Arbeitszeugnis xyz bewerten

Hallo,
ich bitte um Bewertung dieses Arbeitszeugnisses. (Das xyz habe ich eingefügt, weil der „Titel schon verwendet wurde“)

(Auf Briefvordruck der Firma, Anschriftsfeld leer)
Zeugnis [mittig, fett]
Herr X Y, geb. am tt.mm.jjjj, war in der Zeit vom 01.08.2018 bis zum 31.07.2019 in unserem Unternehmen als Elektroinstallateur tätig.
Herr Y zeichnete sich durch Leistungs- und Einsatzbereitschaft aus, er arbeitete wirkungsvoll mit anderen zusammen, so dass gute Arbeitsergebnisse erzielt werden konnten.
Die mit seiner Tätigkeit als Elektroinstallateur in unserem Unternehmen verbundenen Aufgaben und Herausforderungen bewältigte Herr Y zu unserer vollen Zufriedenheit.
Herr Y war ein freundlicher und fleißiger Mitarbeiter. Sein persönliches Verhalten war immer einwandfrei. Er wurde von Vorgesetzten und Arbeitskollegen gleichermaßen geschätzt.
Das Arbeitsverhältnis wurde durch Herrn Y aufgelöst. Wir bedauern dies sehr und danken Herrn Y für die geleisteten guten Dienste.
Wir wünschen ihm für seinen weiteren Lebensweg weiterhin viel Erfolg und alles Gute.

[Ort], den [Datum des letzten Arbeitstages]

[Fimenname e.K.]
[Vorname Nachname des Inhabers]
[darüber die Unterschrift des Inhabers]

Ich habe NICHTS weggelassen. Schreibfehler kommen durch MEINE Tipp-Künste, im Original sind keine drin.

Ich habe eine Meinung, die sage ich aber nicht.
Ein Fakt: Der Kollege war als Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik angestellt. Das ist die heutige Bezeichnung des Elektroinstallateurs (seit vielen Jahren!).

Edit:
Oh, Mist, das wollte ich noch erwähnen:
Er war nahezu ausschließlich bei der Errichtung von Neubauten des Wohnungsbaus im Einsatz.
Da hat man keinen Kontakt zu Vertretern des Bauträgers.

Hallo,

ein schlechtes Zeugnis, Für mich sieht das nach einem typischen Zeugnis von jemandem aus, der es nicht gewohnt ist Zeugnisse zu schreiben und weder Ahnung von Stil und Form noch vom „versteckten“ Inhalt hat.

Fehlen tut zum Beispiel eine kurze Selbstbeschreibung des Unternehmens. Und vor allem fehlt eine Beschreibung der Tätigkeiten des ehemaligen Mitarbeiters. Hat er als „Haumeister“ im eigenen Unternehmen gearbeitet? War er auf Montage unterwegs? Hat er Schaltanlagen aufgebaut? Hat er Schaltanlagen oder Elektronistallationen bei Kunden des Unternehmens vorgenommen?

Falls er bei Kunden war, warum wurde sein Verhalten diesen Personen gegenüber nicht erwähnt.

Und das bisschen, das als Bewertung der Arbeit benutzt wurde, klingt nach einen durchschnittlichen bis unterdurchschnittlichen Mitarbeiter. Er ist nicht aufgefallen, weder positiv noch negativ.

Grüße
Pierre

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Oh, Mist, das wollte ich noch erwähnen:
Er war nahezu ausschließlich bei der Errichtung von Neubauten des Wohnungsbaus im Einsatz.
Da hat man keinen Kontakt zu Vertretern des Bauträgers.

Es war ja nur eine einfache Frage. Ich habe schon ein Zeugnis eines Kfz-Meisters lesen müssen, der nahezu den gesamten Kundenkontakt abgewickelt hat. Und das wurde auch nicht erwähnt. Ein wesentliches Merkmal der täglichen Arbeit - einfach unter den Tisch fallen lassen. Die Zufriedenheit mit diesem Merkmal wurde ebenfalls nicht erwähnt.

Grüße
Pierre

Dass das Zeugnis kein Ruhmesblatt ist, ist Dir vermutlich auch schon klar. Typi war grad mal ein Jahr dort, hat dort auch mal dies und das gewerkelt, man war gegenseitig nicht zufrieden (also er nicht mit der Firma und die Firma nicht mit ihm), er hat nen anderen Job gefunden, gekündigt und man bemüht sich nicht, ihn zu halten - so weit richtig?

Wie ist das Zeugnis denn in den Gesamtzusammehang einzuordnen? Gibt es vorher „längere“ Jobs mit „guten“ Zeugnissen und ist der neue Job (davon gehe ich mal aus, dass er nicht in die Arbeitslosigkeit gekündigt hat) ein vielversprechender? In dem Fall würde ich das Zeugnis dann genau so lassen, ist doch legitim, dass man bei nem Job mal ins Klo greift. Sind solche „Pannen“ allerdings schon früher gelegentlich passiert oder man war /ist arbeitslos oder man hat jetzt mal nen aussichtslosen Job angenommen (nur um vom alten Job wegzukommen) dann könnte man versuchen, das Zeugnis zu verbessern.

Die nicht-korrekte Berufsbezeichnung wäre eventuell ein Aufhänger, beim Rest erkenne ich keine formalen Fehler.

Den hier finde ich übrigens den Hammer :slight_smile:

Er wollte schon und war ein netter Kerl, aber allein hat er halt gar nix hingekriegt. Als Handlanger hat er dann aber den tüchtigen Kollegen schon ein bissle entlastet.

Unter uns Betschwestern: stimmt das denn? Und wie stünden seine Chancen, nachzuweisen, dass er so untauglich dann doch nicht war? Mitarbeitergespräche? Rennomierprojekte, die er selbstständig gemacht hat?

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Hier kommt die „Auflösung“:
Herr Y hat Anfang 2017 die Ausbildung absolviert. Dann der Wechsel im August 2018 zu der anderen Firma (die jetzt das Zeugnis verfasst hat).
Er wurde dort ausschließlich bei Neubauinstallationen eingesetzt, immer viel Druck, viele Überstunden, monotone Arbeit. Herr Y hat angekündigt, die Meisterschule in Teilzeit besuchen zu wollen. Der Chef hat ihm das „untersagt“, zumindest könne er sich das „abschminken“, zukünftig halbwegs pünktlich Feierabend zu bekommen.

Das Zeugnis ist eine (angekündigte) Ohrfeige des Ex-Chefs. Herr Y hält es für eine „drei“. Ich halte es für eine bodenlose Frechheit.

Die Firma wollte ihn unbedingt - zu viele Aufträge, zu wenig Mitarbeiter. Er wollte aber auch mal Abwechslung haben und jemanden, der ihm den Meisterschulenbesuch ermöglicht.
Beides hat er jetzt.
Ich weiß nicht, was ich ihm raten soll.

Wenn er seinen Meister hat, werde ich ihn nicht weiterbeschäftigen können. Denn ich baue gerade schon einen Gesellen zum Meister um, der langfristig Nachfolger sein wird. Also wird ein Zeugnis, mit dem er sich irgendwann mal als Meister bei jemandem bewirbt, von mir stammen. Alles gut.

Andererseits juckt es in den Fingern, wenn man sich das durchliest.
Eine rationale Entscheidung dürfte lauten: Abheften und darüber lachen.

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Herr Y arbeitet nach kurzer Anweisung selbständig, er liefert innerhalb der zu erwartenden Zeit ein qualitativ hochwertiges Ergebnis ab. Bedingt durch die Vorbeschäftigung bestehende Defizite gleicht er durch gezieltes Nachfragen und schnelles Lernen aus.
Er hat eigene Ideen und wie das halt so ist, sind die manchmal besser als meine Lösung.
Aktuell bekäme er eine glatte Zwei, zudem hat er Entwicklungspotenzial.

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Und ich verstehe sie nicht…
Ende Ausbildung: Anfang 2017
Anfang 2017 - August 2018: was war da?
Beginn bei doofer Firma: August 2018
Ende bei doofer Firma: Ende Juli 2019
Beginn bei neuer Firma: August 2019 (und Meisterschule dann ab Herbst?)

Und vor allem: wo spielst DU da rein? Ich bin ehrlich gesagt noch verwirrter.

Das einzige was ich verstehe:

gehört nicht ins Zeugnis :slight_smile: Das guckt in die Vergangenheit…

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Du hast Recht, ich habe Wesentliches vergessen.

Nach der Ausbildung war Weiterbeschäftigung beim Ausbildungsbetrieb als Geselle.
Dann bei der „doofen Firma“.
Seit August 2019 ist er bei mir.
Und das, was ich geschrieben habe, ist meine derzeitige Einschätzung des Herrn Y, weil du ja gefragt hast, wie er wirklich ist. Ein Zeugnis war das nicht.

Und jetzt macht er halt die Meisterschule in Teilzeit, das bedeutet, dass er an mehreren Tagen pro Woche pünktlich Feierabend benötigt und an den meisten Samstagen überhaupt nicht zur Verfügung steht. Damit habe ich aber kein Problem.

Die Meisterschule dauert dank der Teilzeit über 2,5 Jahre für die Teile 1 und 2.
Ich werde ihn also eine lange Zeit beschäftigen. Bis er all seine Prüfungsteile zusammen hat, werden etwas über 3 Jahre vergangen sein.

Daher werde ich ihm wohl sagen, dass er diesen Wisch einfach mal vergessen soll. Klagen bringt Ärger und ein zwangsweise korrigiertes Zeugnis über ein Jahr Beschäftigungsdauer. Dem gegenüber stünde dann mein Zeugnis, was vermutlich „richtig gut“ ausfallen wird und über mindestens drei Jahre Beschäftigung urteilt.

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Hi,
danke für die Aufklärung, jetzt hab ich’s verstanden :slight_smile: Wie ist denn das Zeugnis vom Ausbildungsbetrieb? Immerhin haben die ihn ja übernommen, das heisst, das kann nicht ganz so fürchterlich gewesen sein :wink:

Ich denke, ich würde - für alle Fälle - durchaus einen Versuch machen, an ein solideres Zeugnis zu kommen. Als Aufhänger eben die falsche Berufsbezeichnung, dann den Satz mit der Leistungsbereitschaft raus oder abmildern und vielleicht hier oder da noch ein „sehr“ oder „stets“ an richtiger Stelle. Wenn die das ohne Trara machen, ist’s gut - wenn nicht, soll er das halt so lassen wie’s ist. Grad für den „ersten richtigen“ Job kann man durchaus mal ins Klo greifen :wink:

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Ich kenne die Firma, aber ich kenne das Zeugnis nicht. Weil ich die Firma kenne, war mir das Zeugnis egal. Es ist eine dieser Firmen, bei denen man zähneknirschend die Ausbildung durchsteht und sich dann schnell eine bessere Firma sucht. Hier war es vom Regen in die Traufe.

Mal ganz allgemein: Ich kapiere das einfach nicht. Merken Firmen nicht, dass sie immer mehr ihre Leute verlieren, wenn die Arbeitsbedingungen Mist sind? 12-Stunden-Tage? Tarifliche Lohnerhöhung nicht weitergeben?

Das Handwerk bietet doch sowieso schon katastrophal niedrige Löhne. Die Gewerkschaften sind wenig interessiert, weil kaum Arbeitnehmer im Handwerk Mitglieder sind. Die Arbeitgeberverbände sehen es als wichtiges Ziel an, Lohnsteigerungen gering zu halten.
Bullshit.
Ich verlor schon zwei Gesellen an Industiriebetriebe. Warum? Weil die universell einsetzbar ausgebildet waren und dort direkt mal 50% mehr verdienen.
Ich zahle freiwillig eine Lohngruppenstufe mehr, dazu gibts steuerfrei

  • Fahrkostenzuschuss
  • Verpflegungsmehraufwand
  • Handyvertrag.

Ich würde mich aber mehr darüber freuen, wenn allgemeinverbindliche Tarfiverträge den Lohn zwangsweise für alle kräftig anheben würden.
Ein ausgebildeter Elektroniker-Geselle bekommt nach Tarif 13,93€/h.
Wir haben laut Tarif eine 36h-Woche, es kommen rund 2266€ im Monat dabei heraus.

Hält das hier jemand für angemessen nach einer 3,5jährigen Ausbildung?
Ein Kunde von mir zahlt in etwa gleich viel für angelernte Lagerarbeiter mit den Qualifikationen

  • Staplerschein
  • Lesen
  • Schreiben
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Aber dann frage ich mich, wo das ganze Geld von meinen Rechnungen bleibt. Klar, es kommen noch die Lohnnebenkosten, und der Betrieb möchte auch verdienen, aber trotzdem!

Hier ist mal eine Kalkulation: https://www.deutsche-handwerks-zeitung.de/so-setzt-sich-eine-handwerkerstunde-zusammen/150/3096/60783

Die Zahlen mögen vielleicht nicht völlig objektiv sein (Quelle ist halt die Handwerkszeitung :grinning:), aber beim spontanen Nachdenken „wo bleibt das Geld“ wäre mir etwa die Hälfte der Posten nicht eingefallen.

Moin,

unsere Vorarbeiter bekommen 21 € die Stunde. Hier kannst du gut und gern noch einmal 40% draufrechnen (Sozialversicherung, Soka, BG usw.) Ich als Wasserkopf muss auch bezahlt werden, Miete, Energie, Software, Steuern, Versicherungen usw. Verkauft wird die Stunde für 54,50€. Erstmal viel Geld, aber es bleibt tatsächlich nicht sooo viel übrig.

Soon

Ok. Meine letzten Rechnungen:

Heizungsbauer, 3-Mann-Betrieb (Meistr/Chef, Ehefrau im Büro, Geselle): 45 Euro netto.

GmbH im Bereich Bau (2-Mann-Betrieb, ein Dipl.-Ing. und ein Zimmermann - ich glaube Meister), mit zusätzlichen Helfern bei Bedarf: Facharbeiterstunde (Zimmermann) 47,80 netto, Fachhelfer 38,00 netto.

Die Elektrikerunterlagen habe ich gerade nicht zur Hand, bin mir aber fast sicher, dass er den höchsten Stundensatz hatte, obwohl es nur ein Ein-Mann-Betrieb ohne Sekretärin oder nebenbei beschäftigte Ehefrau ist.