Viiiiel besser! 
Hallo,
ich finde sehr gut dass du dir überhaupt die Mühe machst dich zu informieren und ein korrektes Zeugnis zu formulieren. Viele tun das nicht. Großes Lob dafür! 
Zunächst zu den Äußerlichkeiten. Das Zeugnis muß…
- auf offiziellem Firmenpapier geschrieben sein
- darf nur geknickt sein wenn man es kopieren kann ohne daß die Knicke auf den Duplikaten sichtbar sind
- das Adressfeld darf nicht, wie bei einem Brief, ausgefüllt sein
- das Datum SOLLTE (ist aber nicht einklagbar) auf den Tag des Ausscheidens aus dem Unternehmen datiert sein (nicht etwa auf das Datum, an dem der Text geschrieben wurde)
- die Unterschrift muß von einem hochrangigen Vertreter der Firma (Chef, Leiter Personalabteilung, …) persönlich geleistet worden sein. „I. A. Müller, Sekretärin des Abteilungsleiters“ reicht nicht
- unter der Unterschrift müssen Name und Funktion des Unterzeichnenden nochmal in Maschinenschrift stehen.
Nun zum Inhalt.
Frau x, geboren am 24.09.1975, war in der Zeit vom 01.02.2008
bis zum 30.05.2008 als Bürokauffrau in unser Unternehmen
beschäftigt.
Zu ihren Aufgaben gehörte:
„von Kunden“ streichen, Aufträge kommen letztlich immer von Kunden
- Angebotserstellung
- Fakturierung
- Mahnwesen
- administrative Tätigkeiten
würde ich als letzten Punkt der Aufzählung nach unten setzen
- Selbständige Abwicklung interner und externer Korrespondenz
in deutscher und englischer Sprache
- Empfangstätigkeit
- kleinere Lötarbeiten
Während ihrer Tätigkeit in unserem Hause hat Frau xxx gezeigt,
dass sie über gute Fachkenntnisse verfügt, die sie in ihrem
Aufgabengebiet erfolgreich einsetzen konnte.
Sie verfügt über eine gute Arbeitsplatzorganisation und
erarbeitete selbstständig und erfolgreich
Verbesserungsvorschläge.
Du musst mit den Superlativen aufpassen. Adjektive wie „stets“, „immer“, „jederzeit“, „selbstständig“ sind gerne gesehen und an manchen Stellen unerlässlich. Es sollte andererseits auch nicht inflationär werden und in jedem Satz 3x auftauchen.
Was aber generell raus sollte: dauernde Übertreibungen a la „selbstständig und erfolgreich“, „beispielhaftem Engagement“, „größter Genauigkeit“, „stärkster Belastung“, „äußerster Sorgfalt“.
Allein die Tatsache, dass Engagement, Genauigkeit etc. genannt werden, besagt für einen erfahrenen Leser dass diese Eigenschaften überdurchschnittlich gut waren und herausgehoben werden. Wenn du es aber maßlos übertreibst bekommst das schnell den Charakter einer absichtlichen Überzeichnung, die man nutzt um Dinge in negatives Licht zu rücken. Dann heißt „größte Genauigkeit“ im Klartext Pedanterie und kleinliches Herumgehacke auf Dingen.
Verantwortungsbewusstsein,
Einsatzfreude und selbstständiges Arbeiten waren
Vorraussetzungen dafür, dass sie alle ihre übertragenen
Arbeiten stets zu unserer vollen Zufriedenheit erfüllte.
… dass sie alle Aufgaben (stets) zu unserer vollen Zufriedenheit erfüllte.
„übertragen“ werden nur Dinge, die nicht von alleine klappen. Das ist generell keine gute Aussage und widerspräche auch der ansonsten betonten Selbstständigkeit.
Frau
xxx erledigt ihre Aufgaben stets mit beispielhaftem Engagement
und größter Genauigkeit. Auch unter stärkster Belastung behält
sie stets die Übersicht, handelt überlegt und bewältigt alle
ihr anvertrauten Aufgaben mit äußerster Sorgfalt.
Wie gesagt: raus mit den Adjektiven. Weniger ist mehr… Du meinst es gut und erreichst aber das Gegenteil.
Wenn du ein halbes Jahr in der Firma warst ist es unrealistisch dass alles perfekt gewesen sein soll. So schnell kann sich niemand einarbeiten und alles super in die Hand nehmen, auch nicht wenn man eine gute Mitarbeiterin ist. Also braucht es auch kein übertrieben perfektes Zeugnis. Lieber eins, das „gut, aber glaubwürdig“ ist. Damit hast du mehr erreicht als einem perfekten Superzeugnis, das keiner ernst nimmt.
Wichtig ist ja nur dass klar wird: „auch wenn’s in unserem Betrieb nicht passte, die Frau X ist nicht verkehrt und anderswo sicher eine gute Mitarbeiterin“.
Deswegen würde ich nicht allzu dick auftragen, nur so dass deutlich wird dass du eine ordentliche Mitarbeiterin warst, aber vielleicht mit anderen Schwerpunkten oder so…
Mit allen Ansprechpartnern kam Frau xxx gut zurecht
„kam Frau xxx gut zurecht“ - autsch! Also warste ne Domina, die den Ansprechpartnern Peitschenhiebe gegeben hat? 
Lass’ das lieber weg! Das ist eine ganz schlechte Aussage!
Besser: Frau X begegnete Vorgesetzten, Kollegen und Kunden stets mit ihrer freundlichen, offenen und zuvorkommenden Art. Ihr Verhalten war stets einwandfrei.
Frau xxx verlässt leider unser Unternehmen mit dem heutigen
Tag auf eigenen Wunsch,
Frau X verlässt unser Unternehmen auf eigenen Wunsch…
… um sich beruflich weiterzuentwickeln.
OK wenn ihr einfach nicht zusamnmen gepasst habt. Ist dann eine neutrale Formulierung. Sollte es wirklich so sein dass du eine bessere Stelle am Start hast, würde ich etwas genauer formulieren dass es wirkllich so ist, also nicht nur irgendein vorgeschobener Blabla. Im Vorstellungsgespräch wird man genauer danach fragen, dann musst du eine Erklärung haben wie es wirklich war - und das sollte dann zu dieser Aussage hier passen. Wenn du also wirklich etwas besseres hast: nenne ruhig dass es auf der anderen Stelle bessere Entwicklungsmöglichkeiten gab.
Ansonsten ist es eine gute, neutrale Weise auszudrücken dass es einfach nicht so gepasst hat.
Wir bedauern ihr Ausscheiden sehr,
weg mit dem „sehr“. Außerdem kommt hier das Bedauern zum Ausdruck, im Satz vorher kann man es daher streichen.
da wir mit ihr eine
zuverlässige und freundliche Kollegin verlieren.
Wir danken ihr für die gezeigte Leistung und wünschen ihr für
Ihre berufliche und private Zukunft weiterhin alles Gute.
besser (hatte ich selber ungeschickt formuliert gestern Nacht):
… wünschen ihr für ihre (klein geschrieben!) berufliche und private Zukunft alles Gute und weiterhin viel Erfolg.
„weiterhin“ also vor den Erfolg. So wird deutlich, dass du ihn hattest und er weitergehen möge. Das ist wieder so ein kleiner versteckter Hinweis, den erfahrene Leser wahrnehmen…
Ich weiß nicht ob ich das so schreiben kann weil ich ja nicht
nach so kurzer zeit über das unternehmen sagen kann das ich
mich da nicht weiterentwickelt habe oder? Zudem bin ich ja
jetzt Arbeitssuchend.
Mir gefiel es in dem Unternehmen einfach nicht.
Kann man so schreiben, dann ist die Formulierung OK. Im Vorstellungsgespräch würde ich das dann auch so sagen, also nicht um den heißen Brei herumreden. Es kommt vor dass es nicht passt. Sowas ist kein Weltuntergang und nicht generell negativ. Aber die Ehrlichkeit, dann keine Stories zu erzählen, macht Pluspunkte.
Gruß,
MecFleih