Ausbreitung von Hochdeutsch

Hochdeutsch breitet sich ja wie eine Seuche in den Schulen aus. Sagt man. Und die Dialekte werden verdrängt, oder es entstehen Hochdeutsch-Schwaebisch-Mischdialekte.

Stimmt das? Ist Schwäbisch (oder auch andere Dialekte) bedroht?

Nick

Hi Nick,

ob bedroht weiß ich nicht, aber mir fällt schon auf ,
dass die Jugend hier wesentlich mehr Hochdeutsch spricht
als noch vor 20 ,30 Jahren. In den Läden wird man
auf Hochdeutsch bedient - unvorstellbar im Odenwald als ich
noch Kind war.
Grüße
Elke

Hochdeutsch breitet sich ja wie eine Seuche in den Schulen
aus.

Hallo, Nick,
mir erscheint weniger der Schulunterricht die Ursache des Rückganges von Dialekten in der Umgangssprache zu sein. Schließlich haben wir vor 55 Jahren trotz (hoch)deutscvhen Unterrichts außerhalb der Schule ganz selbstverständlich Dialekt gesprochen.

Zum einen scheint es an der stärkeren Durchmischung der Bevölkerung zu liegen, mehr aber noch dürften Rundfunk und Fernsehen für eine starke Verbreitung des Hochdeutschen und damit für eine Zurückdrängung der Dialekte zu sorgen.

Gruß
Eckard

Stimmt das? Ist Schwäbisch (oder auch andere Dialekte)
bedroht?

So ist’s, Nick,
wie Elke und Eckard schon erwähnten, verändert sich die Sprache, auch die eigene. Nur in kleinen abgeschiedenen Gemeinden mit Stammtisch und Vereinsleben und in Familien spricht man noch reinen Dialekt, der sich sogar von Ortschaft zu Ortschaft unterscheidet. ‚Zugereiste‘ erkennt man dann sofort, wenn sie sich äußern. Hochdeutsch lernte man erst in der Schule als Fremdsprache. Dann darf ich noch erwähnen, dass es Kurse gibt, in denen man z. B. Sächsisch und Schwäbisch verlernen kann, um erfolgreicher im Berufsleben zu sein.

Moin Nick,

Hochdeutsch breitet sich ja wie eine Seuche in den Schulen
aus. Sagt man.

sagen wir es mal so:
Als ich in die Schule ging, war Platt Pfuipfuipfui.
Alle Lehrer waren bemüht, uns ‚gutes‘ Deutsch beizubringen.
Heute werden an Schule sogar Arbeitsgemeinschaften angeboten, um den Dialekt zu fördern.

Und die Dialekte werden verdrängt, oder es
entstehen Hochdeutsch-Schwaebisch-Mischdialekte.

Verdrängt wird der Dialekt eher durch die Medien, speziell TV.
Dort wird ein Normal vorgegeben, damit alle z.B. die Nachrichten verfolgen können.
Zudem bleiben immer weniger Menschen ihrer Heimat treu, weil sie wegen Arbeit fortziehen müssen.
Ich bin zwar nur wenige km von meinem Heimatort entfernt gelandet, die Sprache (der Dialekt) unterscheidet sich aber schon merklich. Zumindestens so sehr, daß ich augenblicklich als Immi erkannt werde, wenn ich die ersten Worte spreche.

ABer es gibt zumindestesn hier eine gewisse Wiedergeburt des Dialekts, auch und speziell bei der Jugend, die ihn als Mittel der Identität entdeckt haben, auch durch o.g. Sprachangebote.

Gandalf

Stimmt das? Ist Schwäbisch (oder auch andere Dialekte)
bedroht?

Scho.

Marco

Etwas spät, doch auch von mir
noch etwas Mostrich. ;-=

Stimmt das? Ist Schwäbisch (oder auch andere Dialekte) bedroht?

Ja!

Den Ausführungen der Vorschreiber ist fast nichts mehr hinzuzufügen außer vielleicht noch dies.

Und die größte Bedrohung geht von den Sendungen´im Radio und Fernsehen aus, in denen Dialekt gesprochen wird. Angeblich!
Denn war der Bulli von Tölz an Bairisch oder der Bienzle vom Nesenbach an Schwäbisch von sich geben, ist eine abgeschliffener, angepasster, kastrierter Dialekt.

Das ist - im Falle Bienzles - noch nicht einmal mehr Schduegdddrr Honoratiorenschwäbisch, sondern eben ein Faschdhochdeidsch mit regionalen Färbungen.
In München spricht man denn auch vom „City-Bairischen“, ein Begriff, der mir sehr wohl gefällt.
Und so wird es wohl ein „City-Platt“, ein „City-Ruhrpottplatt“, ein „City-Berlinerplatt“, ein City-Säxxsch" etc. geben.
Und das alles noch gut untermischt mit offenem und heimlichen Denglisch.

So ischs nô au wiedr! Abbrr mach was drgega!
Fritz

Hallo Nick,

Hochdeutsch breitet sich ja wie eine Seuche in den Schulen
aus. Sagt man. Und die Dialekte werden verdrängt, oder es
entstehen Hochdeutsch-Schwaebisch-Mischdialekte.

Stimmt das? Ist Schwäbisch (oder auch andere Dialekte)
bedroht?

Wieso ist das eigentlich ein „typisch deutsches Problem“ ??

Hier in CH wird mindestens soviel TV auf hochdeutsch gesehen wie in D. Zudem sind alle unsere deutschschweizer Zeitungen auch in HD verfasst.

Aber im Alltag spricht man eigentlich immer Dialekt.

Allerdings gibt es durch die Migration auch eine änderung im Dialekt, mittlerweile ist es nicht mehr allgemein so, dass man an der Sprache erkennen kann aus welchen Dorf jemand kommt, wie es vor 40 Jahren noch möglich war.

MfG Peter(TOO)

Hoi,

Hochdeutsch breitet sich ja wie eine Seuche in den Schulen
aus. Sagt man.

So schlemm ischs no au wiedr et.

Und die Dialekte werden verdrängt, oder es
entstehen Hochdeutsch-Schwaebisch-Mischdialekte.

Stimmt das? Ist Schwäbisch (oder auch andere Dialekte)
bedroht?

Jo klar senn dia bedroht.
des brengt dui Globalisierong halt so mit sich.
I ko do durchaus was Positivs abgwenna, wemmr sich en dr Zuakompft ibrall verschtoht.
Em Prenzihp isch des dr gewehnliche Wandl, bloss goht der heitsdaag halt viel schneller.

Ibrigens:
des was i do gschriba hao däat mei Oma als „städtisch“ (ond domit moint se „et schwäbisch“) bezeichna.

Hosch me?

Servus!

Hochdeutsch breitet sich ja wie eine Seuche in den Schulen
aus.

Hallo, Nick,
mir erscheint weniger der Schulunterricht die Ursache des
Rückganges von Dialekten in der Umgangssprache zu sein.
Schließlich haben wir vor 55 Jahren trotz (hoch)deutscvhen
Unterrichts außerhalb der Schule ganz selbstverständlich
Dialekt gesprochen.

Ja, aber in diesen 55 Jahren haben sich viele Eltern die Meinung vieler Lehrer zu eigen gemacht, dass es der weiteren Karriere ihrer Sprößlinge hinderlich ist, wenn sie Dialekt sprechen, und zuerst sich selber und dann ihre Kleinen auf Hochdeutsch hintrainiert.
(Meine Meinung: Nonsens. Bestes Beispiel: ICH. Starker Dialektsprecher - so stark, dass meine liebe Holde, seit wir uns kennen, versucht, mir den Dialekt auszutreiben - dennoch im Deutschunterricht auf Einser abonniert…zumindest solang´s um Erlebnisaufsätze ging…und mittlerweile Journalist…und immer noch Dialektsprecher!)
Natürlich spielt auch eine Rolle, dass es seitdem eine

stärkere Durchmischung der Bevölkerung

gibt, was keine Rolle spielen dürfte, sind

Rundfunk und Fernsehen

(siehe oben)

VG
Christian

Und die größte Bedrohung geht von den Sendungen´im Radio und
Fernsehen aus, in denen Dialekt gesprochen wird. Angeblich!
Denn war der Bulli von Tölz an Bairisch oder der Bienzle vom
Nesenbach an Schwäbisch von sich geben, ist eine
abgeschliffener, angepasster, kastrierter Dialekt.

Das geht nicht anders, weil die Sendungen im gesamten deutschsprachigen Raum verstanden werden sollen, aber gleichzeitig die regionale Sprache aufgegriffen werden soll.

Das ist - im Falle Bienzles - noch nicht einmal mehr
Schduegdddrr Honoratiorenschwäbisch, sondern eben ein
Faschdhochdeidsch mit regionalen Färbungen.
In München spricht man denn auch vom „City-Bairischen“, ein
Begriff, der mir sehr wohl gefällt.

Der abgeschliffene Dialekt muß ja erst einmal vorhanden sein, damit ihn Fernsehsendungen verwenden können. Wahrscheinlich ist, daß viele Eltern ihre Kinder zur Verwendung des Hochdeutschen erziehen wollen, es selbst aber nicht richtig können. So entsteht dann schlechtes Hochtdeutsch mit regionaler Aussprachefärbung.

Warum wird das als Verfall gesehen? Verbreitung von Standardsprachen ist ein völlig normaler Prozess des Sprachwandels; dieser vollzieht sich aber in unserer Zeit schneller als früher, weil die Kommunikation viel einfacher ist. Und warum wird die Globalisierung von manchen hier kritisiert und für die angebliche Sprach-Dekadenz verantwortlich gemacht, wobei diese Kritiker das wichtigste Vehikel der Globalisierung, nämlich das Internet, in Anspruch nehmen?

Ich sehe da keinen Grund, den Teufel an die Wand zu malen, denn Entstehung von neuen Sozio- und Dialekten gab es immer in jeder Sprachgeschichte.