Auf der Suche nach pädagogischem Fachbegriff

Hallo an alle,
Lehrkräfte müssen sich oft zuerst mit privaten Problemen der Schüler befassen, bevor sie mit dem richtigen Unterricht anfangen. In diesem Zusammenhang sagen sie, dass sie viel pädagogische Arbeit leisten müssen. Wie nennt sich fachlich korrekt dieser Teil der Unterrichtstätigkeit, denn Pädagogik ist ein Oberbegriff. Ich habe schon an Erziehung oder personale Bildung gedacht, aber irgendwie kann ich keine passende Definition bzw. Zitat dazu finden.
Es gehört zu meiner Masterarbeit und es muss fachlich korrekt ausgedrück werden. Hat jemand eine Idee? Bin langsam am Verzweifeln…

Hallo,

Lehrkräfte müssen sich oft zuerst mit privaten Problemen der
Schüler befassen, bevor sie mit dem richtigen Unterricht anfangen.

ist es tatsächlich heute so? Zu meiner Schulzeit haben sich Lehrkräfte jedenfalls praktisch kaum vor dem Beginn des eigentlichen Unterrichts mit solchen Problemen beschäftigt bzw. beschäftigen müssen.

In diesem Zusammenhang sagen sie, dass sie viel
pädagogische Arbeit leisten müssen. Wie nennt sich fachlich
korrekt dieser Teil der Unterrichtstätigkeit, denn Pädagogik
ist ein Oberbegriff. Ich habe schon an Erziehung oder
personale Bildung gedacht,

Ja, darunter kann man es vielleicht subsumieren. Ich habe aber den Eindruck, daß die Beschäftigung mit privaten Problemen der Schülerinnen und Schüler keine Kernaufgabe von Lehrkräften ist, solange diese Probleme zu keinen Lernschwierigkeiten oder Verhaltensauffälligkeiten in Schule und Unterricht führen. Jedenfalls finde ich nichts wirklich dementsprechendes in dem einschlägigen Beschluß der Kultusministerkonferenz von 2010 oder in den KMK-Standards zur Lehrerbildung. Auch Schulpsychologen beschäftigen sich in erster Linie dann mit solchen Problemen, wenn sie direkte Auswirkungen auf das Lernen oder auf das Verhalten in Schule und Unterricht haben. In erster Linie werden die Eltern als diejenigen angesehen, die sich mit solchen Problemen zu beschäftigen haben.

Beste Grüße

Oliver

Hallo Oliver,

ist es tatsächlich heute so? Zu meiner Schulzeit haben sich
Lehrkräfte jedenfalls praktisch kaum vor dem Beginn des
eigentlichen Unterrichts mit solchen Problemen beschäftigt
bzw. beschäftigen müssen.

es hängt sicherlich von der besuchten Schulform ab.

Jedenfalls finde ich nichts wirklich dementsprechendes in dem
einschlägigen Beschluß der Kultusministerkonferenz von 2010
oder in den KMK-Standards zur Lehrerbildung.

Vollkommen irrelevant.

In erster Linie werden die Eltern als diejenigen angesehen,
die sich mit solchen Problemen zu beschäftigen haben.

Von wem? Doch nur von solchen Leuten, die nie den Unterricht in einer solchen Klasse erlebt haben. Geh mal für einen Tag in eine „Berufseinstiegsklasse ohne Eingangsvoraussetzungen“ und komm wieder her und berichte, wie lange an dem Tag die Lehrer tatsächlich unterrichtet haben und was sie die sonstige Zeit machen mussten.

Nichts für ungut!

Gruß
Christa

danke, es geht um Aussagen von Berufsschullehrkraften, in genau diesem Kontext, den du erwähnst. jetzt muss ich diese Aussagen einordnen und den Begriff „pädagogische Arbeit“, den sie immer wieder verwendet haben, korrigieren, weil pädagogisch viel Bedeuten kann.

danke, es geht um Aussagen von Berufsschullehrkraften, in
genau diesem Kontext, den du erwähnst.

Hmmm, dann wäre es hilfreich gewesen, das im Eingangsposting zu erwähnen statt allgemein von Lehrkräften zu sprechen. Unabhängig davon: Die KMK unterscheidet trotzdem nicht zwischen diesen und anderen Lehrkräften hinsichtlich der Aufgabenbereiche einer Lehrkraft - weder in der Beschreibung der Aufgabenbereiche noch in ihrem Kompetenzmodell. Haben die die Berufsschullehrkräfte vergessen oder sehen sie private Probleme tatsächlich nicht als Kernaufgabe? :wink:

Beste Grüße

Oliver

hallo,

je nach Berufsschulklasse ist man zu Beginn der Stunde damit beschäftigt, die Aufmerksamkeit der Schüler auf den kommenden Unterricht zu lenken, z.B. muss man die Schüler daran erinnern, die Mützen wieder abzunehmen, ihr Essen/Trinken wegzustellen, die Taschen vom Tisch zu nehmen, das Reden (Privatgespräche) einzustellen usw. Ich würde es „fokussieren/ auf den Unterricht einstellen“ nennen, im Falle von Regelverstößen „disziplinieren“ nennen. Sicherlich muss man das auch immer wieder während des Unterrichts tun, doch zu Beginn einer Stunde, gerade nach der Pause, ist das besonders notwendig.

VG
Polly

Hallo Polly,

je nach Berufsschulklasse

davon schrieb ich nicht, und was du dazu beschrieben hast ist Zuckerschlecken im Vergleich zu den von mir erwähnten Berufseinstiegsklassen (das sind Schüler, die nicht mal den Hauptschulabschluss geschafft haben, darüber muss man sich im Klaren sein!), wo 80 - 90 % der Schüler schon mal mit der Polizei zu tun hatte und gerade welche mal wieder im Knast sitzen.

Fachbegriffe habe ich dennoch keine dafür.

Viele Grüße
Christa

Hallo,

das, was du suchst, wird in manchen Schulgesetzen als „Erzieherische Einwirkungen“ definiert und dort auch explizit von Ordnungsmaßnahmen getrennt.

Hier als Beispiel das Schulgesetz von NRW.

Schulgesetz §53
(2) „Zu den erzieherischen Einwirkungen gehören insbesondere das erzieherische
Gespräch, die Ermahnung, Gruppengespräche mit Schülerinnen,
Schülern und Eltern, die mündliche oder schriftliche Missbilligung des
Fehlverhaltens, der Ausschluss von der laufenden Unterrichtsstunde, die
Nacharbeit unter Aufsicht nach vorheriger Benachrichtigung der Eltern, die
zeitweise Wegnahme von Gegenständen, Maßnahmen mit dem Ziel der
Wiedergutmachung angerichteten Schadens und die Beauftragung mit
Aufgaben, die geeignet sind, das Fehlverhalten zu verdeutlichen.“

Schöne Grüße
Jule

Hallo,

das, was du suchst, wird in manchen Schulgesetzen als
„Erzieherische Einwirkungen“ definiert und dort auch explizit
von Ordnungsmaßnahmen getrennt.

nein, das ist falsch. Das Gespräch über private Probleme der Schülerinnen und Schüler fällt nicht unter erzieherische Einwirkungen. Wenn Du im

Schulgesetz von NRW

nicht nur § 53 Abs. 2, sondern auch § 53 Abs. 1 gelesen hättest, wäre Dir es aufgefallen:

(1) Erzieherische Einwirkungen und Ordnungsmaßnahmen dienen der geordneten Unterrichts- und Erziehungsarbeit der Schule sowie dem Schutz von Personen und Sachen. Sie können angewendet werden, wenn eine Schülerin oder ein Schüler Pflichten verletzt. Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit ist zu beachten. Ordnungsmaßnahmen sind nur zulässig, wenn erzieherische Einwirkungen nicht ausreichen. Einwirkungen gegen mehrere Schülerinnen und Schüler sind nur zulässig, wenn das Fehlverhalten jeder oder jedem Einzelnen zuzurechnen ist.

Wie ich schon weiter unten schrieb, stehen solche Lehrtätigkeiten und Maßnahmen in Zusammenhang mit Problemen, die zu Verhaltensauffälligkeiten in Schule und Unterricht führen („wenn eine Schülerin oder ein Schüler Pflichten verletzt“).

Beste Grüße

Oliver

Hallo,

ist man zu Beginn der Stunde damit beschäftigt, die Aufmerksamkeit der Schüler auf den :kommenden Unterricht zu lenken, z.B. muss man die Schüler daran
erinnern, die Mützen wieder abzunehmen, ihr Essen/Trinken
wegzustellen, die Taschen vom Tisch zu nehmen, das Reden
(Privatgespräche) einzustellen usw. Ich würde es „fokussieren/
auf den Unterricht einstellen“ nennen, im Falle von
Regelverstößen „disziplinieren“ nennen.

das ist ein Aspekt von Klassenmanagement und betrifft nicht nur Berufsschulklassen.

Das Klassenmanagement beinhaltet alle Methoden, die eingesetzt werden, um die Lernaktivitäten in der Klasse zu organisieren. Dazu gehören Instruktionen, räumliche und sächliche Strukturen und alles Weitere, was dazu beitragen soll, um für eine effektive Nutzung von Unterrichtszeit zu sorgen, eine fröhliche und effektive Lernumgebung zu schaffen und Verhaltensprobleme und andere Störungen zu minimieren (aus Hasselhorn & Gold, 2009, Pädagogische Psychologie, S. 336).

Beste Grüße

Oliver

richtig. Neuere Literatur findet man unter dem Stichwort classroom managment.
VG

Diese Klassen, die du beschreibst, heißen bei uns BVJ, BGJ oder Werkstattschule. Letztere kommen auch schon mal aus der 7. Klasse der allgemeinbildenden auf die berufsbildende Schule. Wir arbeiten mit Sozialpädagogen vor Ort zusammen. Klassischer Unterricht ist da kaum möglich, die meisten sind stark verhaltensauffällig.

Neuere Literatur findet man unter dem Stichwort classroom managment.

Das ist dasselbe nur in englischer Sprache, übrigens schon seit Mitte der 1970er Jahre.

1 Like

solche Lehrtätigkeiten

korrigiere: Lehrertätigkeiten.

ach