Ausgelutscht, aber wahr:

Terz um Herrn von Hagen

gerade sah ich auf ntv die Übertragung der Pressekonferenz Herrn von Hagens, die live von seiner laufenden Ausstellung „Körperwelten“ in Frankfurt gesendet wurde.
Verdacht: Hat Herr von Hagen chinesische Hinrichtugsopfer zu Präparaten verarbeitet und stellt er diese in jener Ausstellung aus?
Klare Antwort: Nein. Für die Ausstellung „Körperwelten“ werden nur Leichen von Menschen präpariert, die sich freiwillig dafür zur Verfügung stellen.
Weitere Frage: Kann Herr von Hagen ausschließen, je Hinrichtungsopfer verwendet zu haben?
Antwort: Nein, ausschließen kann er dies nicht, da er a) sich auf seine chinesischen (etc.) Kollegen verlässt, denen er klare Anweisungen gegeben hatte, keine Leichen von Hinrichtungsopfern zu benutzen (allerdings ist ER in jenen Ländern nicht administrativer Leiter der Unis und somit im Prinzip dafür gar nicht zuständig), da er b) mit Universitäten in über 40 Ländern kooperiert und da er c) auch Präparate herstellt für interuniversitären Verkauf derselben, nicht zuletzt will er den MArkt auch für Schulen öffnen.
In diesem Zusammenhang sei es notwendig, auch „Herrenlose Leichen“ (z.B. Obdachlose)heranzuziehen, da die freiwilligen Spender (derzeit rund 250 in Deutschland) bei weitem nicht ausreichten. Selbst in Deutschland sei es jedoch üblich und rechtens, „Herrenlose Leichen“ für anatomische Forschungen heranzuziehen.

Seinerseits kompliziert formulierte Statements, mit - m. E. - doch klarer Aussage: „Körperwelten“ ist nur mit freiwilligen Spendern bestückt, andere Präparate kommen, wie üblich, von herrenlosen Leichen. Dass Hinrichtungsopfer herangezogen werden, kann er nicht ausschließen, das liegt immerhin in der Hand der ausländischen Anatomie-Fakultäten, er gab jedoch Anweisungen, solche Leichen NICHT heranzuziehen.

Wieso also all der Terz?

hallo annalena

wenn’s sonst nichts vernünftiges zu vermelden gibt, muss man schlagzeilen halt „machen“…

immer nur hunger und krieg auf der welt wird ja schließlich auch jad.

erwin

Hai, Annalena, (Du entsinnst Dich? Ein Gruß… SCNR - :wink: )

ich denke, da haben nur einige Leute, denen von Hagen ein Dorn im Auge ist, wieder einen „neuen“ Ansatzpunkt gefunden.
Es geht eigentlich (wie so oft) um Macht und Geld. Z.B. gibt es hier in Deutschland ja noch die Friedhofs-Verordnung (oder wie das Ding heißt). Nach der darfst Du Dir nicht eine billige Entsorgung Deiner Leiche wünschen (naja, wünschen schon). Du hast gefälligst einen Bestattungsunternehmer zu beauftragen und dann für gut Kohle einen Platz auf einem Friedhof zu belegen.
Wenn jetzt die Leute anfangen, sich dieser Zwangssituation zu entziehen, indem sie sich plastinieren lassen, entstehen dadurch Präzedenzfälle, auf die sich wieder andere berufen können („Warum darf der sich ausstellen lassen und ich darf keine Urne auf dem Kamin haben?“)
Da aber Bestattungen und Friedhöfe erstklassige Einnahmequellen sind, möchten die daran Verdienenden natürlich nicht verzichten (Bestatter, Kirchen, Gemeinden) - nach den reinen Buchstaben des Gesetzes kriegen sie v. Hagen zur Zeit nicht, also wird’s über die Moral-Schiene versucht.

Soweit meine Meinung
Gruß
Sibylle

Dieser Beitrag wurde von der Community gemeldet und ist vorübergehend ausgeblendet.

viele menschen
hallo,

die naheliegendste erklärung ist für mich, dass von hagen den plastinations-zugriff über anonymisierte datenbanken hatte. vielleicht über eurotransplant. da dabei viele menschen einblick bekamen, ergaben sich entsprechend viele fragen - auch zur todesart - die den anonymisierungsweg wieder aufhoben und stereotypien gläsern werden ließen.

mfg

Hallo,

Verdacht: Hat Herr von Hagen chinesische Hinrichtugsopfer zu
Präparaten verarbeitet und stellt er diese in jener
Ausstellung aus?
Klare Antwort: Nein. Für die Ausstellung „Körperwelten“ werden
nur Leichen von Menschen präpariert, die sich freiwillig dafür
zur Verfügung stellen.

Herr von Hagen sagt viel wenn der Tag lang ist. Und was erwartest du von einer Pressekonferenz? Dass er da zugibt irgendwelche Leichen mit zwielichtiger Herkunft zu verwenden? Da wäre er schön blöd, wenn dem so wäre.

Und nebenbei: Es gibt auch ganz andere Berichte, in denen Menschen - v.a. aus ehemaligen Sowjet-Republiken befragt wurden - die, nach eigener Aussage, die Leichen ihrer Angehörigen durch getäuschte Versprechungen an Herrn von Hagen verloren haben. Was man auf diese Berichte gibt, mag jeder selber entscheiden, aber zumindest ist nicht alles so „einwandfrei“ wie das von Hagen gerne haben möchte.
Auch reagiert er auf Fragen von Reportern manchmal schon richtig aggressiv, wenns um dieses Thema geht.

Und zumindest entzieht sich mir der „Forschungszweck“, der in der industralisierten Plastination von echten menschlichen Leichen liegt. Schließlich macht von Hagen damit keine schlechte Kohle.

Vielleicht solltest du deine persönliche Meinung aus etwas mehr bilden, als mit einer (abgeschriebenen?) Zusammenfassung einer seiner Pressekonferenzen.

mfg
deconstruct

Erfolg vs. Forschung

Und zumindest entzieht sich mir der „Forschungszweck“, der in
der industralisierten Plastination von echten menschlichen
Leichen liegt. Schließlich macht von Hagen damit keine
schlechte Kohle.

Hallo deconstruct,

jetzt hast du glatt den Nagel auf den Kopf getroffen. Der Mann hat Erfolg! Es würde keinen Menschen interessieren, woher von Hagen seine Leichen bekommt, wenn er ein unbekannter Pathologe wäre, der in seinem Institut Leichen plastiniert und der Forschung zur Verfügung stellt.

Es kommen aber nun Abermillionen in seine Ausstellung „Körperwelten“ und der Mann macht „Kohle“. Erfolg erzeugt Neid - leider!

Gruss,
Klaus

1 Like

Hallo,

Es kommen aber nun Abermillionen in seine Ausstellung
„Körperwelten“ und der Mann macht „Kohle“. Erfolg erzeugt Neid

  • leider!

Es geht nicht nur um Erfolg ==> Neid. Sondern ein erfolgloser Pathologe interessiert keinen. Der kann zwielichtige Dinge treiben, das wird so schnell nicht auffallen, weil kein Mensch kommt und fragen stellen wird.
Bei einem berühmten Pathologe werden aber diese Fragen gestellt. Das hat nichts mit Neid oder sonstwas zu tun. Nur weil jemand berühmt ist, ist er nicht unantastbar und über jeden Zweifel erhoben.
Ich habe keinerlei Neid auf von Hagen, aber wenn er dort Leichen hernehmen sollte, deren Ursprung nicht einwandfrei ist, dann würde ich das abscheulich finden. Wir reden hier immerhin um menschliche Körper, und nicht um die Herkunft von Autoersatzteilen.

Wenn alles einwandfrei ist, bitte, dann habe ich damit auch kein Problem. Aber die Frage nach der Herkunft der Leichen muss legitim sein. Und gerade dabei sind doch immer wieder „Unregelmäßigkeiten“ aufgetaucht.

mfg
deconstruct

Hallo Klaus,

jetzt hast du glatt den Nagel auf den Kopf getroffen. Der Mann
hat Erfolg! Es würde keinen Menschen interessieren, woher von
Hagen seine Leichen bekommt, wenn er ein unbekannter Pathologe
wäre, der in seinem Institut Leichen plastiniert und der
Forschung zur Verfügung stellt.

Das stimmt wohl nicht. In Instituten dürfen nur Leichen verwendet werden von Leuten, die sich der Wissenschaft zur Verfügung gestellt haben.

Die Gesetzesgrundlage dazu:
„Leichen dürfen für anatomische Sektionen oder für sonstige Zwecke der Forschung und Lehre nur dann verwendet werden, wenn die schriftliche Einwilligung des Verstorbenen vorliegt.“

Namenlose Tote werden bestattet, systematischen Leichenhandel gibt es nicht mehr. Wenn mal sowas rauskommt, dann bekommt der zuständige Pathologe mächtig Ärger, aber an die Öffentlichkeit kommt sowas nicht.

Aber von Hagen ist ein Mann der Öffentlichkeit und seine Ausstellung stark umstritten, es ist also nur logisch und richtig, wenn an die Öffentlichkeit kommt, dass er mit zweifelhaften und in Deutschland verbotenen Mitteln arbeitet. Er ist da nicht der einzige, der ins Ausland geht, wenn er hier an Gesetzesgrenzen stösst (Industrie und Biotechnologie lassen grüssen).

Viele Grüsse, Nicola