Hallo,
Die Diagnose im Erwachsenenalter ist schwierig. Viele Aspies haben gelernt, mit ihren Defiziten umzugehen, sie haben sich so weit wie möglich angepasst. Sie wirken auf Außenstehende oft nur ein wenig „komisch“. Wie stark sie das Kaschieren der Symptome belastet, welche tägliche Erschöpfung das Ausgleichen des Mangels an Empathie durch intellektuelle Fähigkeiten bedeutet, dass ist für neurotypische Menschen nicht oder nur schwer zu erkennen.
Je höher die intellektuellen Fähigkeiten um so schwieriger wird auch für einen Psychologen die Diagnose - bei Frauen ists nochmal schwieriger als bei Männern. Und so kann es sein, dass der Arzt die Belastung nicht erkennt, dass er nicht gewahr wird, dass der Patient in jahrelanger Arbeit gelernt hat, die Defizite zu überspielen. Dadurch kann es recht lange dauern, bis man seine Diagnose in den Händen hält.
Es gibt Aspies, denen reicht es selbst zu wissen, dass sie Asperger haben. Die brauchen keine Diagnose vom Arzt, nur damit sie bestätigt bekommen, was sie selbst schon wissen. Andere wiederum brauchen die Bestätigung, sie sind unsicher und verzweifelt. Was im Einzelfall richtig ist, muss der (vermutliche) Aspie selbst für sich entscheiden.
ich las von einer (nicht erwiesenen) Vermutung, dass ein großer Teil der Burnout-Diagnostizierten eine Störung im Asperger-Spektrum haben. Das wiederum kann dazu führen, dass ein Psychologe eher an Burnout oder gar an Depressionen leidet. (Wobei wohl viele Aspies depressive Schübe haben. Ich für meinen Teil nenne es Melancholie.)
Das kommt auf die schwere der Behinderung an, mit den normalen Anforderungen im Leben klar zu kommen. Die einen Aspies fliegen aus jeden Job raus, weil man mit ihrer offenen Art nicht klar kommt oder weil sie dauernd mit Emotionen überfordert werden. Die anderen finden den Job, der gut zu ihnen passt, in dem sie völlig aufgehen können und werden durch ihre Andersartigkeit nicht behindert. Der ersten Gruppe wird man einen Grad der Behinderung zusprechen, mit allen Konsequenzen wie Gleichstellung. Der anderen Gruppe wird man sicher keinen oder nur einen kleinen GdB bescheinigen. Aber die Beantragung des GdB ist auch noch mal ein Hürdenlauf, den der Aspie meistern muss - nicht für jeden rosige Aussichten.
Das wäre schön. Ein Job, der auf die vorhandenen Inselinteressen ausgerichtet ist, der den Kontakt zu anderen Menschen so weit wie möglich nicht erfordert und ein Kollegium, denen man das erklären kann und die dafür Verständnis haben. Ich fürchte, die Aspies, die so einen Job finden, sind die, die keinen GdB brauchen.
Grüße
Pierre