Gestatte mir einen ganz bösen kapitalistischen Spruch: „Es sind Mieter, und die geht es schlicht und ergreifend nichts an!“ Jedenfalls grundsätzlich.
Natürlich verstehe ich Bedenken, und ich wäre der erste, der Mieter unterstützen würde, die einem unseriösen Vermieter zum Opfer fallen. Aber das ist dann eine Sache in Bezug auf den konkreten Neueigentümer und hat nichts damit zu tun, dass die Mieter nun mal Mieter und nicht Eigentümer sind, und insoweit dem Vermieter auch nicht rein zu reden haben, wenn der sein Eigentum verkaufen will/muss, oder wenn gar eine Zwangsversteigerung notwendig ist.
Wenn ich morgen auf den Gedanken käme, meine Hütte zu verkaufen, bekäme meine Mieterin auch erst dann etwas mit, wenn es unvermeidbar wäre. Nach Möglichkeit erst dann, wenn die Verträge unter Dach und Fach sind, weil ich weder Lust habe noch die Notwendigkeit sehe, mit ihr die Gründe für eine Veräußerung, noch die Auswahl des Käufers zu thematisieren, und auch Herr der Informationspolitik bleiben möchte, damit nicht irgendwelche ggf. sonst gestreuten Informationen sich nachteilig auf das ganze Thema für mich auswirken können. Ich habe eine Menge Geld und Arbeit in das Objekt gesteckt, es ist meins, und wenn ich es veräußern will/muss, ist das einzig und alleine meine Sache! Unser Mietrecht ist schon extrem mieterfreundlich gestaltet, und enthält so nette Dinge wie den Grundsatz, dass Verkauf Miete nicht bricht, … Damit sind die Interessen eines Mieters in so einer Situation hinreichend geschützt. Und wenn mir eine Großfamilie den besten Preis bietet, die dann die vermietete Wohnung selbst nutzen will, dann ist das eben so. Blöd für die Mieterin, die sich dann etwas neues suchen muss, aber ich würde deshalb nicht auf zigtausende verzichten, die mir dann für die Anschaffung eines neuen Objektes für mich selbst fehlen würden.
Das Problem im speziellen Fall liegt zudem doch wohl weniger darin, dass es hier zu einem Eigentümerwechsel kommen soll. Was ich hierzu bislang gelesen habe ist, dass das Objekt vollkommen abseits liegt, und damit wirtschaftlich uninteressant ist. Es ist in einem vollkommen desolaten Zustand, und die Mieter sind nicht in der Lage mehr als eine Minimalmiete zu zahlen. Der/die bisherigen Eigentümer waren auch nicht die Heilsarmee, die jetzt ohne Aussicht auf Refinanzierung massenhaft Geld in die Geschichte reingepumpt hätten, und es kann jetzt eigentlich kaum schlimmer, sondern eigentlich nur besser werden, wenn sich tatsächlich jemand findet, der die Sache als Liebhaberei betrachtet, oder einen wirtschaftlich zündende Idee hat, investiertes Geld dann auch wiederzusehen. Die Alternative besteht hier wohl eher darin, die ganze Siedlung bald unbewohnbar erklären zu müssen, und die Leute dann in wirtschaftlich für den Steuerzahler deutlich interessantere Sozialwohnungen in der nächsten größeren Ortschaft umzusiedeln.