Hi!
Mir ist aufgefallen, daß gerade viele junge Leute angesichts derzeitiger Krisen in der Welt sehr leichtfertig nach Krieg lechzen, sei es direkt oder indirekt. Da fallen Kommentare wie z.b. „wir sind viel zu weich, er/sie/es versteht nur militärische Antworten“ oder „er/sie/es sollte platt gemacht werden, dann wäre endlich Ruhe“ usw.
Daraufhin habe ich mich gefragt, warum das denn so ist; was unterscheidet die junge Generation von meiner?
Mir ist aufgefallen, daß noch vor Jahren manchmal üble Bilder in den Medien von Kriegsherden unzensiert gezeigt wurden. Das ist heute nicht mehr der Fall. Die Bilder werden unscharf oder unkenntlich gemacht oder mit den Worten „diese schrecklichen Bilder wollen wir ihnen nicht zumuten“ gar nicht erst gezeigt.
Und ich möchte jetzt ausdrücklich keine Diskussion über Computerspiele breittreten, jedoch folgendes erwähnen: in Ego-Shootern oder Kriegsspielen wird der Krieg ziemlich beschönigt dargestellt. Ja, auch ich habe mir früher gerne, falls vorhanden, die unzensierten ab-18-Versionen angetan. Allerdings war ich enttäuscht: ja, es spritzten paar Blutfontänen und Arme/Beine konnten abgetrennt werden. Ich war allerdings erstaunt, wie schön sauber das von statten geht. Und ich habe in meinem Beruf schon genügend echte Leichen gesehen. Und wo ist die Ehefrau oder das kleine Kind, daß neben dem sterbenden sitzt und herzzereissend weint? Wißt ihr, wie verbranntes Fleisch riecht? Habt ihr die Schreie und das leise Wimmern gehört? Habt ihr schon mal in eine wabbende Masse gegriffen und dann festgestellt, daß es halb geronnenes Blut ist oder die letzten Reste einer verwesenden Leiche?
Warum ich das Thema Pc-Spiele überhaupt erwähne? Nun, wie funktioniert moderne Kriegsführung heute? Es tendiert alles dazu, nur noch von irgendwo weit weg ferngesteuert ein Knöpfchen zu drücken, und schon… Die Knopfdrücker SEHEN ja nicht mehr, was sie da anrichten. Kürzlich sah ich ein Video in Netz, wo Soldaten per Kampfdrohne aus der Ferne gezielt eine Menschenmenge beschossen. Darunter waren auch Kinder (wenn auch nicht klar zu erkennen), was sich leider erst später herausstellte. Erschreckend war dabei, neben den vielen Toten, vor allem die Kommentare der Soldaten, die da am Abzug saßen! Wenn man die Augen schloß, kam man sich vor wie auf einer LAN-Party, wo die PC-Spieler über jeden Treffer gröhlen und jubeln und ihre Witze reißen! Das ist entsetzlich!
Ein anderes Video, genauer eine lange mehrteilige Doku, begleitete junge Soldaten in ihrem ersten Einsatz in Afghanistan. Sie hatten ihr Training hinter sich und waren bestens vorbereitet - sollte man meinen. Die Wirklichkeit des Krieges überrannte sie aber völlig. Schon nach den ersten echten Schußwechseln waren sie verängstigt und sagten, niemand habe sie auf „die Realität tatsächlich vorbereitet“. Von denjenigen, die lebend wieder nach Hause kamen, waren die meisten sichtbar traumatisiert.
Und angesichts dessen stelle ich die Frage:
Sollte man der Jugend nicht doch lieber die unzensierte Wahrheit zeigen?
Können sie Krieg überhaupt begreifen, wo man ihnen doch nichts zum „begreifen“ gibt? Sollten sie es nicht sehen, hören, riechen, fühlen dürfen?
Klar sehe ich dazu auch die Gegenargumente.
Gravierend finde ich hier vor allem die Rechte der Toten, nicht unwürdig dargestellt und benutzt zu werden, es recht nicht für Schaulustige oder zu Sensationszwecken. Auch frage ich mich, ob man generell die Jugend traumatisieren muß, nur um sie von Waffen abzuhalten.
Eine schwierige Frage, wie ich finde, da die Gegenargumente doch schwerwiegend sind. Und ich sehe nicht wirklich einen Mittelweg, wie man Aufklärung nur halb betreiben kann.
Einen guten Weg geht zumindest das folgende kurze Video, aber können nicht-empathische Menschen dies auch nachvollziehen? Ich weiß es nicht.
https://www.youtube.com/watch?v=RBQ-IoHfimQ
Gruß