Suedd.Ztg.
WIRTSCHAFT Samstag, 7. April 2001
Aufschwung-Kanzler
Von Marc Beise
Ein toller Typ, unser Bundeskanzler, wir wussten es eigentlich schon immer. Nicht erst, seitdem er mal eben Unternehmen wie die Salzgitter AG vor dem Verkauf ans Ausland bewahrt hat oder den Baukonzern Philipp Holzmann vor der Pleite. Nein, dieser Kanzler, der anpacken kann, hat die ganze Wirtschaft im Griff, notfalls auch die ganze Volkswirtschaft. Damals schon war das so, im Sommer 1998, als er noch Kanzlerkandidat war und sich in der sterbenden Regentschaft Kohl eine Lähmung übers Land legte – da blies allein schon der frische Auftritt des Niedersachsen die resignative Stimmung fort und davon, erfasste die Unternehmer Zuversicht, und die Wirtschaft boomte, erinnern Sie sich noch?
Schade nur, dass er dabei so eitel ist, unser Kanzler.
Statt daheim bei Rotwein und Zigarre still zu genießen, zufrieden zu sein mit dem Wissen um die eigene Größe, statt womöglich gar noch anderen motivationssteigernd den Ruhm zu borgen, bricht es immer wieder aus ihm heraus.
„Dieser Aufschwung ist mein Aufschwung“, hat er damals verkündet, und mancher arme Wicht ohne Amt und Einfluss hat den großen Ökonomen dafür veräppelt; das war bitter.
Übrigens: Wer so überzeugt ist vom eigenen Tamtam, der mag natürlich auch auf die Weltkonjunktur keine Rücksicht nehmen. Amerika im Sinkflug? Wirtschaftliche Risiken in Europa? Engpässe für die deutsche Exportwirtschaft? Schlechtes Geschäftsklima hier zu Lande, seit Monaten nun schon?
Ach was, ich lasse mir meinen Aufschwung doch nicht kaputt reden!
Mögen auch die Damen und Herren der internationalen Finanzinstitutionen, der wichtigen Wirtschaftsforschungsinstitute langsam die Nerven verlieren und eine Prognose nach der anderen revidieren – diesen Wettlauf nach unten, ganz klar, macht einer wie unser Kanzler nicht mit. Schreibtischtäter, Hasenfüße.
Die Stimmung ist prima, weiß Gerhard Schröder, und er sagt es seit Tagen in jedes Mikrofon. Und wenn es keiner glauben will, notfalls auch in großen Lettern in Bild. Irgendwann aber, glauben Sie, werde er’s aber doch zugeben müssen: „Dieser Abschwung ist mein Abschwung?“ Oh nein, am Kanzler wird es gewiss nie gelegen haben.
Eher, nehmen wir jetzt mal an, an den notorischen Schwarzmalern hier und da.
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Gut gesagt , nicht wahr?
Stimmts denn ?
Bye
Hans