeugnisses und keine Einschätzung der Branche.

Wer in so einer Branche arbeitet… und dann ist es völlig egal, ob da steht „Sie war SUPERHYPERDUPER (und verdiente als ausstudierte Sozial/Pädogogik/Trallala 1800 brutto, weil mehr war sie uns nicht Wert)“ Niemand wird auch nur irgendein Wort in diesem Zeugnis für voll nehmen.

@comeasitmay,

für mich liest sich dieses Zeugnis nur positiv. Was gibt es daran auszusetzen?

Ehrlich gesagt, wirft das Zeugnis ein sehr schlechtes Licht auf dich. Es klingt so, als hätte man nach einigen schlechten Erfahrungen mit dir einfach nicht mehr zusammenarbeiten wollen. Tipp: Lass es umschreiben in eine Art Praktikumsbescheinigung, auf der nur ´drauf steht, was die konkreten Arbeiten waren, die du in dieser Zeit durchgeführt hast. Ansonsten könnte es Schwierigkeiten bei der nächsten Bewerbung geben. In einer Tätigkeit von rund 6 Monaten kann man einfach keine (relevanten) Qualifikation erwerben. Übrigens, bei dem breiten Aufgabengebiet ist es äußerst unwahrscheinlich, dass du alle diese Dinge beherrscht (wegen der 6 Monate). Setze also drei bis vier Prioritäten. Die Beschäftigungszeit ist aber nicht das Kernproblem. Überleg doch mal, was man von einer Psychologin erwartet, die in das Aufgabengebiet dieser Firma oder Organisation hineinpasst! Es geht um die Wiedereingliederung behinderter Menschen. Welche Persönlichkeitsmerkmale, Wertvorstellungen Verhaltensweisen, Einstellungen und Fachkenntnisse über die außerakademische Berufswelt muss eine solche Mitarbeiterin (als du) mitbringen? Nichts davon wird in dem Zeugnis gesagt oder belegt. Statt „war den Belastungen gewachsen“ müsste es heißen „trotz großer Belastungen ist es Frau XY gelungen, Teilnehmer für ihre zukünftige Aufgabe gezielt zu qualifizieren und zu begeistern“. Statt „erwies sich als kompetent und sensibel“ müsste es heißen: „ist mit großem Engagement auf die individuellen Bedürfnisse unserer Klienten eingegangen und sie bei ihrer persönlichen und beruflichen Perspektiven wirksam unterstützt; dafür waren die Klienten sehr dankbar“. Sehr skeptisch klingt auch die Formulierung „Sie zeigte Einfühlungsvermögen“. Hast du das gelegentlich, halbherzig oder aus voller Überzeugung mit „messbaren“ Resultaten gezeigt? Überleg mal, wie das auf dich wirkt, wenn jemand sagt „das Auto hatte vier Räder“ oder „der Psychologe X hat einen Artikel über Validität gelesen.“ Glücklicherweise ist die Psychologie ein weites Feld mit vielen äußerst interessanten Tätigkeitsfeldern.
Viele Grüße

Servus,

hieran:

lässt sich erkennen, welche verheerenden Folgen der Tanz um den Hl. Bauchnabel, gepaart mit dem Hl. Erfahrungswissen, haben kann.

@tiberg hat nur einen Teil dessen beschrieben, was dieses Zeugnis in die Nähe eines Totalverrisses rückt. Selbst ein paar ganz schematische Standardformeln, die man erkennen kann, ohne das Zeugnis in seinem gesamten Text zu verstehen, bestätigen, dass die Arbeitnehmerin mit diesem Zeugnis ziemlich schlecht bewertet wird.

Schöne Grüße

MM

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Hallo, also wenn ich mich recht an meine Vorlesungen in Personalmanagement erinnere, entsprach die typische Floskel „zu unserer vollen Zufriedenheit“ einer 2 im Schulnotensystem. Auch, dass zum Schluss für die berufliche Zukunft alles Gute gewünscht wurde, deutet meiner Erachtens eher auf eine positive Bewertung hin. LG

Servus,

möglicherweise war der Dozent ein bissle weit weg von der betrieblichen Praxis und hat sich was aus den Fingern gesogen - jedenfalls liegen drei Dinge völlig daneben:

Abgesehen davon, dass (1) man diese Formeln nur und ausschließlich im Kontext bewerten kann, interpretierst Du sie auch isoliert betrachtet falsch. In einem Zeugnisgenerator-Text entspricht (2) „zu unserer vollen Zufriedenheit“ ohne Superlativ und ohne „jederzeit“ der Schulnote 3 und (3) das fehlende „weiterhin“ in der Schlussformel weist in Richtung 4. Zusammen mit den Dingen, die @tiberg schon erläutert hat und was Du mit Gewinn hättest lesen können und mit der Kündigung in der Probezeit wird das ziemlich vernichtend.

Schöne Grüße

MM

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stimmt

Bin branchenfremd .Fuer mich klingt es auch positiv.
Kann den Hinweis der Kommentatoren „negativ“ nicht nachvollziehen…

Ein neuer Arbeitgeber wird ja wohl nicht wissen dass Du gekuendigt wurdest…