Architektur-Frage Turm von Pisa

Am untersten Stockwerk des schiefen Turms von Pisa befinden sich innerhalb der Bögen, die auf Säulen stehen, diese Quadrate mit einem ungewöhnlichen Design. Ich habe dieses Quadrat in einem 3D-Programm nachgebaut (teilweise noch ohne Texturen):


Weiß jemand etwas über den geschichtlichen Hintergrund dieser Quadrate? Haben die mit einer einflußreichen Dynastie zu tun, oder beinhalten sie religiöse Symbolik? Für das 12. und 13. Jahrhundert erscheinen mir die sehr ungewöhnlich und ich wüßte gern mehr über die Entstehungsgeschichte.

Nein, aber der unfreiwillig schiefste Turm der Welt steht nicht in Italien, sondern in Suurhusen, Ostfriesland.

Und den haben paradoxerweise die Römer gebaut!
(von wegen architektonische Meister! Ätschbätsch)

Romani ite domum

Hi Kudo,

wie kommst Du den auf die ollen Römer?

Der Turm wurde doch erst ab 1450 gebaut. Und die Schiefstellung beruht auch nicht auf Fehler bei der Planung, sondern auf einer Absenkung des Grundwasserspiegels, welches Teile der hölzernen Pfähle aus denen das Fundament besteht, verrotten ließ.

Dein,
Ebenezer

Servus,

der Baumeister Buscheto, möglicherweise aus Byzanz oder Armenien stammend, verwendete Motive aus verschiedenenen architektonischen Schulen. Die streng geometrisch entwickelten Marmorintarsien sind islamisch geprägt - man findet in der islamischen Architektur wegen des strengen Bilderverbots viele derartigen geometrischen Spielereien. Hier allerdings ein gänzlich unislamisches stilisiertes Malteserkreuz.

Schöne Grüße

MM

1 Like

Da streiten sich die Gemeinden. Gau-Weinheim und Bad Frankenhausen haben jedenfalls auch schiefere Türm als Pisa.

1 Like

Danke, Aprilfisch, für deine hilfreiche Erläuterung! Sehr interessant. Allerdings steht bei Wikipedia nichts von einem Baumeister Buscheto, sondern „Giorgio Vasari bezeichnete Bonanno Pisano und einen gewissen Guglielmo als ursprüngliche Architekten des Turms“. Beim Dom daneben steht er als Erbauer zu Beginn: „Buscheto di Giovanni Giudice begann mit dem Bau des Doms im Jahre 1063“. An diesem Dom gibt es auch solche auf der Spitze stehende Quadrate, aber mit anderen Intarsien im Innern.

Hi, @Ebenezer!
Nun, wer nöti… ääh brachte denn den germanischen Kelten das Christentum? Wären sie von selbst auf die Idee gekommen, einen KIRCHturm zu bauen, auf dem nassen weichen Untergrund?
Und warum sind die urigen Gebäude wohl so breit, auf dem feuchten Poden?

Gruß, K.
(p.s: die Fanale eehm Leuchttürme sind jedenfalls lotrecht gg)

Und das schon in der Bauphase. Wenn Fotos von der richtigen Stelle aufgenommen sind, kann man darauf erkennen, dass die schon beim Bau dem Absinken entgegen"bauen" wollten, d.h. der Turm hat einen erkennbaren Knick.

Gruß
C.

Wenn Du vom Dom zum Turm hinübergehst oder umgekehrt, wirst Du aber sehen, dass die Marmorintarsien am Dom durch die am Turm aufgegriffen worden sind. Der Turmbau wurde beiläufig keine hundert Jahre nach dem des Doms in Angriff genommen - grade bei Tante Wiki sieht man ein Bild, auf dem recht eindrucksvoll zu sehen ist, dass hundert Jahre in der Romanik kein bedeutender Zeitraum waren:

Die beiden Bauten sind wie aus einem Guß, beim etwas späteren Turm sind die Intarsien lediglich ein bisselchen feiner durch- und ausgeführt: Hundert Jahre vorher fehlte dazu sogar in diesem relativ gebildet gebliebenen Teil Europas schlicht das Können dazu.

Die Idee von der Person eines Architekten als einzigartigem Individuum ist beiläufig etwa dreihundert Jahre jünger als der Turm von Pisa: Die Baumeister waren in erster Linie sachkundige Leiter der Bauhütte.

Schöne Grüße

MM