Symbol und Transzendenz
Hi Claude.
Ich glaube, dass unsere Vorstellungen einen Mantel der
Illusionen über die Person deckt, die man glaubt zu lieben.
Ich argumentiere oft und gerne mit der Philosophie des Vedanta, also mit Begriffen wie Brahman, Atman, Maya. Maya ist die Wahrnehmungsweise des Egos, dessen unbewusster Kern Atman ist, der mit Brahman, dem Weltgeist, identisch ist.
Wir leben also, folgt man dieser Philosophie, als Egos ständig in einer Welt der Illusionen. In einem erkenntnistheoretischen Sinn sagte das auch Kant, wenn er vom Ding-an-sich sprach, das für das Ich unerkennbar sei, da dieses die Welt nur durch die Brille vorstrukturierender Kategorien wahrnehmen kann.
Ähnlich wie bei Dir als Künstler, bestrebt, das reine
Kunstwerk zu schaffen, das kein Verhältnis zu einer Welt
ausserhalb des Werks hat.
Kunst ist ein komplexes Phänomen, das von Dada über sozialkritisch und missionarisch bis l´art-pour-l´art reicht.
Ich gehöre zum romantischen Künstlertyp, der der Kunst eine Mission zuspricht. Sie soll das Über-Irdische, Über-Sinnliche, Transzendente vermittels einer gegenständlichen oder abstrakten Symbolik widerspiegeln. Sie soll unbewusste Bereiche im Menschen ansprechen und zum Schwingen bringen, gleich ob als schwelgende Symphonie, farbenprächtiges Gemälde, hämmernder Techno-Track oder adrenalingeladenes Actionspektakel à la Transformers.
Der Bezug zum Thema Verliebtheit ist klar:
Das Objekt der Begierde ist - im klassischen Fall der schönen Prinzessin/des schönen Prinzen - eine Art Kunstwerk der „Natur“ (ich fasse diesen Begriff sehr weit). Das Objekt ist also, nicht anders als ein Kunstwerk, Symbol des Über-Irdischen, Transzendenten. Im Vedanta entspricht dem Über-Irdischen der Bereich des „Feinstofflichen“, zu dem auch unsere Träume (die während des Schlafs, meine ich) gehören.
Das von dir angesprochene Problem entsteht dadurch, dass das Objekt, also das Symbol, mit dem, wofür es als Symbol steht, verwechselt wird. Das Objekt ist immer unvollkommen und widersprüchlich, ganz im Gegensatz zur Vollkommenheit des Transzendenten, für die es Symbol ist.
Gruß
Horst
Ist man in der „Liebe“ und in der Kunst nicht immer ganz
allein ?
Gruss,
Claude