Hi,
wer kann mir bei einer literarischen Erörterung zu „Auroras Anlass“ helfen?
THX
Hi,
wer kann mir bei einer literarischen Erörterung zu „Auroras Anlass“ helfen?
THX
Hallo,
wir haben das Buch in der 10. als Lektüre besprochen, was ist denn das Thema der Erörterung?
Anna
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Hallo Andreas,
vielleicht hilft Dir diese Interpretation auch schon ein Stück weiter:
Buchtitel:Auroras Anlass Autor/in:Erich Hackl
Meinung:Verwirklichter Idealismus - ein ewiger Traum?
Erich Hackl lässt den Leser seines Werkes „Auroras Anlass“ eintauchen in die Welt einer Frau mit dem einzigen Lebensziel, aus ihrer Tochter den Menschen zu machen, der sie selbst immer sein wollte, jedoch nie sein konnte. Der Autor versteht es, seine Kritik an der menschlichen Gesellschaft geschickt in das verwobene Netz realer Fakten, kennzeichnend für seine Werke der späten 80er Jahre, einfliessen zu lassen.
Diesmal hat Hackl Spanien in der Zeit vor der Diktatur Francos und dem Bürgerkrieg zur Kulisse seiner Erzählung auserwählt. Im Kontext dieser politischen Turbulenzen führt er den Leser an eine stets aktuelle Problematik heran: Die (Un)Möglichkeit der Kreation eines idealen Menschen.
Gleich zu Beginn konfrontiert Hackl uns mit einer zunächst unverständlichen Tat, die den definitiven Zusammenbruch von Aurora Rodriguez‘ Vision - der perfekten Hildergart - signalisiert. Ohne grosse Umschweife wird der Leser in die Vergangeheit Auroras eingeführt. Ihre Kindheit und Jugend als Tochter einer wohlhabenden spanischen Familie tut sich vor uns auf und macht die Art der vielseitigen Prägung deutlich, die Aurora zu ihrem unumstösslichen Lebensplan führt: Die Zucht der idealen spanischen Frau, die stellvertretend für alle Spanierinnen für deren sozialpolitische Stellung und Rechte kämpfen soll.
Um ihr Ziel zu erreichen, setzt Aurora sich mit Entschiedenheit über alle geltenden gesellschaftlichen Konventionen hinweg. Anfangs mag es dem Leser schwer fallen, den wachsenden Konflikt, den Aurora letztendlich mit sich selbst und ihren Idealen führt, in seiner ganzen Tragweite zu verstehen. Der von Hackl gross-zügig eingesetzte Perspektivenwechsel kommt uns hier entgegen. Er erzeugt in zentralen Dialogen Unnahbarkeit, welche es uns ermöglicht, uns in die Sichtweise der einzelnen Charaktere hineinzuversetzen.
Dies wird durch die sich Schritt für Schritt einstellende Durchschaubarkeit von Teilen der inneren Zusammenhänge gestützt, welche durch an markante Stellen platzierte chronologische Rück-blenden mit erläuternder Funktion hervorgerufen wird. Trotzdem erweckt Hackl mit seiner kühlen, sachlichen Erzählweise nie den Eindruck, als wolle er mehr, als dem Leser die blossen Fakten zu übermitteln. Die Interpretation und Bewertung der Handlung wird so ganz uns überlassen.
Nach dieser Lektüre dürften jedem von uns Zweifel am Sinn der vom Grossteil der Menschen so sehr angestrebten eigenen Perfek-tion kommen. Hackl hält uns vor Augen, dass die Verkörperung eines gängigen Idealismus zu grosse Opfer verlangen kann, darun-ter Verlust der eigenen Identität, masslose Selbstlosigkeit, Enthaltung der Individualität. Doch kann man aus diesem Buch nicht nur diese Warnung herauslesen, sondern hat als Leser auch in gewissem Sinne Grund zur Bewunderung der Hauptfigur, Aurora.
Es ist Hackl gelungen, auf glaubhafte Weise einen Menschen zu beschreiben, der die innere Kraft besitzt, die Ruinen seines Lebens alleine wieder aufzurichten, ohne von seinen grundlegen-den Absichten abzuweichen. Im Gegensatz zur teils rücksichts-losen Suche nach menschlicher Vollkommenheit handelt es sich hier um eine Haltung, die Achtung verdient. Im Rückblick auf dieses prägnante Werk wird so mancher Leser sicher eine leicht veränderte Einstellung gegenüber der Aktualität haben, sei es bezüglich Familienleben, Politik oder Gesellschaft. Vielleicht sieht man gewisse Aspekte nun kritischer, andere dagegen mit grösserer Toleranz. Für jeden, auf den dies zutrifft, hat sich die Lektüre zweifellos gelohnt.
Andrea Hernandez
Gruss
Eve*