Atomkraftwerksbetreiber wollen die Reste an die Allgemeinheit verkaufen

Hallo,

las heute im Berliner Tagesspiegel, dass die Atomkraftwerksbetreiber die Werke, und damit auch die Rückbau- und Folgekosten für die „Entsorgung“ des Atommülls an eine staatliche Stiftung übergeben wollen.
Sie würden dazu zwar auch die angespahrten Einlagen für den Rückbau etc. mit einbringen, aber der reicht nicht weit.

Ist das nicht nur eine billge Tour, sich vor den Folgekosten zu drücken nachdem man vorher ordentlich abgesahnt hat?
Die kaum zu kalkulierenden Rückbau- und Abfallkosten (wirkliche Endlager gibt es bislang nicht) würde mal wieder Otto-Steuerzahler tragen.

Und unsere Politiker haben da durchaus offene Ohren, wie üblich, wenn die Industrie anfragt.

Was haltet Ihr davon?

Gruß, Paran

Hallo,

Ist das nicht nur eine billge Tour, sich vor den Folgekosten
zu drücken nachdem man vorher ordentlich abgesahnt hat?

Ja.

Die kaum zu kalkulierenden Rückbau- und Abfallkosten
(wirkliche Endlager gibt es bislang nicht) würde mal wieder
Otto-Steuerzahler tragen.

Man muss jedoch auch einräumen, dass die Errichtung von AKWs seinerzeit gesellschaftlich erwünscht war. Argumentativ wird es schwierig sein, ganz allein die Betreiber nun zu 100% für die Kosten der Endlagerung heranzuziehen. Letztlich hätte man bankrotte Unternehmen (wobei die Aktionäre zu hohem Anteil vorher abspringen) und man dann als Gesellschaft sich sowieso um die Endlagerung kümmern muss. Es ist also nicht ganz so einfach wie es auf den ersten Blick erscheinen mag.

Und unsere Politiker haben da durchaus offene Ohren, wie
üblich, wenn die Industrie anfragt.

Wer sind denn diese „unsere Politiker“? Da sehe ich aber bislang sehr differente Stellungnahmen und keinen Einheitsbreikonsens.

Gruß
vdmaster

Hallo,

las heute im Berliner Tagesspiegel, dass die Atomkraftwerksbetreiber die Werke, und damit auch die Rückbau- und Folgekosten für die „Entsorgung“ des Atommülls an eine staatliche Stiftung übergeben wollen.
Sie würden dazu zwar auch die angespahrten Einlagen für den Rückbau etc. mit einbringen, aber der reicht nicht weit.

Ist das nicht nur eine billge Tour, sich vor den Folgekosten zu drücken nachdem man vorher ordentlich abgesahnt hat?

Naja, die Rückstellungen kann man j anun nicht verfühstücken,w enn sie in die Stiftung eingebracht werden. Ansonsten war es eben gewollt, dass diese Dinger betrieben werden, und auch alle Deutschen haben sich daran ein goldene Nase verdient. Irgendwo musste die Enrgie für ein hochindustrialisiertes Land ja herkommen.

Die kaum zu kalkulierenden Rückbau- und Abfallkosten (wirkliche Endlager gibt es bislang nicht) würde mal wieder Otto-Steuerzahler tragen.

War das nicht von Anfang an klar?

Und unsere Politiker haben da durchaus offene Ohren, wie üblich, wenn die Industrie anfragt.

Habe ich anders gelesen, aber es gibt ja auch mehr als eine Zeitung.

Was haltet Ihr davon?

Letztlich ist das ähnlich wie mit den Ewigkeitskosten des Bergbaus. Letztlich bezahlt da der Staat Schäden bzw. Kosten, weil es die Abbaufirmen schon seit Jahrzehnten oder Jahrhunderten nicht mehr gibt.

Grüße

Hallo

Letztlich ist das ähnlich wie mit den Ewigkeitskosten des
Bergbaus. Letztlich bezahlt da der Staat Schäden bzw. Kosten,
weil es die Abbaufirmen schon seit Jahrzehnten oder
Jahrhunderten nicht mehr gibt.

meines Wissens ist das doch wohl genau das Vorbild. Früher gab es die Ruhrkohle AG. Die hat ihre ertragreichen Beteiligungen in der evonik ausgelagert und an die Börse gebracht. Den Ertrag bekommt der Staat und übernimmt dafür die Ewigkeitskosten.

War doch so, oder?

Gruß
tycoon

Hallo,

meines Wissens ist das doch wohl genau das Vorbild. Früher gab
es die Ruhrkohle AG. Die hat ihre ertragreichen Beteiligungen
in der evonik ausgelagert und an die Börse gebracht. Den
Ertrag bekommt der Staat und übernimmt dafür die
Ewigkeitskosten.

War doch so, oder?

die Ewigkeitskosten werden von der RAG-Stiftung getragen, auf die die Anteile an der RAG zu einem Euro von den früheren Gesellschaftern übertragen wurden. Die Stiftung hält weiterhin noch 75% an Evonik (die ersten 25% wurden seinerzeit für 2,4 Mrd. Euro an CVC verkauft und später an der Börse plaziert). Aus den laufenden Erträgen bzw. den Erlösen aus einem eventuellen späteren Verkauf der restlichen Anteile an Evonik sollen dann die Ewigkeitskosten finanziert werden. Einen Druchgriff auf den Bund gibt es insofern nicht.

Gruß
C.

Guten Abend!

las heute im Berliner Tagesspiegel, dass die
Atomkraftwerksbetreiber die Werke, und damit auch die Rückbau-
und Folgekosten für die „Entsorgung“ des Atommülls an eine
staatliche Stiftung übergeben wollen.
Sie würden dazu zwar auch die angespahrten Einlagen für den
Rückbau etc. mit einbringen, aber der reicht nicht weit.

Ist das nicht nur eine billge Tour, sich vor den Folgekosten
zu drücken…

Das war auch mein erster Gedanke. Aber: Bei Rückbau, Endlagerung und Folgekosten geht es um Zeiträume, die nicht so recht zu üblichen Firmenjubiläen passen, die die Lebensdauer von Unternehmen, Staaten und ganzen Kulturen deutlich übersteigen. Es geht um Zeiträume in der Größenordnung der gesamten bisherigen Menschheitsgeschichte. Soll heißen: Die Folgekosten werden ohnehin vergesellschaftet. Selbst wenn man nicht in so riesigen Zeiträumen denkt, reicht eine Insolvenz, um das frühere Konzept der Kostenübernahme durch die AKW-Betreiber zu Makulatur werden zu lassen.

Obwohl man Schlitzohrigkeit unterstellt, ist der Gedanke vielleicht gar nicht so dumm.

Gruß
Wolfgang

Moin auch,

Bei Rückbau,
Endlagerung und Folgekosten geht es um Zeiträume, die nicht so
recht zu üblichen Firmenjubiläen passen, die die Lebensdauer
von Unternehmen, Staaten und ganzen Kulturen deutlich
übersteigen.

Irgendwie habe ich meine Zweifel, dass es den EVUs um die Zeit ab dem Jahr AD 3157 geht, sondern eher ab 2022. Und aus ihrer Sicht ist der Gedanke keineswegs dumm.

Wesentlich konsensfähiger ist das der Vorschlag einiger Politiker, die Rückstellungen in einen öffentlichen Fonds zu übertragen, um das Geld vor etwaigen Insolvenzen zu schützen, die Verantwortlichkeit aber trotzdem bei den Unternehmen zu belassen. Auch wenn dabei klar ist, dass es diese nicht bis zum Ende der Abklingzeit geben wird und deswegen letzten Endes die öffentliche Hand wird herhalten müssen.

Ralph

Hallo,

Druchgriff auf den Bund gibt es insofern nicht.

nie die Industrielobby unterschätzen:

Die nach Beendigung der subventionierten Steinkohleförderung weiter bestehenden
Verpflichtungen der RAG AG, die Ewigkeitscharakter haben – die so
genannten Ewigkeitslasten – werden nicht über Beihilfen finanziert. Diese
Lasten umfassen die Grubenwasserhaltung, die Dauerbergschäden und die
Grundwasserreinigung. Sie werden von der RAG-Stiftung im Rahmen des Erblastenvertrages
zwischen der Stiftung und den Ländern Nordrhein-Westfalen
und Saarland aus dem Stiftungsvermögen finanziert. Das hierfür notwendige
Finanzvolumen beträgt – bezogen auf das Jahr 2018 – bis zu 6 873 Mio. Euro.
Zur Absicherung des Auslaufprozesses gewährleisten die beiden Revierländer
im Erblastenvertrag die Finanzierung der Ewigkeitslasten für den Fall, dass das
Stiftungsvermögen nicht ausreichen sollte. Gemäß der kohlepolitischen Grundsatzverständigung
vom 7. Februar 2007 beteiligt sich der Bund mit einem Drittel,
falls die Revierländer aus der Gewährleistung in Anspruch genommen werden.

Gruß
tycoon

Hallo,

für
den Fall, dass das
Stiftungsvermögen nicht ausreichen sollte.

richtig: für diesen Fall. Dagegen steht das Stiftungsvermögen bzw. die Ertragskraft der Evonik. Derzeit sieht es in der Hinsicht ganz gut aus.

Außerdem sollte man nicht vergessen, daß die früheren Eigentümer ihre Anteile an der RAG (inkl. Evonik) für symbolische Euros an die RAG Stiftung übertragen und damit ihren Beitrag geleistet haben. Es kann also nicht die Rede davon sein, daß nur die Bundesländer Lasten zu tragen hatten und haben, zumal der subventionierte Steinkohlebergbau vom Staat ja auch gewollt war. Von einem Staat übrigens, der deutlich jünger ist als der Steinkohlebergbau in dem, was wir heute Deutschland nennen. Bleibt mal die Frage, ob nicht am Ende Evonik im Vergleich zum Bund, zu NRW und dem Saarland das längerlebige Gebilde ist.

Gruß
C.

Hallo,

für
den Fall, dass das
Stiftungsvermögen nicht ausreichen sollte.

richtig: für diesen Fall. Dagegen steht das Stiftungsvermögen
bzw. die Ertragskraft der Evonik. Derzeit sieht es in der
Hinsicht ganz gut aus.

nö, sieht es nicht. Die Berechnungen kommen aus dem Jahr 2007. Bei dem derzeitigen Zinsumfeld geht man bereits von einem Fehlbetrag von 3 Mrd Euro aus. Hier gab es bereits „kleine Anfragen“ an die Bundesregierung (die sieht das Problem natürlich noch nicht)

Aber zurück zum UP. Auch die Atomwirtschaft will ja eine Stiftung mit Kapital ausstatten. Es findet sich sicher jemand der bestätigen wird, dass die Einlagen ausreichend sind.
Für den Fall, dass das Stiftungsvermögen nicht ausreicht …

Das gleiche Spiel.

Gruß
tycoon

Hallo,

nö, sieht es nicht. Die Berechnungen kommen aus dem Jahr 2007.
Bei dem derzeitigen Zinsumfeld geht man bereits von einem
Fehlbetrag von 3 Mrd Euro aus.

ja, auf solche Zahlen kommt man, wenn man glaubt, daß Rückstellungen irgendetwas mit dem zu tun haben, das man irgendwann mal bezahlen muß.

Gruß
C.

Hallo,

die KPMG hat 2007 errechnet, wie hoch die jährlichen Zahlungen für die Ewigkeitslasten sein werden. Daraus ergab sich ein notwendiges Stiftungsvermögen, das bei einer entsprechenden Verzinsung diese Zahlungen gewährleisten kann.
Da die Zinsen nunmal gesunken sind, ergibt sich ein Fehlbetrag.

Alles sehr einfach nachzulesen!

Gruß
tycoon

Hallo,

die KPMG hat 2007 errechnet, wie hoch die jährlichen Zahlungen
für die Ewigkeitslasten sein werden.

vielleicht verlinkst Du mal auf die Originalquelle. Mir ist nur bekannt, daß man die Höhe der Rückstellungen bzw. den Rückstellungsbedarf aufgrund des gesunkenen Zinsniveaus neu berechnet hat. Da die Rückstellungen genau gar nichts mit der zukünftigen Zahlungsfähigkeit zu tun haben, ist diese Berechnung allenfalls für das externe Rechnungswesen der RAG-Stiftung interessant - und natürlich für Journalisten und Politiker, denen es vollkommen gleich ist, ob sie gerade wissen, worüber sie gerade reden oder schreiben oder halt nicht.

Gruß
C.

Hallo.

dann sollten doch die bisherigen Gewinne mitgenutzt werden für die Folgekosten -wäre nur sinnig.

Kurz: die Industrie sahnt den Gwinn ab und überlässt den Steuerzahlern die teuren Probleme. Die Politik machts möglich.
So war das vom Wahlvolk garantiert nie gewollt.

Wir Normalbürger (alle ohne Lobbyisten) werden anscheinend nur noch verarscht, oder sehe ich da etwas flasch?

Gruß, Paran