Syllogistik + das Wort ‚einige‘
Hallo,
Chan hat das Wichgtigste ja bereits erklärt. In der Prädikatenlogik hat man zwar die beiden Quantoren ∀x P(x) „für alle x gilt: x ist P“ und ∃x P(x) „es gibt ein x, für das gilt: x ist P“. Die „unscharfen“ Quantifizierungen „einige“, „manche“ usw. werden dagegen nur in der umgangsprachlichen Repräsentation verwendet. Sie sind mit der Negation „für nicht alle x gilt …“ äquivalent.
Dagegen ist „einige“ von Bedeutung in der Syllogistik. Die Grundlagen hat Aristoteles in Peri Hermeneias (lat. De Interpretatione), in den Analytiken und dann in der Topik gelegt.
Hier spricht man allerdings nicht von Quantoren, sondern von qualitativen und quantitativen Urteilen. Die quantitativen in den zwei Kategorien: „alle“ (allgemeine Urteile) und „einige“ (partikuläre Urteile), wobei „einige“ immer äquivalent ist mit „mindestens ein“. Und die qualitativen in den zwei Kategorien: „kommt zu“ und „kommt nicht zu“, bzw. „sind“ und „sind nicht“.
Mit S(ubjekt) und P(rädikat) hat man somit 4 Urteils- Typen :
Die allgemeinen Urteile:
- Alle S sind P
- Alle S sind nicht P (= Kein S ist P)
Die partikulären Urteile:
- Einige S sind P
- Einige S sind nicht P
In Symbolschreibweise:
allgemein:
- S a P
- S e P
partikulär:
- S i P
- S o P
Sie werden seit der Spätantike in dem sog., „logischen Quadrat“ zusammengefaßt, in welchem man auch einige Beziehungen zwischen ihnen darstellen kann: kontradiktorische, konträre und subkonträre Beziehungen.
Kontradiktorisch ist dabei z.B.
S e P und S i P
„kein S ist P“ und „einige S sind P“
wobei „einige“ wie gesagt = „mindestens ein“ heißt.
und ebenso:
S a P und S o P
„alle S sind P“ und „einige S sind nicht P“
wobei „einige“ wie gesagt = „mindestens ein“ heißt.
Mit diesen Urteiltypen werden dann die Obersätze und Untersätze (alias 1. und 2. Prämissen) gebildet. Dabei wird S als Oberbegriff, P als Unterbegriff bezeichnet. Es kommt der sog. Mittelbegriff in beiden Sätzen hinzu und der Schluß-Satz wird daraus gewonnen, indem der Mittelbegriff herausgenommen wird (weshalb der Prozess Ver"mittlung" heißt) und beide Sätze dadurch zusammengeschlossen werden zu einem (weshalb das Ganze „Schluß“ genannt wird). Und es gibt Regeln, die über Richtigkeit und Falschheit des Schlusses entscheiden.
M a P alle M sind P
S i M einige S sind M
S i P einige S sind P
M e P alle M sind nicht P = kein M ist P
S i P einige S sind M
S o P einige S sind nicht P
Wenn du fragst, wieviele denn „einige“ nun sein sollen: Das spielt in der Syllogistik keine Rolle. „einige“ = „mindestens ein“ genügt völlig, da es in der Schlußlogik nicht um jeweilige Inhalte der Urteile (= Aussagesätze) geht, sondern um die Richtigkeit oder Falschheit der abstrakten reinen Form der jeweiligen Schlußfiguren.
Daß das dann auch für jedwede konkrete Inhaltsbesetzung von Prämissen gültig ist, das war ja gerade die revolutionäre Entdeckung von Aristoteles.
Gruß
Metapher