Aus dem Geschichtsbuch :-)

Aus einem Buch über den Steuerrechner der Trägerrakete für die spätere Mondlandefähre:

„Das elektronische Rechengerät für die Steuerung der Saturn V besteht zusammen mit dem dazugehörigen Datenanpasser (er dient als Verbindungsglied zwischen dem Datenverarbeitungsgerät und allen anderen Bauteilen des Lenksystems) aus 80.000 Komponenten. Es kann pro Sekunde bis zu 9.600 Operationen vornehmen. Sein Magnetkern-Gedächtnisteil hat eine Speicherkapazität von 460.000 Bit (Speichereinheiten). Und dennoch wiegen die zwei Kästen, aus denen es besteht, nur 121 Kilogramm und nehmen einen Raum von lediglich 0,16 Kubikmeter ein. Ebenso erstaunlich ist, daß die zwei Geräte zusammen nur 438 Watt an elektrischer Energie verbrauchen; das ist etwa ein Viertel der Energieaufnahme eines elektrischen Bügeleisens!“

(Wernher von Braun, „Bemannte Raumfahrt“, Frankfurt 1968)

Das Apollo-Mondlandeprogramm war übrigens ein ganz wesentlicher Motor bei der Entwicklung des Mikrocomputers, da man zur Mondlandung in der Fähre selbst einen Rechner von der Kapazität etwa eines C64 (also noch leistungsfähiger als der oben genannte Rechner der Saturn V) benötigte, der zur Navigation nichtlineare Gleichungen integrieren musste und so einen Rechner (mit halbwegs akzeptablen Maßen und Gewichten, um ihn mit zum Mond zu nehmen) gab es zum Startschuss des Programms Anfang der 60er Jahre überhaupt nicht.

Oliver

… 460.000 Bit (Speichereinheiten). Und
dennoch wiegen die zwei Kästen, aus denen es besteht, nur 121
Kilogramm und nehmen einen Raum von lediglich 0,16 Kubikmeter
ein. Ebenso erstaunlich ist, daß die zwei Geräte zusammen nur
438 Watt an elektrischer Energie verbrauchen; das ist etwa ein
Viertel der Energieaufnahme eines elektrischen Bügeleisens!"

Hallo Oliver,

solche Dinge lese ich auch sehr gerne, zumal ich seit 1966 im Beruf stehend einiges an Entwicklung hautnah miterlebte. 1967 tauchte die erste integrierte Schaltung in einem ansonsten weitgehend mit Röhren bestückten Grundig-Farbfernseher auf. Ich hatte so viel davon gehört, daß ich enttäuscht war, als ich das kleine, schwarze, unscheinbare Ding sah. 1970 - PC’s gab natürlich noch nicht - hatten wir an der Fachhochschule in Wedel schon einen Rechner, Fabrikat Wang. Der hatte das Format eines Schreibtisches und es gehörten noch ein paar weitere im Raum installierte Blechgehäuse dazu. Zur Datenein- und Ausgabe dienten Lochkarten. Aber an einigen Grundstrukturen der Programmierung hat sich bis heute nichts geändert. In den 80ern kam der Apple 2e. Nix Festplatte und nix Diskettenlaufwerk. Letzteres gabs extra für ein Heidengeld. 1988 kaufte ich meinen ersten richtigen PC, einen Victor mit 286er Prozessor, der mit 2 MHz getaktet war (woh!) und eine Festplatte mit 10 MB besaß. 7.000 DM kostete das edle Teil und noch einmal über 2.000 DM der Tintenstrahldrucker HP500. Damit konnte man genau eine Schrift in 2 oder 3 Größen drucken, natürlich sw, von Farbdruck wurde nicht einmal geträumt. Dafür wurde vom papierlosen Büro geträumt - haha.

Bis zur Anschaffung des ersten PCs hatte ich mehrere Leute unter Dampf, die mit Bleistift und Papier Leiterplatten entwarfen, mit Tusche Zeichnungen anfertigten und mit Rasierklingen kratzend änderten. Auf dem ollen 286er liefen schon mehrere CAD-Anwendungen, alles unter DOS, aber für damalige Verhältnisse vom Feinsten. Damals setzte ein gewaltiger Umbruch ein. Nicht nur bei mir, praktisch überall wurden per PC-Einsatz Leute wegrationalisiert.

Ein paar Jahre zuvor, Mitte der 70er, standen industriell noch keine Mikroprozessoren zur Verfügung. Das hielt uns aber nicht ab, Rechner einzusetzen - per Hand aus TTL-Bausteinen aufgebaut. So entstanden durchaus leistungsfähige Geräte zur automatischen Zielverfolgung (alles olivgrüne Technik). Auf eine Doppel-Eurokarte paßten 100 ICs, die per Wire-Wrap-Technik (eine fingerdicke Drahtmatte) verschaltet wurden. Eine tüchtige Hilfskraft brauchte eine Woche für eine Leiterplatte. Das technische Ergebnis war groß, schwer und stromfressend (50 A-Netzteile mußten es schon sein).

Es gab zwar viele Kuriositäten und manche Fehleinschätzung, aber eigentlich waren die letzten Jahrzehnten eine spannende Elektronik-Geschichte.

Gruß
Wolfgang

Hallo Oliver,

solche Dinge lese ich auch sehr gerne, zumal ich seit 1966 im
Beruf stehend einiges an Entwicklung hautnah miterlebte.
[…]
Gruß
Wolfgang

Dann empfehle ich Dir das Buch „der nackte Computer“, das besteht im Prinzip aus solchen Geschichten. Es ist anfang der 80er Jahre im DuMont Verlag erschienen, deshalb sind selbst die damalig schnellsten Rechner etc. heute ein Kuriosum.
Leider wird das Buch nicht mehr verlegt und ist schwer zu bekommen. Ich hatte das Glück in einem online-Antiquariat (leider namen/link vergessen) ein nagelneues Exemplar für einen fairen Preis zu ergattern.

Viele Grüße
/Stephan

Mit welchen Sensoren haben die das Ziel erfasste ?

zur
automatischen Zielverfolgung (alles olivgrüne Technik)

Aber mit welchen Sensoren haben die das Ziel gemessen (IR??)

zur
automatischen Zielverfolgung (alles olivgrüne Technik)

Aber mit welchen Sensoren haben die das Ziel gemessen (IR??)

also aus meiner zeit als raubkatzenbaendiger bei Y-tours kann ich dir sagen:

eyeball mk.1

das ziel wurde visuell in der optik erfasst und dann angelasert. aus dem gemessenen reflektierten strahl wurde dann per analogrechner eine feuerloesung errechnet und dann auch die hauptwaffe die bewegungen der wanne ausgleichend weiterhin auf das ziel gerichtet gehalten.

joachim

zur automatischen Zielverfolgung (alles olivgrüne Technik)

Aber mit welchen Sensoren haben die das Ziel gemessen (IR??)

Hallo Christoph,

je nach Anforderung werden unterschiedliche Sensoren eingesetzt. In einigen Fällen sind es ganz normale Kameras, die ein normgerechtes Fernsehbild liefern, als Sensor mit einem CCD-Chip oder einer Aufnahmeröhre mit Restlichtverstärker. Für den IR-Bereich um 10 µm Wellenlänge besteht die klassische Methode aus einem Bolometer, auch Stickstoff-gekühlt, vor dem ein Spiegelsystem das Bildfeld horizontal und vertikal bewegt. Ein Bolometer besteht letztlich aus einem winzigen temperaturabhängigen Widerstand in Fliegendreckgröße. Als Objektiv dient entweder ein Spiegelobjektiv oder ein Objektiv aus Germaniumlinsen. Als etwas unempfindlichere und stärker rauschende Alternative zum Bolometer kann man Sensoren aus Triglyzinsulfat verwenden. Mit solchem Targetmaterial gibt es auch Vidikons. Die Röhren sind prinzipbedingt mikrofonieempfindlich und können nur mit viel Mechanik ein stehendes Bild erzeugen, haben aber den Vorteil, ohne Kühlung zu arbeiten.

Gruß
Wolfgang

Bolometer (off topic)
Hi,

dachte immer, daß das Bolometer die Hackfleischmenge in der Bolognese-Sauce mißt…

Dinge gibts!!!?!?!?
Christian

dachte immer, daß das Bolometer die Hackfleischmenge in der
Bolognese-Sauce mißt…

Hallo Christian,

Befragung von Mr. Check führt zum Stichwort Bolometer auf die richtige Spur. Wer dann dem Trend zum Zweitbuch folgt und neben dem Playboy auch noch über Meyers Lexikon, wenigstens über den Band Bien bis Cau verfügt, findet unter dem Stichwort „Bolometer“: Gerät zum Messen der Energie einer Licht- oder IR-Strahlung. Der strahlungsempfingliche Teil…z. B. ein Thermistor… usw".

Aber Du denkst natürlich nur ans Futtern: Ein Bolometer ist durchaus geeignet, die Hackfleischmenge in der
Bolognese-Sauce abzuschätzen, weil ich ohne nähere Überprüfung davon ausgehe, daß die reine Tomatenpampe einen anderen Emissionsfaktor im ferner IR aufweist als Hackfleisch.

Gruß
Wolfgang