Ausbruch aus Erziehungssituationen

Hallo,

ich hab mit meiner 4jährigen eine recht schwieriige Zeit. und wirklich schwierig ist, das wir schon länger wie in einer Schleife festhängen und dort nicht rauskommen. 

Speziell ist es so, das wenn ihr etwas nicht passt, sie zb ins Bett gehen soll, oder eine Konsequenz erfolgt, oder sie einfach sauer , übermüdet oder sonstwie schlecht drauf ist, extrem nervig, quengelig, laut wird. Sie schmeisst sich auf den Boden,heult laut rum, jammert, schreit quietscht und wiederholt permanent was sie will ( ich will aber nicht ins Bett, ich will nciht)… solange bis man sie entweder packt und dann dorthin bringt wo sie rumzicken kann, wirklich richtig sauer wird und rumschreit (was mir leider passiert aber total daneben ist von mir ), oder sie aus der Situation rausschickt in ihr Zimmer. 

Sie weint dabei nicht, sondern es ist wirklich ein „rumgezicke“. Ich möchte sie damit nicht abwerten, bitte nicht falsch verstehen. Sie iest nicht traurig , will auch nicht in den Arm genommen werden ( was sonst hilft wenn sie traurig ist). Sie ist dann einfach sauer, lärmt rum, zickt, weil sie sicher auch merkt, das mir das sehr unangenehm ist. Jeder starrt einen an, bei manchen Menschen sind wir schon nicht mehr willkommen weil die das so nervig finden ( was mir ja egal sein soll, aber trotzdem muss sich sich leider auch manchmal anpassen können ).

Wir kommen da nicht raus. Ich bin trotzdem konsequent, sie bekommt dadruch ihren Willen nicht. Wir haben ein Belohnungssystem eingeführt. Wir versuchen ihr das zu erklären, Wir lenken sie ab, egal was wir probieren, es funktioniert nicht, hat sich total verselbstständigt und eingeschliffen.

Wie bekomme ich das Rumgezicke abgestellt ? wie schafft man es, da ruhig zu bleiben ? 

Ich möchte das nciht mehr, wir sind beide unglücklich, aber sie treibt es jedesmal so weit, das ich wirklich mecker und rumschnauze. Peinlich für mich, weil ich es eigentlich besser wissen und können müßte, aber - tja - was soll ichsagen, habt ihr Tips für mich ? Das selber schon erlebt und könnt mir helfen ? 

lg

Brenna

Hallo

… habt ihr Tips für mich ? Das selber schon erlebt und könnt mir helfen ? 

Einen Tipp habe ich eigentlich nicht, weil das für mich zu pauschal beschrieben ist. Ich geh mal auf das Beispiel ein, das du zuerst und auch zweimal erwähnst, nämlich

Speziell ist es so, das wenn ihr etwas nicht passt, sie zb ins Bett gehen soll,
wiederholt permanent was sie will ( ich will aber nicht ins Bett, ich will nciht)

Ich kann mich sogar heute noch daran erinnern, wie fies es ist, ins Bett geschickt zu werden. Meine Kinder habe ich nicht ins Bett geschickt. Sie wurden ja irgendwann müde. Ich musste natürlich gucken, dass sie die Zähne putzten und einen Schlafanzug anhatten. Ich habe ihnen immer vor dem Schlafengehen vorgelesen, das war recht motivierend, ins Bett zu gehen. Und beim Vorlesen sind sie immer von alleine eingeschlafen.

An andere Kämpfe kann ich mich allerdings schon erinnern, ich bezweifele allerdings, dass ich die optimal gelöst habe. Generell kann man aber sowas immer gut aussitzen. Immer dran denken, dass das Kind darüber verzweifelt, dass die Welt in Wirklichkeit gar nicht so funktioniert, wie es sich das als Baby vorgestellt hatte, und dass sie einfach viel weniger bestimmen kann, als sie früher den Eindruck hatte. - Und eben nicht alles mögliche versuchen, mit ablenken oder sonst irgendwelche Tricks, sondern es einfach aushalten. Einfach akzeptieren, dass das Kind jetzt schreit, quietscht und heult. Es hört ja irgendwann von alleine damit auf, und umso eher, je schneller es sich auch in seiner Verzweiflung akzeptiert fühlt. -

Sich das einfach anhören und sich überlegen, wieso das denn jetzt so schlimm für mich als Mutter ist. Wahrscheinlich kann man es nämlich aus dem einfachen Grunde nicht aushalten, weil man selber als Kind nicht schreien, quietschen und heulen durfte. Was man selber nie durfte, kann man auch an anderen nicht vertragen.

Sie weint dabei nicht, sondern es ist wirklich ein „rumgezicke“. Ich möchte sie damit nicht abwerten, bitte nicht falsch verstehen. Sie iest nicht traurig , will auch nicht in den Arm genommen werden ( was sonst hilft wenn sie traurig ist). Sie ist dann einfach sauer, …

Angenommen, du schickst sie ins Bett oder verbietest ihr irgendwas, dann will sie doch nicht von dir in den Arm genommen werden! Oder gibt es solche Situationen auch, wenn du nicht die Ursache für ihre Wut bist?
Ich finde es grundsätzlich keinen Unterschied, ob jemand wütend oder traurig ist. Wütend zu sein ist doch keineswegs angenehmer als traurig zu sein. Trauer ist gesellschaftlich akzeptierter als Wut, weil sie nicht kämpft, sondern resigniert hat, und deswegen einfacher zu handhaben ist. - Unter ‚Rumgezicke‘ verstehe ich, wenn sich jemand regelrecht nur anstellt, um Aufmerksamkeit zu erregen oder sowas. Davon würde ich aber eher nicht ausgehen. Eigentlich dienen solche Wörter wie ‚Rumgezicke‘ dazu, anderen Menschen die Berechtigung ihrer Gefühle abzusprechen, sie sind also ein Mittel des Machtkampfes.

Viele Grüße

hallo brenna40,
ich glaube mich zu erinnern, daß du dieses Problem bereits vor einigen Monaten geschildert hast…
Gerade habe ich den Eindruck, daß du in deiner Mutterrolle unsicher und insgesamt nervös bist. Versteh mich nicht falsch, ich will dir nichts unterstellen!
Vielleicht wünscht sie sich einfach ein paar Minuten Zeit von dir/euch, die uneingeschränkt ihr gilt?
Z.B. , daß man sich nach dem Kiga mit ihr an den Tisch setzt und fragt, wir ihr Tag war und natürlich auch Fragen stellt.
Möglicherweise hilft es auch, ihr kleine Jobs zu geben, wie Gurken schneiden, Getränke auf den Tisch stellen, ihre Schmutzwäsche selber in die Wäschetonne zu schmeißen. Da ist deine Phantasie gefragt. das gehört selbstverständlich gelobt!
Wenn sie lautstark rebelliert, dann benenne es doch, daß es dir gerade zu laut wird, aber gib ihr gleichzeitig zu verstehen, daß du für sie ansprechbar bist, wenn sie sich beruhigt hat.
Wichtig: Dann mußt du auch Zeit für ihre Belange haben!
Mit vier Jahren kann man nicht all seine Sorgen benennen, dann ist es schön, wenn es von Mama hinterfragt wird.
Ich glaube, die Kleine ist echt pfiffig und hat verstanden, daß sie mit ihren Ausrastern die volle Aufmerksamkeit erhält!
Kinder haben durchaus auch ihren „toten Punkt“. Meiner Tochter habe ich dann die Gästematratze in Wohnzimmer gelegt. Fernsehn, Radio und Spiele waren dann aus.
Selbstverständlich mußte sie nicht schlafen, nur ein bißchen ausruhen. Zwei Minuten später war sie am Schnarchen…hihi…und danach wieder gutgelaunt!
LG

Wutplädoyer
Hallo,

wirklich richtig sauer wird und rumschreit (was mir leider passiert aber total daneben ist von mir)

sooo daneben finde ich das nicht. Kind wird wütend, gut. Und Kind merkt: Oh, Mama wird auch wütend, wenn man sie anbrüllt. Sowas aber auch!

Es kommt, glaube ich, dabei auf vieles an. Wenn man mit seinem Kind nur noch schreiend kommuniziert, stimmt sicher etwas nicht. Und natürlich sollte auch nicht jeder Wutausbruch des Kindes niedergebrüllt werden, auch klar.
Ich glaube schon, dass Du da auch andere Wege hast und praktizierst.
Und es muss hinterher gute Möglichkeiten zur Versöhnung geben.

Aber ab und zu mal Deine ehrliche, lebendige Wut zu erleben, ist etwas sehr Menschliches, was Deine Tochter dabei mitkriegt. Vielleicht auch ein Zeichen: Wut darf sein. Meine Wut darf auch sein. Wenn Ihr hinterher anerkennend sagen könnt: „Da waren wir aber beide ganz schön wütend!“, bekommt das seinen Platz.
Und sie erlebt auch, dass Du Dich in deiner Wut noch genügend kontrollierst, um das Kind NICHT an die Wand zu klatschen… Das klingt sehr heftig, aber: auch in der Wut kontrollierst Du Deine Impulse bis zu einem gewissen Grad und bist ihr damit Vorbild in doppeltem Sinn: Ja, man kann wütend sein und dabei auch mal Grenzen überschreiten. Nein, man gibt dabei nicht alle Kontrolle auf, und Wut führt auch nicht auf direktem Weg ins Verderben.

Deswegen: Such nach anderen Wegen, aber wenn Du wütend wirst und schreist, dann tu das lustvoll und ohne zuviel an schlechtem Gewissen.

Ich finde es fast schlimmer, wenn ein Kind mit seiner Wut immer nur Ruhe und Ausgewogenheit begegnet, denn dann kann es nicht landen mit der Wut und findet keine Resonanz dafür.

Vielleicht ist es zum lustvollen Schreien auch eine Möglichkeit, nicht das Kind anzuschreien, sondern den Herrn des Himmels, die Zimmerdecke oder die Holzmaske an der Wand. Dann kannst Du Deiner Aggression Luft verschaffen, aber das Kind bekommt sie nicht direkt ab. Und kann sich auch wieder eine Möglichkeit abgucken, was sie mit ihrer Wut machen kann.

Ich stelle mir gerade vor, wie Du vor irgendeinem Gegenstand stehst und brüllst: „Du! Das ist alles scheiße! Die XY soll ins Bett, aber sie will nicht! Sie findet Ins-Bett-Gehen blöd, und ich muss sie trotzdem bringen. Weißt du, wie mir das stinkt?!?“

Fände ich nicht schlecht… (In der Öffentlichkeit wird das noch lustiger für alle anderen.)

Es sind zwei verschiedene Themen, denk ich: „Wohin mit der Wut?“ ist das eine. „Wir zwei haben einen Konflikt“ ist das andere.

Beide brauchen auch von Deiner Seite ein gewisses Maß an Aggression - womit ich eine energiegeladene Stimmung meine, nicht etwa verbale/ stimmliche Angriffe oder Handgreiflichkeiten. Im Konfliktthema Entschiedenheit, im Wutthema Ausdrucksmöglichkeiten, auch mal ein gewisses Aufgeben von Kontrolle, aber nicht gegen das Kind gerichtet. Nur sind halt beide ineinander vermengt, was es nicht einfacher macht.

Viele Grüße, viel Kraft und Schwung und viel Liebe und Stolz auf Deine willensstarke Tochter

wünscht

Jule

Verbindungen herstellen
Hallo!
Ich würde das Problem nicht isoliert sehen wollen. Auch wenn natürlich in der Situation konkrete Lösungen benötigt werden.

Das soll auch nicht vorwurfsvoll ankommen und keinen Mossad-Eindruck machen, Dir hier Deine älteren Geschichten mit anzuführen. Aber die ganze familiäre Unruhe bei Euch, Probleme im Kindergarten. Dein etwas unsicher wirkendes Muttergefühl…

Irgendwo braucht das bei einem Kind einfach ein Ventil. Und ich kann Dir nur versichern, dass ich das ähnlich erlebt habe und noch erlebe: Mein Befinden hat sich immer gespiegelt im Verhalten meines Kindes. Und wenn mit mir und der Familie irgend etwas nicht in Ordnung war, hat mein Sohn es mir direkt „heimgezahlt“ - gebockt, gebrüllt, gekämpft. Wie ein Seismograph - manchmal schon, bevor mir klar war, was überhaupt los ist (was man manchmal erst im Nachhinein sieht)

Und noch eine Anmerkung: Du schreibst, sie wäre nicht traurig, wenn sie bockt. Ich wäre mir da nicht so sicher. Traurig sein kann sich unterschiedliche Ausdruckswege suchen.

ich hab mit meiner 4jährigen eine recht schwieriige Zeit. und
wirklich schwierig ist, das wir schon länger wie in einer
Schleife festhängen und dort nicht rauskommen. 

Ist nur 'ne Phase :wink: Nein, nicht wirklich, obwohl: mit zunehmendem Alter des Kindes wächst sich das schon ziemlich aus. Aber der Charakter bleibt in den Grundzügen erhalten: Wut und Zorn, die einen übermannen und ein gewisser Kampfgeist dazu, das geht nicht einfach weg. Aber die Kinder lernen, das angemessener zu zeigen - das, um Dir Mut zu machen.
Und noch einmal zu sagen, was das Ziel sein sollte: Nicht, die Wut Deiner Tochter abzustellen. Sondern ihr beizubringen, sie angemessener auszudrücken und evtl. auch etwas zu zügeln.

wirklich
richtig sauer wird und rumschreit (was mir leider passiert
aber total daneben ist von mir ),

Es ist nicht daneben, menschlich zu sein. Hauptsache, man schafft es hinterher, sich wieder zu versöhnen.

weil sie
sicher auch merkt, das mir das sehr unangenehm ist.

da hilft vielleicht eine Idee, die ich aus einem Buch habe: Da wurde eine Mutter beschrieben, die sich (ziemlich verzweifelt, so wie du) im Supermarkt neben ihr Kind auf den Boden geworfen hat und genauso gebockt hat wie das Kind. Was lustige Folgen hatte: Das Kind hat versucht, die Mutter auf die Beine zu ziehen und ihr gesagt, wie peinlich das doch wäre :smile:

wie schafft man
es, da ruhig zu bleiben ? 

Gar nicht.

Krötengrüße

Moin,

und wie ich das kenne! Der Höhepunkt bei uns war zwischen 3,5 und 6 Jahren. Wir haben uns Brüllduelle geliefert (nachdem ich über Stunden die Nerven behalten hatte und mehrere Krisen völlig ruhig durchgestanden hatte).

Bei mir hat geholfen, dass ich meine Gefühle nicht mehr unterdrückt habe. Und es hat jemand zu mir gesagt, dass ein starkes Gefühl manchmal ein anderes starkes Gefühl überlagert. Lieber Wut als sich einzugestehen, dass man unfassbar traurig ist. Das war es bei mir. Ich war so furchtbar wütend (und ich Wirklichkeit tief, tief traurig). Seitdem ich die ganze Traurigkeit (begleitet) herausgeweint habe, bin ich nicht mehr so furchtbar wütend und meine Tochter muss auch nicht mehr so toben.

Klar ist sie auch jetzt immer noch ein dynamisches, energetisches, kleines Mädchen, aber jetzt eskalieren die Situationen nicht mehr so.

Liebe Grüße, feste Umarmungen und gute Nerven sendet Dir
Stefanie