Um zu beurteilen, ob eine auktoriale oder personale Erzählsituation vorliegt, müsstest du längere und wörtliche Textbeispiele präsentieren.
„Auktorial“ bedeutet, dass der Erzähler „allwissend“ ist und diese außenstehende oder über allem schwebende Position eine Identifikation mit den Figuren erschwert. Hinzu kommt seine Tendenz, Geschehnisse oder Attitüden zu bewerten.
Der „personale“ Erzähler verzichtet auf eine bewertende Position und schildert die Abläufe aus der Sicht der Figuren, wobei er entweder das Innenleben nur des Prota oder, meistens, das Innenleben aller wichtigen Personen beschreibt. Informationen erhält der Leser nur aus Dialogen oder aus inneren Reflexionen der Figuren.
Der Fachbegriff für Informationen zum Story- und Figurenhintergrund ist „Exposition“. Der auktoriale Erzähler exponiert ganz unabhängig von den Figuren Details, die diese Figuren entweder nicht wissen oder über die sie in der jeweiligen Situation nicht nachdenken oder sprechen. Der personale Erzähler verbindet die Exposition mit dem Denken oder Sprechen der Figuren oder der Situation, in der sie sich jeweils befinden. Dass Joanna z.B. drei Töchter hat, erfährt der Leser allein aus ihren Gedanken (bzw. aus Reflexionen, die der Leser im Innenleben der Figur verortet) oder aus einem Dialog oder in einer Situationsbeschreibung, aus der das verwandtschaftliche Verhältnis unmittelbar hervorgeht.
Viele Autoren neigen dazu, beide Perspektiven zu vermischen, wobei die personale Perspektive meistens überwiegt, da sie die Identifkation des Lesers mit den Figuren begünstigt.
Die personale Perspektive ist quasi ein Kompromiss zwischen auktorialer und Ich-Perspektive. Letztere hat den Vorteil, den Leser ganz in eine Figur hineinzuversetzen, erschwert aber die Darstellung komplexer Handlungsabläufe. Auch gewisse Spannungsmomente (z.B. die berühmte Bombe unter dem Tisch) fallen in der Ich-Erzählhaltung weg: Das Ich weiß nicht, dass es an einem Tisch sitzt, unter dem eine Bombe tickt. Auktoriale und personale Erzähller konnen davon problemlos Gebrauch machen.
Chan