Asylgesuch von 13 "Flüchtlingen" nicht bearbeitet

Hallo,

Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat kritisiert, dass einige Migranten in den chaotischen Auffanglagern in Griechenland gar keine Chance hatten Asylanträge zu stellen. Demnach waren unter den ersten 202 Menschen, die mit Inkrafttreten des EU-Türkei-Abkommens am Montag deportiert wurden, 13 afghanische und kongolesische Flüchtlinge, deren Bitte um Asyl nicht gehört wurde.

Sie wurden am Montag in die TÜR zurückgeführt.

Die ZEIT bezieht sich auf einen Artikel des Guardian
http://www.theguardian.com/world/2016/apr/05/greece-deport-migrants-turkey-united-nations-european-union

Cochetel said on Tuesday that 13 Afghans and Congolese asylum seekers who reached the Greek island of Chios after 20 March, and who were deported back to Turkey on Monday, had not been allowed to formally register their asylum claims due to administrative chaos on the island.
(…)
Cochetel told the Guardian: “For four days after the 20th, the Greek police did not register any intention to seek asylum as they were not prepared [or] equipped for this, so we started providing forms to people who had declared their intention to seek asylum."

“The police received most of the people with these forms and … forgot some apparently. It is more a mistake than anything else, we hope.”

Wird hier der Inhalt von der ZEIT nicht falsch (an zentraler Stelle lückenhaft) wiedergegeben und damit ein anderer Eindruck erweckt? Also eine Halbwahrheit verbreitet?

Passiert ist doch folgendes: Zwischen dem 20.03. und 24.03 sind die 13 Personen auf Chios angekommen. Gegenüber dem UNHCR erklärten sie, Asyl beantragen zu wollen. Daraufhin wurden ihnen Antrags- formulare vom UNHCR übergeben. Vollkommen unklar ist hingegen, ob diese 13 Personen ihre mündliche Absicht nicht bis zum 04.04. änderten und diese Anträge daher niemals offiziell stellten.

Um Mißverständnissen vorzubeugen: Es wäre genauso gut vorstellbar, dass die Griechen geschlampt haben. Nur erscheint es im ersten Moment seltsam, dass die 13 Betroffenen nicht bereits vor der Abfahrt darauf hingewiesen haben, dass ein Fehler vorliegen müsse, weil über ihre Anträge ja noch gar nicht entschieden wäre. Vorstellbar ist ebenfalls, dass die Anträge negativ beschieden wurden und es daher zur Rückführung kam. Dann läge ein Fehler in der lückenhaften Berichterstattung im Rahmen der Rückführung bei den Griechen. Denn diese hatten ja angegeben, dass niemand von den Rückgeführten einen Antrag gestellt hätte.

Gruß
vdmaster

Völlig abgesehen davon, dass auch die ZEIT Dummschwätz betreibt, wenn sie von „Deportation“ schreibt. Dieser Begriff ist mit Illegalität/Illegitimität negativ konnotiert. Eingeführt wurde er von dt. Flüchtlingsaktivisten bereits 1999 (oder früher). So funktioniert agitatives Neusprech.

(Abschiebung, dt. = Deportation, engl.; amtlicher Begriff in D ist „Rückführung)“

Sprichst du mit dir selbst?

Abgesehen davon gibt es die Lücke in der Berichterstatung nur in deiner Imagination und entspricht die Verwendung des Begriffs „Deportation“ durchaus dem offiziellen Gebrauch.

:paw_prints:

Nein, ich hatte eine Ergänzung angefügt, was Dir scheinbar entgangen ist.

Amtlicher, also offizieller, deutscher Sprachgebrauch ist „Rückführung“, allgemein als „Abschiebung“ bezeichnet.

Deportation; der Vorgang, dass einzelne Menschen oder ganze Volksgruppen aus ihrem Lebensraum zwangsweise an einen anderen Ort verschleppt werden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Deportation: Deportationen dienen dem Antritt von Strafmaßnahmen, der zwangsweisen Unterdrückung von politischen Gegnern oder der Isolierung von ethnischen Minderheiten. Sie sind mit Teil- oder Totalverlusten von gesetzlichen Rechten der Deportierten verbunden. Rechtlichen Schutz gegen Deportationen bietet in Friedenszeiten die UN-Menschenrechtscharta (Artikel 9 und 12), in Kriegszeiten der Artikel 49 des Genfer Abkommens vom 12. August 1949. Grundsätzlich ist zwischen der Deportation von Einzelpersonen und Personengruppen zu unterscheiden.

Tja, die Wortwahl „Deportation“ für Abschiebungen ist im dt. Gebrauch ein leicht durchschaubarer Kakophemismus.

Wo bleibt denn Dein angeblich feines Sprachgefühl? Oder ist „Deportation“ etwa nicht negativ konnotiert?

Du begründest ernsthaft den „offiziellen Gebrauch“ eines Wortes damit dass es im Duden steht? Dann dürfen wir ja auch wieder Neger sagen. Steht auch im Duden. Guck doch mal auf www.auswaertiges-amt.de (Suche nach „Deportation“) wie dieses Wort dort verwendet wird. Es ist eindeutig negativ behaftet und sicherlich kein Wort zum offiziellen Gebrauch wenn es um Rückführungen, Abschiebungen etc. geht.

Tachen,

ja, negativ behaftet! Das genau sollsst du doch mit der Abschiebung assoziieren, dir qausi ein schlechtes Gewissen suggeriert werden! Hier werden Begiffe die sonst mit Nazitum bzw. dessen Folgen besetzt werden, zu dem Zwecke benutzt, Gründe zu finden, damit die armen „Flüchtlinge“

  • wenigstens moralisch - nicht abgeschoben werden dürfen! Da kann man dann schon einmal und in bewährter Weise das Vokabular aus der Nazizeit so einsetzen, dass es möglichst Empörung verursacht!

Wenn du pauschal und ohne böse Hintergedanken fordern würdest dass man Flüchtlinge deportieren sollte, bekäme dasselbe Wort bei unseren grün-rot-linken Gesinnungsgenossen, gleich ein ganz anderes „Gschmäckle“…

Gruß
d.

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Toller Ausdruck! :smiley:

Bisschen OT!

Neuerdings wird sehr, sehr oft erwähnt, dass viele Erstaufnahmeeinrichtungen leer stehen würden. Das „gipfelt“ seit gestern darin, dass man auf die ganzen (demnächst) armen Helfer aufmerksam macht, die bald arbeitslos sein könnten. Mit Tränendrüse und allem „Furz und Feuerstein“…

Die Asylindustrie plante ursprünglich wohl etwas längerfristig! - Ja so ein Scheiß aber auch…

Glückauf!

Und die ZEIT setzt noch was drauf:

Realität: Das Flüchtlingshilfswerk der UN berichtet, unter den am 4. April von der Insel Chios abgeschobenen seien 13 Personen, die keine Chance hatten, in Griechenland Asyl zu beantragen. Menschenrechtsorganisationen kritisieren, dass nun alle neuen Flüchtlinge, auch Kinder und Traumatisierte, die überfüllten Hotspots auf den Inseln nicht mehr verlassen dürfen. Journalisten und andere Beobachter dürfen nichthinein und können über die Bedingungen also nicht berichten oder sie kontrollieren.

(A) Nach wie vor wird hier der Artikel aus dem Gardian (vgl. UP) nicht richtig wiedergegeben.
(B) Es wird der Eindruck erweckt, dass Journalisten ein Anrecht darauf hätten, aus den Lagern berichten zu können. Dem ist nicht so, auch nicht in D. Es wird aber vor allem anderen der Eindruck erweckt, als bestünde keinerlei Zugang für Beobachter. Das ist schlicht falsch. Wahr ist, dass nicht jeder selbst ernannten Beobachter die Lager betreten darf. Sehr wohl aber Beobachter z.B. des UNHCR. Denn die sind auch hier offizielle Schutzmacht für die Lagerbewohner und die einzige Organisation, die einen Zugang auch verlangen kann.

So steht in einer Mitteilung des UNHCR vom 01.04.16, die bestehende Mängel in den Lagern thematisiert
http://www.unhcr.de/home/artikel/6723b506c41f428226ad9e805ddd2003/eu-tuerkei-deal-unhcr-fordert-mehr-schutzmassnahmen.html

In Übereinstimmung mit UNHCR-Grundsätzen, Alternativen für Internierung anzustreben, hat UNHCR die Arbeit in allen geschlossenen Einrichtungen ausgesetzt, mit Ausnahme des Monitorings von Schutzstandards und der Bereitstellung von Informationen zu Asylverfahren für die Menschen vor Ort.

vdmaster

Von Duden hatte ich da nichts gelesen. Meintest du Wikipedia?

Du kennst dich doch mit Sprachregelung aus. Wenn du mal in den Duden schauen würdest, dann steht da :„Wird häufig als diskriminierend empfunden“. Sprachlich unkorrekte Sachen werden dort auch mit „ugs.“ für „umgangssprachlich“ gebrandmarkt. Also nichts gegen Duden. Der ist „Gesetz“. :cop:
Gruß
rakete

Die können sich doch in der Zwischenzeit auf die Obdachlosen oder die schon hier ansässigen zu Integrierenden stürzen. Davon waren ja schon vorher nicht wenig da. Aber: Nicht zu früh freuen.

Wenn schon die TAZ diese Schreibweise anwendet

Aktivisten protestierten gegen die – wie sie sagten – „Deportation“ der Migranten.
Drei Aktivisten sprangen ins Meer und kletterten auf die Ankerkette, um
ein Auslaufen zu verhindern, wie Fernsehbilder zeigten. Beamte der
Küstenwache schritten ein. Die „Lesbos“ lief dann aus.

Aber für manche ist die TAZ auch schon fast rechts :joy:.

Ich würde ja auch „Aktivist“ in Anführungszeichen setzen, weil es eben manchmal nur plump-hetzerische Agitatoren sind.

Upps, das „Deportation“ stammt von der DPA. Aber die TAZ hat es immerhin so übernommen :flushed:.

…das kann man aber auch anders verstehen!

:smiley: :grinning: :stuck_out_tongue: :stuck_out_tongue_closed_eyes: :joy: :sob:

@vdmaster, YMMD

Ehe für alle!

Kein Wunder, wenn Dein Kopfkino schon von solchen Zitatfragmenten angeregt wird. :smirk:

Bleibt nur zu hoffen, dass eine Lösung für diese Missstände gefunden wird. Aber der Andrang durch Flüchtlinge ist auch nicht mehr zu überblicken.