Arbeitszeugnis nach betrieblicher Ausbildung

Wie ist folgendes Arbeitszeugnis zu bewerten?

Frau …, geboren am …, absolvierte in unserem Unternehmen in der Zeit vom … bis zum … und vom … bis zum …
die vorgeschriebenen Pflichtpraktika im Rahmen ihrer Ausbildung zur

Kauffrau für Büromanagement.

Die … als auch der Entsorgungsfachbetrieb … sowie die … GmbH sind drei inhabergeführte Unternehmen mit derzeit 15 Mitarbeitern. Die Schwerpunkte der jeweiligen Betriebe liegen in den Bereichen …, … sowie …

Während ihrer Ausbildung lernte Frau … die betrieblichen Abläufe aller drei Geschäftszweige kennen und erwarb die im Ausbildungsrahmenplan festgelegten Fertigkeiten und Kenntnisse.
Zu ihren Aufgaben gehörten::

• Auftragsbearbeitung und -nachbearbeitung

  • Prüfung von Zahlungsein- und -ausgängen
  • Erstellung von Lieferscheinen und Rechnungen
  • Entgegennahme von Aufträgen und Erfassung im Warenwirtschaftssystem
  • Führung des Betriebstagebuchs der Fa. …

• Personalwirtschaft

  • Führung und Verwaltung von Personalakten
  • Berechnung der Akkord-Arbeitsstunden mittels Excel
  • Unterstützung bei der Personalbeschaffung, Bewerbermanagement
  • Vorbereitung von Arbeitsverträgen

• Assistenz der Geschäftsführung

  • Unterstützung der Vorgesetzten im operativen Tagesgeschäft
  • Schriftliche und telefonische Geschäftskorrespondenz
  • Aufbereitung und Bereitstellung von Unterlagen
  • Bearbeitung des Posteingangs und -ausgangs
  • Unterstützung bei der Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung
  • Vorbereitung von Online-Seminaren

• Einkauf und Logistik

  • Bedarfsermittlung, Materialabruf
  • Disposition von Mengen und Terminen
  • Erfassung des Wareneingangs
  • Durchführung der Inventur 2020 in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten

• Kaufmännische Steuerung und Kontrolle

  • Kassenbuchführung
  • Scannen von Belegen
  • buchhalterische Erfassung von Geschäftsvorgängen mittels DATEV

Frau … hat sich ihrer Ausbildung von Anfang an mit vollem Einsatz gewidmet und sich in alle ihr übertragenen Aufgaben mit enormem Fleiß und Interesse eingearbeitet.
Sie zeichnete sich durch ein sehr hohes Maß an Eigeninitiative und Belastbarkeit aus und war schnell in der Lage, wesentliche Teile im Tagesgeschäft selbstständig zu erledigen. Auch vielfältigen Arbeitsanfall wusste Frau … jederzeit sehr gut zu organisieren und zu strukturieren. Sie hatte ein sicheres Gespür für Prioritäten und arbeitete stets zielgerichtet, äußerst zuverlässig und gewissenhaft.

Aufgrund ihrer absoluten Vertrauenswürdigkeit und Diskretion übernahm Frau … die eigenständige Erstellung und Aufbereitung der Betriebskalkulation für das Jahr 2020.
Zudem war sie an der Einführung eines neuen Warenwirtschaftssystems beteiligt und für dessen kontinuierliche Verwaltung und Datenpflege verantwortlich. Ebenso leistete sie wertvolle Unterstützung bei der Jahresabrechnung der … GmbH.

Wir waren mit den Leistungen von Frau … jederzeit sehr zufrieden.

Sie hat sich gegenüber Vorgesetzten, Geschäftspartnern und Mitarbeitern immer vorbildlich
und einwandfrei verhalten

Wir bedauern ihr Ausscheiden sehr und danken Frau … für die stets engagierte und vertrauensvolle Zusammenarbeit während der Ausbildungszeit.

Für die Zukunft wünschen wir ihr weiterhin viel Erfolg und persönlich alles Gute.

Servus,

das ist ein gutes Zeugnis.

Wahrscheinlich gut gemeint, aber in dieser Ausführlichkeit zu detailliert ist die Aufzählung der Aufgaben. Es soll hier vermutlich gezeigt werden, dass das Aufgabengebiet oberhalb des üblichen für werdende Kaufleute für Büromanagement angesiedelt war, aus jedem Block kann aber ein Punkt oder gar mehrere wegen Belanglosigkeit raus, dann liest sich das viel prägnanter. Andererseits sind da Punkte, die nur dann einen Wert haben, wenn sie mit zwei-drei Worten ausgeführt werden, z.B,. „Scannen von Belegen mit einem lernfähigen OCR-System“ - Zettel entklammern und durch den Scanner orgeln kann jeder. Oder „Durchführung der Inventur …“: Mit den Listen an der Hand durchs Lager ziehen können auch die meisten; Nachzählen bei Differenzen ist bereits „gehoben“, Klärung der Differenzen schon eine andere Liga. „Aufbereitung und Bereitstellung von Unterlagen“ liest sich wie Füllstoff, auch hier entweder klare Ansage betreffend selbständige und verantwortliche Durchführung einer Aufgabe oder Weglassen.

Ebenfalls ein Räuspern verursacht beim Lesen die ausführliche Darstellung ganz am Anfang, dass es sich offenbar nicht um eine ganz reguläre duale Berufsausbildung handelte - die „vorgeschriebenen Pflichtpraktika“ lassen sich sicherlich auch so formulieren, dass sie weniger nach „Zweite Chance“ klingen. Wahrscheinlich ist auch hier die Wirkung nicht beabsichtigt, aber sie ist da.

Schöne Grüße

MM

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Zusätzlich zu den Anmerkungen von @Aprilfisch hier noch ein paar weitere Hinweise.

Was in meinen Augen auf keinen Fall so bleiben sollte ist die vollkommen unlogische Beschreibung des Ausbildungsbetriebs bzw. der Ausbildungsbetriebe.

Es geht los mit „absolvierte in unserem Unternehmen“. Das ist in Verbindung mit dem Briefkopf (von dem ich annehme dass er auf dem finalen Dokument auftaucht) soweit natürlich vollkommen in Ordnung.

Aber dann geht es los: „Die … als auch der Entsorgungsfachbetrieb … sowie die … GmbH sind drei inhabergeführte Unternehmen mit derzeit 15 Mitarbeitern.“ Da fragt sich der Leser, was diese Aufzählung soll. Denn die Ausbildung hat ja wie oben zitiert angeblich lediglich in einem einzigen Betrieb stattgefunden: „in unserem Unternehmen“. Außerdem ist die Angabe der Mitarbeiterzahl uneindeutig. Es ist nicht erkennbar, ob in den drei Unternehmen zusammen insgesamt 15 Mitarbeiter tätig sind (d.h. durchschnittlich 5 Mitarbeiter pro Unternehmen), oder ob es je Unternehmen 15 Mitarbeiter, also in Summe 45 sind.

Der Hinweis „die betrieblichen Abläufe aller drei Geschäftszweige“ lässt zwar erahnen, dass diese drei Unternehmen zusammengehören (1 Unternehmen ist die Mutter, die anderen beiden die Töchter. Oder alle drei sind Töchter eines nicht genannten 4. Unternehmens o.ä.), aber das sollte unbedingt präzisiert werden.

Außerdem sollte in meinen Augen unbedingt der Satz
„Sie hat sich gegenüber Vorgesetzten, Geschäftspartnern und Mitarbeitern immer vorbildlich
und einwandfrei verhalten“
neu formuliert werden. Die Aufzählung muss lauten „Vorgesetzten, Geschäftspartnern und Kollegen“. Kollegen bezeichnet Angestellte auf der selben Hierarchieebene. „Mitarbeiter“ sind Angestellte, deren Vorgesetzte man ist. Da ich davon ausgehe, dass @SerendipityX keine Führungsverantwortung hatte, hatte sie demnach auch keine Mitarbeiter, sondern innerhalb des/der Unternehmen(s) nur Vorgesetzte oder Kollegen.

Worüber man nachdenken könnte wäre, die Formulierung

  • „Wir waren mit den Leistungen von Frau … jederzeit sehr zufrieden.“ (soll wohl der Note 1 entsprechen)

durch die Standardformulierung

  • „Frau … hat die ihr übertragenen Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit erledigt.“

zu ersetzen. Dann ist man auf der sicheren Seite dass jeder genau weiß, was gemeint ist.

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