Ausschellen

Hallo, zusammen,
was mir gerade im Zusammenhang mit Gandalfs Schelle einfällt:

Bis etwa Mitte der 50er Jahre ging bei uns im Ort mehrmals wöchentlich der Gemeindebote mit einer Handglocke um und verlas an strategisch günstigen Stellen Verlautbarungen und Be kannt machungen den andächtig lauschenden Dorfbewohnern. Für uns Dorfbuben war das immer ein Fest und wir begleiteten ihn von Station zu Station. Wir waren daher wohl auch die am besten informierten „Bürger“ unseres 800 Seelendorfes bei Bamberg.

Nach Ende des strengsten Besatzungsrechts allerdings gab es immer weniger auszurufen, so dass der „Gmabôt“ immer weniger „auszuschellen“ hatte und schließlich diesen Dienst ganz einstellte.

Grüße
Eckard

Schade, Eckard,

dass scriptor grad nicht aktiv ist, denn ich kriegs nicht mehr zusammen, was „verschellen“ in der Schweiz bedeutet.

Fritz

Grüezi Fritz

Es gibt scriptor noch, wenn auch in sehr arg lädiertem Zustand.
Bei uns wird „verschellen“ wie folgt gebraucht:
a) Ihn hat es verschället = ihn hats „verjagt“, wütend gemacht
b)Neujahrsbrauch, bei dem mit Kuhglocken die Häuser, Leute, Vieh verschället werden (Urnäsch!!!)primär in prot.Gebieten.
c)mit dem Velo, Motorrad auf die Schnauze gefallen

Die Vielfalt unserer Sprache ist einfach etwas Herrliches…

Gruss
Mäni

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:smile:
Hallo,

meine Mutter erzählte mir, dass es bei ihnen (immerhin freie Reichsstadt9 auch
noch einen Büttel gegeben habe, der ausschellte. Der war aber nicht ganz so
helle, ich weiß nicht mal, ob er lesen konnte oder nur auswendig lernte. Auf
jeden Fall hat ihm ein Spaßvogel auf dem Rathausm was aufgetragen, was er auch
getreulich ausführte: Es sollte vermeldet werden, dass wegen irgend eines
Feiertages oder hohen Besuches geflaggt werden sollte. und der Büttel rief
überall aus: „Wer an Fahna hat, soll-an raushenka, ond wer koin hat, soll-an
neihenka!“ (Wer eine Fahne hat, soll sie heraushängen, wer keine hat, soll sie
reinhängen!)

Gruß
Bolo2L

Wie schön, Mäni, von dir zu lesen!
Und die besten Wünsche zu deiner Wiederherstellung!
Fritz

Hallo, zusammen,

Grüß Gott!
In unserem Dorf läuteten auch Sterbeglocken. Dann hieß es von Nachbar zu Nachbar: „Horch, es schellt aus! Wer ist denn da gestorben?“
Grüße und Segen auf allen Wegen
Benedikt