Archäologische Sci-Fi-Romane?

Ich habe gerade „Gottes Maschinen“ von Jack McDevitt ausgelesen. Anfangs hat mich das Buch - vor allem seine Grundidee - völlig fasziniert.
Mit fortschreitender Seitenzahl hat mich das Buch mehr und mehr enttäuscht, zuletzt kam ich zum Verdikt: Gute Idee, miese Ausführung. (Vom gemeinplatzreichen Schreibstil schon mal abgesehen). Ich fand den Roman ab der zweiten Hälfte lieblos geschrieben, hier ist McDevitt nur noch auf Action- und Horroreffekte bedacht. Seine Figuren interessieren ihn nicht mehr, über die Hälfte lässt er einfach krepieren (man kann’s nicht anders ausdrücken!), ohne dass deren Tode für den Fortgang der Geschichte irgend eine Auswirkung hätte.

Nun ja… Ich nehme mal an, die Idee mit der archäologischen Science Fiction sei nicht auf McDevitts Mist gewachsen. Meine Frage nun: Wer kennt DEN (oder jedefalls einen überzeugenderen) archäologischen Sci-Fi-Roman? Das Thema finde ich, wie gesagt, hochspannend und würde gern mehr (Besseres) zum Thema lesen.

Danke für Eure Mitteilungen! Gruss,
Michael

Subgenre der Zeitreise-Romane?
Hi Michael,

auch als eifriger SF-Sammler & -Leser muß ich gestehen, daß ich den von Dir genannten McDevitt-Roman nicht kenne. Daher muß ich fragen, was exakt Du unter archäologischer SF verstehst. Es gibt ja das weite SF-Subgenre der Zeitreisefiktionen, wo natürlich oftmals die Misinterpretationen der historischen Wissenschaften (z.T. recht ironisch) thematisiert werden. Es gibt ferner auch einige Romane, deren ProtagonistInnen in ferner Zukunft ArchäologInnen sind und durch diese Distanzierung ihre jeweilige Gegenwart zu hinterfragen lernen (ein recht klassisches SF-Motiv). Auch gibt es im Fahrwasser des Klassikers Henry Rider Haggard natürlich zahlreiche Abenteuer-Fantasy-Romane um archäologische Themen. Ich nehme nicht an, daß Du derlei meinst?

Der einzige (auch längst vergriffene) SF-Roman, der mir spontan einfiel ist Zach (oder Zack) Hughes’ Roman „Die Legende von Minaree“, in der ein Geschichts- bzw. Archäologieprofessor auf einer fernen, nicht-humanoiden Welt aus der Geschichte des eigenen Volkes erzählt. Das könnte evtl. passen.

Beziehst Du Dich ansonsten auf eine bestimmte Epoche? Oder geht es Dir einzig um die Thematisierung der Wissenschaft (eben: science) der Archäologie in der Science Fiction?

Zwei nennenswerte Romane, welche den Bereich der Archäologie thematisieren, die mir sonst noch einfallen, sind zum einen

James A. Michener, „Die Quelle“ - der natürlich überhaupt nicht fantastisch ist, dennoch ein großartiger Archäologieroman, sowie

Peter Ackroyd, „Die Uhr in Gottes Händen“ - soweit ich ganz, ganz dunkel erinnere, hat dieser Archäologieroman fantastische Elemente (es geht, glaube ich, darin um die keltische Mythologie), wobei Ackroyd als Autor die SF ohnedies nur streift und ansonsten u.a. zwei anspruchsvolle Romane zur britischen Geschichte bzw. Literaturgeschichte verfaßt hat.

Ich gehe davon aus, daß Dir der Klassiker von Ceram „Götter, Gräber und Gelehrte“ bekannt ist…

Liebe Grüße,

hendrik

Hi,

Andreas Eschbach, Das Jesus-Video
Roger MacBride Allen, Waisen der Schöpfung

letzteres trifft das Thema nicht ganz aber doch ziemlich dicht *g*

Florenz
http://www.phanmedia.de
SF-Fantasy-Mystery

Hallo Hendrik,
danke für Deine differenzierte Antwort!
Am ehesten scheinen die von Dir erwähnten „Legenden von Minaree“ das von mir gesuchte Thema zu treffen.
Was mich an McDevitts Roman so fasziniert hat, war die Erschliessung einer uns fremden, nicht-humanoiden Kultur mit den Mitteln der irdischen Archäologie - also etwa „Ceram auf ‚Beta Pacifica III‘“. Aber es ist schon so, dass mich Archäologie als „Science“ an sich sehr interessiert…
Deshalb kucke ich mir auch mal die „rein“ archäologischen Romane an, die Du mir zusätzlich vorgeschlagen hast; es ist ja nicht so, dass ich ausschliesslich von Science-Fiction lebe… (Macht mir aber immer wieder Spass!)
Herzliche Grüsse,
Michael

kim stanley robinson: icehenge.
gregory benford: artifact (u.a.)

… „Gottes Maschinen“ …

DÄNIKEN?! :wink:

der:texxta

Keine Ahnung, ob ich das Genre richtig deute, aber mich erinnert die Bezeichnung stark an einen Roman, den ich vor Jahren mal phänomenal gut fand, aber schon lange nicht mehr gelesen habe:

Wolfgang Jeschke - Der letzte Tag der Schöpfung

In dem Buch ging es darum, dass die Amis Leute ziemlich weit in die Vergangenheit schicken, um den Saudis das Öl wegzupumpen. Aufgrund verschiedener archäologischer Funde -die von Archäologen und Historikern natürlich irgendwie anders gedeutet werden- merken sie aber schnell, dass da wohl irgendwas nicht ganz rund gelaufen ist.
Keine Ahnung, ob es das Buch noch gibt.

Gruss, HOFee.

Warnung vor Timeline
Hi Michael,

ich weiß nicht mal, ob es passt, möchte eben nur vor dem Buch „Timeline“ von Michael Crigton (schreibt der sich so? ich lern es nie) warnen, es behandelt zwar die Zeitreise von Historikern ins Mittelalter, aber dem Buch liest man es an, daß es eigentlich nur ein Drehbuch sein soll (wird gerade verfilmt).
Für die grundsätzlicheThematik vielleicht ausreichend, aber eben vor lauter Action einfach nur langweilig.

CU
ALex

Hallo Michael !

Jack McDevitt habe ich ebenfalls vor 1/2 Jahr gelesen, ich kann Deine Enttäuschung gut nachvollziehen, mir ging es genauso.
ICh kann Dir zwar kein archäologisches SF-Buch sondern eher ein paläontologisches SF?-Buch vorschlagen: John Darnton. Neandertal
Im Pamirgebirge verschwindet ein Wissenschaftler. Sei letztes Lebenszeichen ist ein Paket an seine Uni, das den Schädel eines Neandertalers enthält. Was die Sache interessant macht: der Schädel ist keine 40.000 sondern nur ein paar Jahre alt…
Spannend geschrieben, gute Entwicklung der Geschichte, und nebenbei lernt man noch etwas.
Mir spukt da aber ausser „Dem letzten Tag der Schöpfung“ s.u. noch ein Buchtitel im Kopf herum - ich werd wohl mal ein wenig kramen müssen.

Gruss
pingoin

As times go by…
Hallo Michael,

wie es der Zufall will, ist mir eben im Prospekt noch ein Titel aufgefallen, in den im Laden reinzuschauen für Dich evtl. interessant sein könnte - ich kenne das Buch selber nicht.

ANDREAS ESCHBACH
Das Jesus-Video
BLTB 14294

Und es fällt mir - das paßt aber nur bedingt - noch Carl Amerys Das Königsprojekt ein - da Vinci hat eine Zeitmaschine erfunden, und der Vatikan hat dies als Geheimwissen bewahrt und über Jahrhunderte hinweg zur „Geschichtskorrektur“ eingesetzt.

Enjoy the books!

Hallo Michael,

wie es der Zufall will, ist mir eben im Prospekt noch ein
Titel aufgefallen, in den im Laden reinzuschauen für Dich
evtl. interessant sein könnte - ich kenne das Buch selber
nicht.
ANDREAS ESCHBACH
Das Jesus-Video
BLTB 14294

Enjoy the books!

ich hab´s gelesen, war flüssig erzählt, gut und spannend zu lesen
es beginnt mit der auffindung der gebrauchsanleitung für einen
videorecorder, der erst jahre später entwickelt wird, bei einer
ausgrabung und handelt dann von der suche und der entdeckung
eines videos, daß ein versehentlich in die zeit jesus
zrückgeschleuderter tourist aufgenommen und für die nachwelt
versteckt hat. allerdings wenig science in der fiction, eher zur
unterhaltung und sicher nichts für strenggläubige.

markus

Moin,

Ich habe gerade „Gottes Maschinen“ von Jack McDevitt
ausgelesen. Anfangs hat mich das Buch - vor allem seine
Grundidee - völlig fasziniert.

Jetzt fällt mir doch noch etwas ein: Ich hatte neulich ein Buch in Händen, daß sich darum dreht, daß spätere Wesen mit unserer Technik auseinandersetzen. Klang ziemlich interessant, ich hatte aber gerade kein Geld dabei und kaufe lieber Originale.
Den Titel weiß ich leider nicht mehr, ein Teil davon war aber leicht verändert ein Wort wie ‚Maschine‘ oder ‚Motor‘ oder so (Im Original und auch in der Übersetzung).

Weiß jemand mehr?

Thorsten

Den Titel weiß ich leider nicht mehr, ein Teil davon war aber
leicht verändert ein Wort wie ‚Maschine‘ oder ‚Motor‘ oder so
(Im Original und auch in der Übersetzung).

Etwa „Förchtbar Maschien“? von Ian Banks?
Gruss,
Michael

Moin,

Den Titel weiß ich leider nicht mehr, ein Teil davon war aber
leicht verändert ein Wort wie ‚Maschine‘ oder ‚Motor‘ oder so
(Im Original und auch in der Übersetzung).

Etwa „Förchtbar Maschien“? von Ian Banks?

Jepp! Danke!

Thorsten

Hallo Michael,
ich bin mir nicht ganz sicher ob das Buch genau das trifft was Du suchst. Es ist in jedem Fall aber lesenswert und man lernt eine Menge nebenbei!

Josef Nyáry „Ich Aras habe erlebt“
Ein „Gemisch“ aus Geschichte, Legenden, Funden bei Ausgrabungen, Fantasy etc.

Es gibt vom gleichen Autoren noch weitere Bücher.

Viel Spaß

Jack

Dieses Thema haben auch DDR-Autoren verarbeitet. Spontan fällt mir „Das Raumschiff aus der Steinzeit“ von Reiner Fuhrmann (bekannt durch "Homo Sapiens 10-2) ein. Dann kann ich mich noch an eine Kurzgeschichte mit dem Titel „Nabu“ erinnern, von der ich leider den Autor vergessen habe.

Hi Michael!

Hier ein paar Bücher, die ich in dieser Hinsicht ganz gut fand:

Absoluter Spitzenreiter:

Eschbach: Das Jesus-Video
Archäologen finden bei Grabungen in Israel in einer 2000 Jahre alten Schicht die Anleitung zu einer Videokamera, die erst in drei Jahren auf den Markt kommt. Hat jemand aus der Zukunft das Leben Jesu Christi gefilmt?

Crichton: Timeline
Archäologen reisen per Zeitmaschimne ins Mittelalter
-> ganz gut zu lesen, aber irgenwer hier kritisierte, dass es sich wie ein Drehbuch liest, dem kann ich nur zustimmen

Bücher mit ähnlicher Thematik, wenn auch nicht archäologisch:

Kegel: Das Ölschieferskelett
Paläontologen finden im Messeler Ölschiefer die Überreste eines modernen Menschen inklusive Armbanduhr.Währenddessen begibt sich eine Gruppe Studenten auf einen Trip in die Vergangenheit.
-> Sehr gutes Buch, das neben der Zeitresestory für Laien einen guten Einblick in die Arbeit an der Grube Messel gibt

Crichton: Die Geanken des Bösen
Wissenschaftler finen auf dem Meeresgrund ein uraltes Raumschiff
(nicht vom rottenschlechten deutschen Titel abschrecken lassen)

Noch in englischer Titel:

Gaylord Simpson: The Decronization of Sam Magruder
Paläontologen finden in mesozoischen Schichten beschriebene Steintafeln mit den Brichten eines Menschen der durch ein Unglück in die Zeit der Dinosaurier zurückversetzt wird.
-> Gutes Buch, eine Art „Die Zeitmaschine“ in umgkehrter Richtung. Allerdings sind die wissenschaftlichn Ansichten des Paläontologen Simpson veraltet, da das Buch schon vor 20 Jahren geschrieben wurde.

Ich hoffe, es ist was für Dich dabei

Gruß,

Roland

Eschbach: Das Jesus-Video
Archäologen finden bei Grabungen in Israel in einer 2000 Jahre
alten Schicht die Anleitung zu einer Videokamera, die erst in
drei Jahren auf den Markt kommt. Hat jemand aus der Zukunft
das Leben Jesu Christi gefilmt?

wobei die schreibe hier auch nen bisschen in richtung bild-zeitung geht und besonders gegen ende doch kein effekt ausgelassen wird. aber dennoch nett.

Kegel: Das Ölschieferskelett
Paläontologen finden im Messeler Ölschiefer die Überreste
eines modernen Menschen inklusive Armbanduhr.Währenddessen
begibt sich eine Gruppe Studenten auf einen Trip in die
Vergangenheit.
-> Sehr gutes Buch, das neben der Zeitresestory für Laien
einen guten Einblick in die Arbeit an der Grube Messel gibt

wirklich toll!

ansonsten gibt es noch von „ihre gebeine“ von howard waldrop. recht kurz und ich fand es nicht _so_ doll.

joachim