Aufprallgeschwindigkeit des Meteoriten vom 5.Jan in Norwegen:wie groß?

Moin,
am 5.Jan 2021 gab es eine Meteoritensichtung über Løten/Norwegen. Das Norwegisches Meteornetzwerk berichtete darüber

Kann mir jemand sagen wie schnell dieser Meteorit bzw ein vergleichbarer beim AUFPRALL war bzw gewesen sein könnte?
In den einschlägigen deutschen Nachrichtenseiten liest sich die Meldung nämlich so:
" Meteorit von mehreren Kilogramm schlägt mit 50.000km/h auf die Erde ein"

Allerdings kam mir die Geschwindigkeit etwas hoch vor und solchen Agenturmeldungen traue ich im Detail eh nicht mehr. Ich kann kein Norwegisch, aber laut google-Übersetzer schreiben die Norweger eher sowas wie „traf die Erde mit 50.000km/h“. Die Erde, nicht die Erdoberfläche. Außerdem waren sie sich nicht sicher, ob es überhaupt etwas bis runter geschafft hat.
Andererseits war das Stand 7.Januar, nicht heute.

Danke und VG
J~

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Die Geschwindigkeiten kann man sich eh schlecht vorstellen.
Die Erde fliegt wohl (lt. google) mit ca. 107.000 kmh durch das Weltall (resultierend aus Sonnenumrundung und Sonnensystemgeschwindigkeit). Da kann ein gleichschnelles Objekt mit entgegengesetzen Vektor schon doppelt so schnell in die Erdathmosphäre eintreten. Es wird dann aber sehr stark gebremst ab ca. 200km Höhe, so dass nur Objekte größer als 80m Drm. nicht vollständig verdampfen… (alles Quelle google in 10 min. - mein kleines Hirn kann sich solche Zahlen auch nicht lange merken, aber dafür sind ja Kompendien da). :slight_smile:

Hi,

hier auch nochmal weitere Datenanalysen. Die Eintrittsgeschwindikeit war demnach 14,9 km/s.

Auf der von dir verlinkten Seite gibt der Kommentar unten von Steinar Midtskogen eine nähere Erklärung (hier mit Übersetzungsprogramm wiedergegeben):

Hallo, ja, ich werde versuchen aufzuräumen: Im Weltraum hatte der Fels, der zu diesem Zeitpunkt Meteoroid genannt wird, eine Geschwindigkeit von etwa 15 km/s im Vergleich zur Erde (vielleicht etwas niedriger, aber mindestens 12 km/s). Es ist diese Geschwindigkeit, die die Luft erhellt, wenn das Gestein aus fast 100 km über dem Boden in die Atmosphäre eindringt, und wir nennen das einen Meteor. Gleichzeitig verlangsamt er sich stark, und nach etwa 6 Sekunden ist der größte Teil des Gesteins verdampft und die Überreste liegen nur 20 km über dem Boden. Hier ist die Geschwindigkeit viel niedriger geworden, vielleicht ein paar km pro Sekunde, und das Licht ist weg. Wenige Sekunden später passiert er die Schallmauer (ca. 0,3 km/s), wahrscheinlich 12 – 15 km über dem Boden. Dies erzeugt einen Knall, der etwas weniger als eine Minute später im Bereich ganz unten zu hören ist, aber es macht auch Geräusche, bevor es „unterschall“ ging, was noch später über eine größere Fläche zu hören ist. Die Überreste, die weiter bremsen und dann in den freien Fall gehen, als ob aus einem Flugzeug gefallen. Ursprünglich kann der Meteoroid 5 – 10 kg wiegen, aber jetzt sind nur noch etwa 1 kg übrig. Dies dauert 2 – 3 Minuten, um den ganzen Weg auf den Boden zu fallen, und dann nennen wir es Meteoriten. Es waren nur die ersten Sekunden, die wir sehen konnten, aber die ganze Fahrt zum Boden hat vielleicht bis zu 3 Minuten gedauert. Kleinere Meteoriten (mit einigen hundert Gramm) werden mit etwa 200 km/h auf den Boden treffen. Jeder größere Meteorit von wenigen kg wird in der Lage sein, den Boden mit fast 300 km/h zu treffen.

Gruß
Metapher

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Ich will noch was ergänzen: je nach Eintrittswinkel wird der Meteor so abgebremst, dass er wie ein Stein zu Boden fällt. Du hast das mit dem Fall aus dem Flugzeug verglichen. Diesen Punkt nennt man den Hemmpunkt. Ein solcher Meteorit hat dann auch nicht mehr die Energie sich tief in die Erde zu bohren und man hat eine Chance ihn zu finden. Der Meteorit von Treysa, ein Eisenmeteorit von 64 kg lag 1916 nur in einer Kuhle von einem Meter Tiefe. Sein Aufprallpunkt wurde aus zahlreichen Augenzeugenberichten von Alfred Wegener vorausberechnet und ein Jahr spöter auch in dem vorausgesagten Bereich gefunden.
Udo Becker

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Hi Metapher,

ja, DAS sind die 50.000km/h. Dachte ich mit ja schon. Die „Nachrichten“ aus dem RND kann man echt vergessen. Hatte mich auch schon über eine falsche Meldung dort mal beschwert die dann immerhin korrigiert wurde.

Der Typ ist zwar Informatiker, aber war er schreibt ist doch deutlich schlüssiger als das, was die Agentur schrieb. Soso, 200km/h Aufprallgeschwindigkeit, es können auch mal 300km/h sein. Klingt nachvollziehbar und ist ja „nur“ um den Faktor 250 kleiner als das, was bei RND stand :smiley:
Quasi ALLE kinetische Energie die der Meteorit aus dem All mitbringt wird durch die Atmosphärenreibung verbraucht. Am Ende bleibt ihm nur die umgewandelte Lageenergie bzgl. der Erde. Weiß ich bescheid, danke für deine Antwort :slight_smile:

VG
J~

Hi J~

Auf der oben verlinkten Seite sind auch die Geschwindigkeits- bzw. Beschleunigungskurven gezeigt:

Journalisten, in der Sache Laien, missverstehen die Aussagen von Facvhleuten sehr oft. Und sehr oft haben auch Fachwissenschaftler die Missverstehbarkeit ihrer Aussagen nicht im Blick. Sowas etwa wie „rast mit 50000 km/h auf die Erde zu“ legt den Irrtum doch sehr nahe.

In Astrophysik, Kosmologie ist das oft eine Quelle von absurden modernen Mythen, die weitverbretet sind. Denk nur, was sich bzgl. „Urknall“ oder „Black Holes“ für en Unsinn verbretet hat. Wir hatten das Thema ja hier schon oft.

Gruß
Metapher