Archiv Roboter umspeichern

Moin,

es gab mal vor geraumer Zeit eine faszinierende Doku im Fernsehen. Es ging um die Vergänglichkeit von Speichermedien. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ein Roboter den ganzen Tag damit beschäftigt war, Daten von Microfiche? auf CD? umzuspeichern. Die Aussage war so ungefähr, dass, wenn der Roboter fertig ist mit umswitchen, von vorn anfängt, die Daten auf modernere Medien zu speichern. Ich meine, es ging um das Staatsarchiv Berlin.
Gibt es hierzu noch Videos? Weiß jemand etwas mit diesen Fragmenten anzufangen? Bin ich auf dem richtigen Dampfer?

Soon

Hallo,

da Du im Brett „Software allgemein“ fragst, eine Gegenfrage: bist Du an dem Video interessiert oder an dem Fakt der Umspeicherung?

Grüße

das nicht…aber ich habe kürzlich ne Doku gesehen in der es um Archivierung ging.
Darin war die Rede davon, dass die erste Wahl bei der Archivierung immer noch der Mikrofilm wäre.
Er braucht zur „Aktivierung“ halt nur ne Lupe und ne Lampe.

Hängt halt immer von den Zielen ab, welches geeignete oder gar beste Wege sind.
Und da mag es auch Nischen geben, bei denen Mikroverfilmung noch up-to-date ist.

Allerdings hat sich mit der Zeit auch verändert, was zu archivieren ist und welche Randbedingungen einzuhalten sind.
Den auch die zu archivierende Welt hat sich in den letzten dreißig Jahren massiv geändert. Viele betriebswirtschaftliche Daten liegen eben nicht im Lochkartenformat von 132 Buchstaben je Zeile vor und auch die abzufotografierenden Unterschriften werden immer seltener. Stattdessen müssen die Daten heute meist auch noch digital auswertbar sein. Und zwar so, dass ad hoc gezielt aus Archiven ausgelesen werden kann.

Und die Verdrängung analoger Aufzeichnung wird weiter gehen, weil die Kapazitäten von Speichermedien weiterhin steigen bzw. die Kosten kontinuierlich sinken.
Kann mich aus den Anfangszeiten der betrieblichen IT erinnern, dass alle Bewegungsdaten des ERP-Systems auf dem Großrechners nach 100 Tagen mikroverfilmt wurden. Habe da öfter Langzeitfehler am Bildschirm angesehen oder an einer Art Kopierer ausgedruckt.

Heute passt die gleiche Datenmenge, die im Saal aufbewahrt wurden, in den Speicher meines Mobiltelefons.
Das hat zwar nur eine kurze physikalische Lebensdauer, aber dann wird die Information halt rechtzeitig auf das nächste Medium kopiert, das noch größer und günstiger ist.

Für sich genommen scheint der Mikrofilm jetzt überlegen, weil er auch nach fünfzig Jahren noch lesbar ist. In der Praxis spielt er aber nur ein Mikro-Rolle.

Wirklich erste Wahl bei der Archivierung sind übrigens Tontafeln. Die haben schon unter Beweis gestellt, nach über 4000 Jahren noch lesbar zu sein. Den Mikrofilm gibt es gerade erst mal seit gut 150 Jahren. Da glaube ich nicht recht dran, dass das Trägermaterial noch nach 500 Jahren brauchbar sein soll.

Außerdem gibt es das Problem, dass immer mehr Archivgut aus riesigen Bytehaufen bestehen und sich schon deshalb der analogen Speicherung entziehen, weil auch die Interpretationsmöglichkeit erhalten bleiben muss.
Das ist inzwischen das größere Problem als die Dauer der physikalischen Lesbarkeit und die Datenmenge.

Ciao, Allesquatsch

2 Like

An beidem :wink:
Zur Brettwahl, es fiel mir nichts anderes ein. Vielleicht gibt es ja bei youtube einige Filmchen oder Ausschnitte. Ich habe wahrscheinlich nicht die richtigen Suchworte benutzt.
Wir kamen während eines Gespräches zu Aufbewahrungsfristen auf das Thema. Datensicherung auf Diskette geht ja auch nicht mehr wegen fehlenden Laufwerken und natürlich ob der schieren Datenmenge. Dateiformate lassen sich auch nicht ewig lesen. Welche Daten werden überhaupt gespeichert?

Soon

Zum „Fakt der Umspeicherung“

Für die Langzeitarchivierung unmittelbar vom Menschen lesbarer Daten ist eigentlich der Mikrofilm nach wie vor das Mittel der Wahl, weil er wunderbar unabhängig von irgendwelcher spezifischen Technologie bzgl. der Nutzung ist. Im Zweifelsfall reicht die Lupe.

Eine andere Geschichte ist die Verfügbarmachung analoger Medien für den IT-Zugriff. Da macht es natürlich Sinn, alte Mikrofilme zu scannen um sie dann entsprechend weiter verarbeiten zu können. Z.B. auch, um davon im Falle des Falles erneut Mikrofilme erstellen zu können (im Sinne eines Backups).

diese? bei youtube Wie lange halten Festplatte, USB-Stick und DVD? - Faszination Wissen - ganze Sendung 24.1.17

Danke dir. Diese Doku meine ich nicht, obschon sehr interessant.

Ich habe leider auch kein Video finden können.

Alles. Musik, Video, Dokumente. Ähnlich wie Google alte Bücher automatisiert digitalisiert, dürfte der von Dir gesehene Roboter die Fiches scannen. Ich würde dann nicht nur die Fiches als Bild speichern, sondern statt dessen eine OCR, eine Texterkennung drüber laufen lassen. Der Vorteil wäre aus meiner Sicht recht klar: man kann die eingescannten Dokumente durchsuchen. Speichern würde ich diese Dokumente momentan als PDF. Das Format ist schon 25 Jahre alt, weit verbreitet und inzwischen ein offener Standart. Die Wahrscheinlichkeit, dass zukünftige PDF-Reader die Dokumente von heute noch in 10 oder 20 Jahren lesen kann, ist recht groß.

Ähnlich siehts bei Musik aus. Wir beide kennen noch die Compact Cassette. Wer hat dafür noch einen Player funktionsfähig herum stehen?! Wenn man sehr persönliche Aufnahmen hatte, sollte man die Beizeiten in modernere, nicht flüchtige Formate überspielt haben. Vor einigen Jahren gab es dafür Mini-HiFi-Anlagen mit eingebautem Digitalisierer. Ich kann mich auch an Kassettendecks mit USB-Anschluss erinnern. Für das MP3-Format gilt das selbe, wie für PDF: alt, offen, abwärtskompatibel und wahrscheinlich noch in 10 oder 20 Jahren noch lesbar.

Bei Videos ist es schon schwieriger. Zu groß war die Vielfalt an Formaten, Medien, Aufnahme- und Wiedergabegeräten. Aber auch dieses sollte man in ein offenes, bewährtes Format überführen.

Generell kann man sagen: man sollte für alle Medien, die man besitzt und die einem wichtig erscheinen, ein Wiedergabegerät in Reserve haben, bis das Medium komplett auf einen moderneren Standart überführt ist. Das kann u.U. auch für einen alten Videorekorder gelten, oder ein ZIP-Laufwerk.

Bevor man diese Medien und Dokumente in andere Formate überführt, sollte man abwarten, ob sich das neue Format überhaupt durchsetzt. Am besten scheinen aus heutiger Sicht offene Standards zu sein. Proprietäre, von Patenten und Lizenzen geschützte Formate haben die latente Gefahr, dass sie wieder verschwinden, weil sie nicht von jedermann frei eingesetzt werden können.

Ja, die 5,25"-Floppys konnten gerade mal 1MB speichern. Was war ich froh, als ich für meinen MP3-Player eine Speicherkarte mit 1GB für 100 € ergattern konnte. Heute haben Handys 256 GB. Und Festplatten mit einigen TB kosten unter 100 €.

Und so dürften derzeit Festplatten das beste Speichermedium sein - in mehrfacher Kopie, gelagert an verschiedenen Plätzen. Und alle paar Jahre sollte man auch diese vergänglichen Datenträger austauschen.

Grüße

1 Like

Wie viele Fotos passen auf eine Tontafel?

Es ist immer wieder nett, wenn jemand Äpfel mit Birnen vergleicht. Aber nicht immer zielführend.
Gruß
damals