Auftreten von Indern auf der Weltbühne

Letztlich geht es um das Auslagern von Dienstleistungen. Mit anderen Worten, Inder konkurrieren mit Firmen weltweit.

Hallo Miachael-Thomas,

Tatsächlich erscheinen Inder gern mit dem Finger auf andere zu zeigen, Schuld von sich zu weisen oder gern das Thema zu wechseln, wenn es um ihre eigenen Verfehlungen geht. Das Verantwortungsbewusstsein des Einzelnen ist sehr gering ausgeprägt.

Das kann sicherlich mit der Mehrheitsreligion Hinduismus zusammenhängen, in welcher Karma, Schicksal und andere äußere Kräfte stets im Mittelpunkt stehen, wohingegen die Kraft des Einzelnen nicht hervorgehoben wird. Wer mit dem Gedanken aufwächst, an seiner Situation nichts ändern zu können, wird im umgedrehten Fall, wenn also etwas schief gegangen ist, kaum den Fehler bei sich suchen sondern wieder äußere Umstände verantwortlich machen.

Perfektionismus kann ich Indern leider überhaupt nicht unterstellen. Im Gegenteil: die schnellste Lösung wird bevorzugt, Qualität ist nicht unbedingt ihre Stärke. Das erscheint mir allerdings eher ein Problem der Moderne zu sein, da beispielsweise traditionelles Handwerk nach wie vor penibel und detailverliebt durchgeführt wird. Jedoch hat es eine untergeordnete Stellung, genießt sehr wenig Respekt. Moderne Industrien und selbst Dienstleistungen zeichnen sich häufig dadurch aus, dass von Pflege und Intandhaltung keine Rede sein kann. Im Vordergrund steht ein möglichst schnelles Resultat, auch wenn dies nicht langhaltig ist.

Eventuell kann die Tatsache eine Rolle spielen, dass Inder sehr selten für ihr Verhalten zur Rechenschaft gezogen werden. Eltern führen einen sehr laschen Erziehungsstil. Das heißt nicht, dass es keine Verbote gibt, wohl aber, dass Vergehen nicht bestraft werden. Dies setzt sich dann im späteren Leben fort und ist m.E. eng mit der vorherrschenden, die gesamte Gesellschaft durchziehende Korruption verbunden: Wird man beim Fehlverhalten ertappt, schmiert man sich seinen Weg ins Freie. Das heißt natürlich, dass sich der Einzelne seinen Weg durchs Leben mogelt und im Falle, dass er beim Pfuschen ertappt wird, versucht er sich herauszureden, mit dem Finger auf andere zu zeigen oder sich freizukaufen.

Es ist durchaus möglich, dass die tiefen Fissuren der indsichen Gesellschaft dazu beitragen, dass man die Schuld stets bei anderen sucht. Die Gesellschaft ist entlang religiöser, regionaler und sozialer Linien viel deutlicher aufgespalten, als man das in Europa beobachten könnte, und so ist ein Sündenbock schnell zur Hand.

Warum Inder Fehler von sich weisen ist, abgesehen von der Mühseligkeit des Wiedergutmachens, auch in ihren Stolz begründet. Etwas falsch gemacht zu haben kratzt an diesem Stolz. Bis heute ist es Indern sehr wichtig, welchen Rang sie in der Gesellschaft einnehmen, wie hoch ihr Ansehen ist und ob ihnen der Respekt entgegen gebracht wird, den zu verdienen sie glauben. Einen Fehler einzugestehen kommt daher einem Gesichtsverlust gleich und ist in einer stark hierarchisch gegliederten Gesellschaft zu vermeiden, zumal mit viel Häme zu rechnen ist.

Eine wirklich gute Antwort. Vielen Dank.

Das würde auch erklären, warum viele „Ex“-Ostdeutsche gleiches Verhalten zeigen…

Lieber Michael,

da sollte man am besten sehr diplomatisch vorgehen, z.B. von „einem Bekannten“ erzählen, der eine ähnliche Sache so und so gemacht hat, den Menschen also ganz vorsichtig auf den besseren Lösungsweg hinweisen, dann verliert er nicht sein Gesicht,

viele Grüße
Rupert

Lieber Rupert,
nehmen wir an, ein Inder macht einen Fehler. Wie würden Sie
ihn dazu bringen, ihn zu korrigieren, ohne daß Sie selbst sich
herabsetzen?

Lieber Michael Thomas, ich hatte die ersten geschäftlichen Kontakte vor 30 Jahren, seit 15 Jahren permanente Geschäftsbeziehung. Das dargestellte Verhalten ist mir zumindest in abgewandelter Form bekannt. Eines ist sicher, es handelt sich dabei definitiv nicht um Perfektionismus, sondern eher um historisch gewachsene Zusammenhänge - Kastenwesen-Religion-Kolonialvergangenheit und der Grundeinstellung absolut Fehlerfrei zu sein.

Hoffe das hilft für den Anfang weiter, kann bei Bedarf gerne konkrete Beispiele liefern.
LG WUDD

Lieber wudd,

können Sie dazu ein paar Beispiele nennen?

Grüße

Michael-Thomas

Lieber Michael-Thomas,
Bsp.1)
Wir hatten vor, eine Firma in Indien zu kaufen, nach ersten Meetings und Diskussionen erhielten wir angeblich „alle“ verfügbaren Geschäftsunterlagen incl. Geschäftsberichte, Financials, Bankunterlagen etc. Nach Durchführung einer Due Dilligence stellte sich heraus, das das Unternehmen hoch verschuldet war und der ursprünglich diskutierte Kaufpreis - inkl. Übernahme aller Verbindlichkeiten - in keiner Weise wirtschaftlich darstellbar war. Nachdem wir den Partner auf die Verschuldung ansprachen wurde die Stimmung deutlich unfreundlicher - man Verstand unsere Argumente nicht, da man in Indien zwar Kredite in ansprich nimmt, aber nicht zurückbezahlt. Unsere finale Entscheidung - den Kauf nicht abzuschließen, wurde sofort mit einer Klaggsdrohung wegen Geschäftsschädigung, Rufschädigung etc. beantwortet.
Lehre daraus: Die Inder haben ein völlig anderes Verständnis von Geschäftsgebarung - es ist oftmals nicht bewußte Täuschung - darum verstehen sie auch unsere Reaktionen daruaf nicht.
Grüße WUDD

Guten Tag,
ich habe vorhin bemerkt, dass ich auf eine Anfrage von Ihnen im Mai diesen Jahres nicht geantwortet habe. Das tut mir leid. Ich habe damals versucht eine Antwort zu formulieren, aber es ist mir nicht gelungen. Dann habe ich es vergessen. Ich hoffen, dass Sie befriedigende Kommentare zu Ihrer Frage erhalten haben.

Mit freundlichen Grüßen

Damiano S. Nöthen

erst mal sorry für die späte antwort.

als kind von indern, allerdings in D geboren und aufgewachsen kann ich das nicht repräsentativ beantworten.

für mich kann ich sagen: in vielen dingen verlange ich mir perfektionismus ab. habe aber auch früh gelernt, dass es auch eine tugend ist, eigene fehler einzugestehen. ob man das in indien auch so lernt kann ich nicht beurteilen.