Ich wüsste gerne, wie alt diese kleine Kommode hier ist. Sie ist handwerklich (insbesondere Schubladen) sehr gut gearbeitet und definitiv eine Schreinerarbeit. Kennt sich jemand aus und kann die Kommode zu einer Zeit zuordnen oder sonst Informationen geben?
Gut gearbeitet hin oder her, das ist aus den ca. 60er Jahren „Gelsenkirchener Barock“. Könnte ein Gesellen- oder gar Meisterstück sein. ramses90
Hallo!
Das Foto zeigt ein Fabrikmöbel vermutlich deutscher Herstellung aus den 50ern/60ern.
Beim abgebildeten Schränkchen werden Verarbeitungsdetails zu keinem anderen Ergebnis führen. Ansonsten liefern Kanten der geöffneten Tür mit Art und Richtung des Furniers/der Umleimer, die Bauart einer geöffneten Schublade und die Rückwand sowie Details der Beschläge, Schrauben und ggf. Muttern weitere Hinweise.
Gruß
Wolfgang
Hallo Ramses,
das halte ich für unwahrscheinlich. Der aufwendig massiv gearbeitete Unterbau, die Beschläge, die klare Linienführung und die ausgewogenen Proportionen sprechen für eine frühere Periode. Die geschwungenen Formen des Unterbaus und die geraden Linien des Kastens sind zusammen in den 1920er Jahren unter dem Einfluss von „Art déco“, verbunden mit Resten des Jugendstils, aufgetreten. Obwohl die „Neue Sachlichkeit“ und ein Stück weit auch Art déco konzeptionell dem Jugendstil widersprachen, findet man Elemente aus dem Jugendstil noch gut zwanzig Jahre danach.
Der dreigeteilte Küchenaltar als Leitfossil des ‚Gelsenkirchener Barock‘ stammt aus den 1930er Jahren und ist nach 1948 nur wenig verändert, mit weniger Materialeinsatz und vor allem weniger Massivholzteilen, weitergebaut worden. Typisch für diese Form der Industriemöbel ist die Anpassung der Formen an die Produktionstechnik - die Beine der gezeigten Kommode kamen da (wenn überhaupt) nur noch extrem selten vor: Diese Möbel ab den 1930er Jahren stehen auf geraden Beinen und häufiger noch auf Klötzen, die nur grade den nötigen Abstand vom Boden schaffen, dass Wischwasser abtrocknen kann und Katzen Zuflucht vor dem ‚Großreinemachen‘ finden.
Schöne Grüße
MM
Hallo Martin,
Das glaub ich auch nicht so recht.
Es gibt im Art Deco zwar die geschwungenen Beinchen aber nur bei Konsolen, kleineren Tischen und geschwungen aber nicht in dieser Form, bei kleinen Beistelltischen.
http://www.artdeco-stern.de/de/Moebel-Lampen-Accessoires-Sideboards/p18 da ist auch so eine Konsole dabei.
Im Gelsenkirchener Barock hingegen schon:
https://www.google.de/search?q=gelsenkirchener+barock+schränkchen&complete=0&biw=1366&bih=659&site=webhp&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwjpndHkiKHRAhVB1SwKHYIhAycQ_AUIBygC
Wenn das ein Gesellen oder gar Meisterstück war dann muß das nicht zwangsläufig so sein.
Man sollte zudem wissen ob die Schubladen nur einfach zusammengeleimt oder an allen Verbindungen gezargt wurden und ob wirklich alles Massivholz ist oder zum Teil doch furniert wurde. ramses90
Hallo Ramses,
ja, Du hast da schon recht - ich kann nicht so recht sagen, weshalb ich das Möbelstück nicht unter „Nachkriegsramsch“ abhaken möchte.
Ich denke, es wird viel mehr daran auszumachen sein, wenn man tatsächlich von innen nach außen vorgeht und zuerst so etwas wie die Technik der Verbindungen, die Schienen der Schübe, auch das Material (Massivholz - Tischlerplatten - Span-/Faserplatten usw.) genauer anschaut.
Schöne Grüße
MM
Also die Schubladen sind nicht geleimt sondern so ineinander verzahnt. Die Scharniere zu beschreiben ist zu aufwändig und unpraktisch. Bei Gelegenheit mache ich noch ein paar Detailfotos. Danke schon einmal für die Ideen.
Mal ein anderer Ansatz: Ist denn überhaupt sichergestellt, dass es sich um ein einheitliches Stück handelt? Auf dem Foto mache ich bei der Holzfarbe des Unterbaus auf meinem Bildschirm einen deutlich stärkeren Gelbanteil als bei der Farbe des Aufbaus aus. Könnte es ggf. sein, dass sich da jemand auf einen vorhandenen Unterbau einen neuen Aufbau hat fertigen lassen?