Es dürfte mal wieder die Diskrepanz zwischen denen, die am lautesten schreien und die Welt zwangsbeglücken wollen, und der durchschnittlichen Lebensrealität sein, die sich hier manifestiert.
Natürlich gibt es auch heute noch nicht gar so wenig Fälle, in denen Frauen in ein Rollenbild gepresst werden, aus dem sie aus eigener Kraft nicht raus kommen, und für die es wichtig ist, dass sie Hilfe bekommen. Es ist gut, dass darüber gesprochen wird, und Anstrengungen unternommen werden, hierfür ein Bewusstsein zu schaffen/zu erhalten, um daraus entsprechende Maßnahmen ableiten zu können.
Andererseits hat sich Feminismus in meinen Augen zunehmend in einen Sexismus mit umgekehrten Vorzeichen entwickelt, wenn man sich so manche Forderung ansieht. Da geht es eben gerade nicht mehr um Gleichberechtigung, sondern ganz klar darum Frauen maximale Freiheiten auf Basis maximaler Einschränkungen von Männern zu verpassen. Das ist ein Rachefeldzug gegen alle Männer ohne Ansehen der Person und der persönlichen Schuld des einzelnen Betroffenen, der genauso falsch ist, wie umgekehrte Unterdrückung. Und so „nebenbei“ vereinnahmt man auch gleich noch alle Frauen, die zwangsweise unterdrückt sein müssen, wenn sie nicht „auf Linie“ sind.
Dabei sollte doch die Freiheit des/der Einzelnen unter Berücksichtigung der konkreten Lebenssituation das Ziel sein. Beziehungen sind sehr unterschiedlich, und entwickeln sich oft über die Zeit, und es ist an den Beteiligten, sich nicht nur einmalig auf ein gemeinsames Modell zu einigen, sondern dieses dann auch immer wieder nachzujustieren, wie dies ggf. von Zeit zu Zeit nötig ist. Ob und wie lange Frau/Mann z.B. sich für mehr Zeit für Kinder entscheidet/entscheiden kann und eine Berufstätigkeit einschränkt, hat üblicherweise nicht viel mit „Gerechtigkeit“, sondern mit persönlichen Wünschen und aus der konkreten Lebenssituation erwachsenen Anforderungen zu tun. Da helfen externe Forderungen nach rein zeitlich gleichmäßiger Verteilung nicht weiter, wenn z.B. ein Partner deutlich über der (mE genau aus diesem Grund dringend abzuschaffenden) Kappungsgrenze des Elterngeldes liegt, und der andere nicht.
Bei uns geht es jetzt auch auf 20 Ehejahre zu, und wir haben auch schon diverse Modelle gelebt, bei denen man bei „boshafter“ oberflächlicher Betrachtung von Details natürlich auch zur Feststellung der „Benachteiligung“ eines Partners zu bestimmten Zeiten kommen könnte. Da gab es auch die, allerdings ungeplante, „Hausfrau und Mutter“-Zeit mit wenig freiberuflicher Tätigkeit, weil die berufliche Neuorientierung bei meiner Frau mit dem 1. Kind zusammentraf, auf der einen Seite. Auf der anderen Seite aber eben auch 10 Jahre Homeoffice bei mir, um angesichts zweier 40+ Jobs sicherzustellen, dass zumindest immer jemand im Haus und notfalls ansprechbar und für kleinere Aktionen verfügbar ist, damit die Kinder nicht nur von den Au-Pairs betreut wurden, die ja auch nicht endlos zur Verfügung standen.
Interessanterweise hat mich meine Frau oft um meinen großen Anteil Homeoffice beneidet, und vielfach nicht wahrgenommen, was ich dabei so alles nebenbei noch für die Familie gemacht und organisiert habe. Seit ich jetzt wieder überwiegend im Büro und häufiger auf Reisen bin, merkt sie, was „noch so alles“ zu tun ist, wenn beide den ganzen Tag unterwegs sind. Dabei teilen wir uns die Dinge, die jenseits externer Hilfe zu erledigen sind, schon immer flexibel nach Möglichkeit, und liegen wir jetzt einfach nur wieder näher beieinander (mit kleinem Nachteil für sie, da sie momentan die größere Flexibilität hat).
Interessant finde ich übrigens den Zusammenhang solcher Lebensmodelle mit der Frage nach einer Benachteiligung in der Partnerwahl, denn es ist immer wieder zu beobachten, dass es gerade die Männer offenbar in der Partnersuche besonders einfach haben, die ganz offen vor sich hertragen, dass sie von solch gleichberechtigten Partnerschaftsmodellen so gar nichts halten. Deren Beziehungen halten zwar vielfach nicht länger als bis zum nächsten Morgen, aber da scheinen Frauen Schlange zu stehen, wenn man sich ansieht, wie schnell es da dann zur nächsten Beziehung kommt. Demgegenüber fallen mir sofort eine Vielzahl von Männern in meinem Umfeld ein, denen man allen keine Wurst um den Hals hängen müssten, damit man mit ihnen spielt, die ungewollt solo durchs Leben gehen. Irgendwie habe ich so den Verdacht, dass man den Witz mit der Auswahl der neuen Sekretärin aufgrund der Geschlechtsmerkmale in Bezug auch nicht gar so wenig Frauen auch umdrehen könnte.