Arme Menschen als Spekulationsobjekte. Der letzte Rest Anstand verschwindet. Ist Brandenburg eine Bananenrepublik?

Hallo,

ein ganzes Dorf soll den Besitzer wechseln. Aber es leben noch Menschen darin. Die Transaktion soll ohne diese Menschen stattfinden. Ohne sie zu informieren, ohne sie anzuhören.

Wer diese Menschen im Stich lässt, treibt sie in die Arme radikaler Parteien.

Es geht hier nicht um Zuständigkeiten oder Geld. Die Summe ist lächerlich. Wenn die Politik, die kirchlichen und sozialen Einrichtungen und die Bürger das Problem nicht lösen wollen, sollten sie ihren Laden dicht machen.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Es kommt täglich hundertfach vor, daß vermietete Immobilien den Eigentümer wechseln. Manche werden versteigert, manche werden regulär verkauft. All das geschieht, ohne daß die Mieter ein Mitspracherecht haben. Was soll daran verwerflich sein? Und wo ist der Unterschied, ob nun eine Wohnung, ein Wohnblock oder ein Dorf verkauft wird?

Und letztlich ist es auch egal, ob eine Villa, eine Sozialwohnung, ein Wohnblock mit Sozialwohnung, eine Ansammlung baufälliger Häuser oder eine Villensiedlung verkauft wird. OK, die Interessenlage der Medien ist in manchen Fällen anders als in anderen, aber rein inhaltlich ist das vollkommen gleichgültig.

Das ist doch Blödsinn, was du da schreibst. Das bewohnte Häuser ohne Beteiligung der Mieter verkauft werden, ist gang und gäbe, passiert in jeder Stadt jeden Tag mehrfach. Bei diesem „Dorf“ geht es um weniger Mieter, als in einem normalen Mehrfamilienhaus wohnen. Durch die Mieterschutzrechte, die ja in Deutschland relativ stark ausgeprägt sind, droht den Bewohnern kein außergewöhnliches Unheil, und am A… der Welt (ländliches Brandenburg) droht ihnen noch nicht einmal Eigenbedarf. Du regst dich also künstlich auf, nur weil in einem ganz normalen Vorgang emotional aufgeladene Begriffe verwendet werden („ganzes Dorf“). Differenzierungsvermögen sieht anders aus.

Gestatte mir einen ganz bösen kapitalistischen Spruch: „Es sind Mieter, und die geht es schlicht und ergreifend nichts an!“ Jedenfalls grundsätzlich.

Natürlich verstehe ich Bedenken, und ich wäre der erste, der Mieter unterstützen würde, die einem unseriösen Vermieter zum Opfer fallen. Aber das ist dann eine Sache in Bezug auf den konkreten Neueigentümer und hat nichts damit zu tun, dass die Mieter nun mal Mieter und nicht Eigentümer sind, und insoweit dem Vermieter auch nicht rein zu reden haben, wenn der sein Eigentum verkaufen will/muss, oder wenn gar eine Zwangsversteigerung notwendig ist.

Wenn ich morgen auf den Gedanken käme, meine Hütte zu verkaufen, bekäme meine Mieterin auch erst dann etwas mit, wenn es unvermeidbar wäre. Nach Möglichkeit erst dann, wenn die Verträge unter Dach und Fach sind, weil ich weder Lust habe noch die Notwendigkeit sehe, mit ihr die Gründe für eine Veräußerung, noch die Auswahl des Käufers zu thematisieren, und auch Herr der Informationspolitik bleiben möchte, damit nicht irgendwelche ggf. sonst gestreuten Informationen sich nachteilig auf das ganze Thema für mich auswirken können. Ich habe eine Menge Geld und Arbeit in das Objekt gesteckt, es ist meins, und wenn ich es veräußern will/muss, ist das einzig und alleine meine Sache! Unser Mietrecht ist schon extrem mieterfreundlich gestaltet, und enthält so nette Dinge wie den Grundsatz, dass Verkauf Miete nicht bricht, … Damit sind die Interessen eines Mieters in so einer Situation hinreichend geschützt. Und wenn mir eine Großfamilie den besten Preis bietet, die dann die vermietete Wohnung selbst nutzen will, dann ist das eben so. Blöd für die Mieterin, die sich dann etwas neues suchen muss, aber ich würde deshalb nicht auf zigtausende verzichten, die mir dann für die Anschaffung eines neuen Objektes für mich selbst fehlen würden.

Das Problem im speziellen Fall liegt zudem doch wohl weniger darin, dass es hier zu einem Eigentümerwechsel kommen soll. Was ich hierzu bislang gelesen habe ist, dass das Objekt vollkommen abseits liegt, und damit wirtschaftlich uninteressant ist. Es ist in einem vollkommen desolaten Zustand, und die Mieter sind nicht in der Lage mehr als eine Minimalmiete zu zahlen. Der/die bisherigen Eigentümer waren auch nicht die Heilsarmee, die jetzt ohne Aussicht auf Refinanzierung massenhaft Geld in die Geschichte reingepumpt hätten, und es kann jetzt eigentlich kaum schlimmer, sondern eigentlich nur besser werden, wenn sich tatsächlich jemand findet, der die Sache als Liebhaberei betrachtet, oder einen wirtschaftlich zündende Idee hat, investiertes Geld dann auch wiederzusehen. Die Alternative besteht hier wohl eher darin, die ganze Siedlung bald unbewohnbar erklären zu müssen, und die Leute dann in wirtschaftlich für den Steuerzahler deutlich interessantere Sozialwohnungen in der nächsten größeren Ortschaft umzusiedeln.

Hallo,

ich kenne keinen Fall, in dem Mieter durch ein ins Feld gerammtes Schild über den Verkauf und den dadurch erfolgenden Verlust ihrer Wohnungen informiert wurden.

Insbesondere, wenn es sich um ältere Menschen handelt, werden diese vorher angesprochen, es sind Ersatzwohnungen vorhanden und die Gemeinde übernimmt die Umzugskosten. So läuft das hier.

Das ist für mich etwas ganz anderes als der geschilderte Fall. Ist das wirklich nur meinem mangelnden Differenzierungsvermögen geschuldet?

Sonst habt Ihr recht.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Es ist inzwischen versteigert worden.
1 einziger Bieter !
Zuschlag für 140.000 €. (Mindestgebot war 125.000 €)

Und diese Streusiedlung als „Dorf“ zu bezeichnen ist schon ein starkes Stück.
Es handelt sich um eine Fläche von gerade mal 16.000 m² mit wenigen Gebäuden in einem desolaten Zustand.
Warum war denn das Mindestgebot so niedrig ? Weil es objektiv nichts mehr wert war.
Das ist ein Außengebiet, wo m.E. neu gar nicht gebaut werden darf. Man kann die vorh. Bauten modernisieren, m.E. auch abbrechen und in ähnlicher Form und Größe neu bauen.
Das ist kein Schnäppchen.

Wer weiß was das für ein Käufer sein wird und was er damit vor hat.

Die Gemeinde hat zu recht gesagt „Ohne uns“. An der eher symbolischen und lächerlichen Summe kann es nicht gelegen haben. Denn das zahlt jede noch so klamme Gemeinde, die es wirklich haben und nutzen will aus der Portokasse.
Nur wer sollte die dringend erforderliche Renovierung/Modernisierung/ Teilabbruch der verfallenen Schuppen und Remisen bezahlen ?

MfG
duck313

Es gibt sicherlich diverse Mietinteressenten, die billige Unterkünfte suchen, wenn sie pro Tag nur 20 EUR oder weniger für ihre Mandanten ausgeben müssen. Manche „renovieren“ das Notwendigste gar selbst.

Nicht denkbar, dass jemand so viel Geld in eigentlich abbruchreife Häuser investiert, dann noch 2 oder mehr Millionen in Luxussanierung investiert, um sie dann in dieser Prärie lohnend wieder zu verkaufen oder zu vermieten. Dort steigen die Preise in den nächsten 20 Jahren sicherlich nicht oder nur marginal. Auch als Altersruhe-Wohngemeinschaften vermutlich nicht besonders geeignet, bei dieser Abgeschiedenheit.

Franz

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[…] Organisiert hat sie das Berliner Auktionshaus Karhausen AG. Dessen Vorstand Matthias Knake sagte nach der Versteigerung, der Bieter habe den Kauf „zum Wohle der Einwohner“ getätigt und wolle „etwas Gutes tun“. […]

Na, geht doch!

Gruß Oberberger

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Bei einem Verkauf braucht es keine Ersatzwohnung, weil der Mietvertrag unverändert bestehen bleibt.

Im übrigen: wenn der Eigentümer einer Wohnung seine Wohnung verkauft, wird es recht häufig der Fall sein, daß er seine Mieter informiert oder vielleicht sogar fragt, ob sie die Wohnung wollen. Schon bei einem Mehrfamilienhaus wird das aus rein logistischen Gründen die absolute Ausnahme sein. Schließlich will der Eigentümer ein Haus verkaufen und nicht 20 Gespräche mit 20 Mietern führen und ggfs. noch 20 verschiedene Kaufverträge mit 20 Parteien abschließen und den ganzen daran hängenden Kladderadatsch inkl. Diskussionen mit Bauamt und Gericht veranstalten.

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